Der Pulverdampf hat sich verzogen

 

Nachkriegszeit

Der so siegesgewiss begonnene Zweite Weltkrieg ist in der Eifel nach

Den harten Winterkämpfen

fast sang- und klanglos zu Ende gegangen.

 

Es erinnert an das Gedicht:

Der Trompeter von Gravelotte:

 

„Die mutig mit schmetterndem Grimme

uns geführt in den herrlichen Kampf hinein,

der Trompete versagte die Stimme.“

 

Jetzt erst beginnt unser wirkliches Leben!



Frühlingserwachen 1945



Osterhase

Metamorphose     

Zu Hause angekommen, wechsle ich schnellstens meine Uniform gegen Zivilkleidung Ich ziehe meine kurze Hose an und habe mich so in den Jungen zurückverwandelt, der vor etwa einem Jahr von zu Hause wegging. Die deutschen Soldaten sind über den Rhein abgezogen und die Amerikaner besetzen am 07. März 1945 das Dorf und erkennen in mir zweifelsohne einen Buben, „der noch zur Mutter gehört“. So soll es auch sein! An diesem 07. März erreichen die Amerkaner die unbeschädigte und kaum bewachte Ludendorffbrücke (Eisenbahnbrücke über den Rhein) bei Remagen und können so den ersten Brückenkopf auf der rechten Rheinseite bilden. Auf Umwegen kommt mir zu Gehör, man dürfe sich erst nach dem Abzug der amerikanischen Fronttruppen bei den dann folgenden Stellen der Militärregierung melden. Fronttruppen machen gerne Gefangene, deren Anzahl maßgebend für den die stolze Soldatenbrust schmückenden Orden sein wird..

Was mich verblüfft, ist die unerwartet große Materialüberlegenheit der Amerikaner. Das Benehmen der amerikanischen Soldaten ist in unserem Dorf problemlos. In den nächsten Tagen fällt den Amis die Eisenbahnbrücke von Remagen unbeschädigt in die Hände und nun ergießt sich ein Strom von Menschen und Material an dieser Stelle über den Rhein. Wir merken dies an dem unaufhörlichen Fahrzeugstrom, der sich über Schönau und das Ahrtal abwärts in Richtung Remagen bewegt. Kurze Zeit später schließen die Alliierten den Ruhrkessel. Ich helfe meinem Vater vorerst in der Landwirtschaft. Wenn ich dann, wie im Frieden, mit dem Ochsengespann vom Dorf aus bergan fahre, sehe ich in der Ferne in Richtung Ruhrgebiet hohe Rauchsäulen als letzte Zeichen eines unsinnig gewordenen Endkampfes. Dort im Ruhrkessel scheidet am 21. April 1945 der deutsche Generalfeldmarschall Walter Model, ein Meister der Defensive, nachdem er seine Soldaten offiziell vom Fahneneid entbunden hat, durch Selbstmord aus dem Leben.  Auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin wird er auf dem Soldatenfriedhof von Vossenack im Hürtgenwald / Eifel begraben, weil er „zwischen seinen Soldaten liegen wolle“.

 

Kapitulation und Ende der Kämpfe   



Deutsche Kriegsgefangene, vegetierend auf den feuchten Rheinwiesen bei Sinzig  



Nach und nach kehren die ersten ehemaligen Soldaten, die sich, wie ich, der Gefangennahme entzogen haben, nach Hause zurück: In abgetragener Arbeitskleidung, mit Heu- oder Mistgabel auf dem Rücken, so haben sie sich an den alliierten Militärstreifen vorbeigemogelt. Es ist der Umfang einer ganzen Armee, die sich auf diese Weise, oder quasi als Geisterarmee, oft mit Marschieren bei Nacht und Verstecken in den Wäldern bei Tage, nach Hause oder zu Bekannten im Westen geschlichen hat  Nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 08./09. Mai 1945 läßt die erste offizielle Rückkehr von Gefangenen nicht lange auf sich warten. Die Alliierten sind einfach organisatorisch überfordert, dieses auf feuchten Wiesen und Feldern kampierende, hungernde und  dahinsiechende Gefangenenheer zu versorgen. So kommen sie tagtäglich an: Ausgehungert, durchfroren, verlaust und mit wehen Füßen schleichen sie nach Hause. Aber viele Angehörige warten noch vergebens. Die große Zahl der Vermißten läßt sie weiter in banger Erwartung verharren.

 

Offizielle Entlassung              

Endlich ist es soweit. Um Normalisierung bemüht, werden die von mir als Geisterarmee bezeichneten, der Gefangennahme entgangenen Heimkehrer zwecks Registrierung und Erlangens eines offiziellen Entlassungsscheines von den Siegermächten zu eigens eingerichteten Sammelstellen beordert. Im Rahmen dieser Maßnahme erscheine ich mit vielen anderen Heimkehrern unseres Kreises in unserer Kreisstadt Euskirchen.

Wir werden hier, einzeln aufgerufen und in ein provisorisches Büro geführt, in echt soldatischer Manier von einem Militärarzt untersucht und von einem politischen Offizier entnazifiziert, sofern keine Verdachtsmomente dagegen sprechen. Auf der Rückseite meines Entlassungsscheines steht als Entlassungsdatum: 7.3.1945. Es ist das von mir auf Befragung angegebene Datum meiner Rückkehr ins Elternhaus. Diese „Entlassung ohne Entlassung“ im Niemandsland zwischen den nicht mehr auszumachenden  Fronten auf der Flucht vor der Gefangennahme durch die Amerikaner kann ich gut verkraften, eingedenk des Hungerns, Frierens und Massensterbens der deutschen Gefangenen, zum Beispiel auf den durchnäßten Rheinwiesen von Sinzig und Remagen als schlechter Alternative.

Langsam wird das Wetter versöhnlicher.

Ein schöner sonniger Frühling liegt auf dem entehrten, geschundenen, politisch und militärisch mißbrauchten Land. Ströme von Flüchtlingen ergießen sich, von Osten kommend, in unser geographisch  geschrumpftes Restdeutschland. In den Städten liegen Berge von Trümmerschutt. Was wird wohl aus uns werden? Um das ganze überhaupt seelisch zu verkraften, wird erst einmal Schnaps gebrannt, bis wir hierbei erwischt werden.

 

Wendehälse?

Es ist erstaunlich, ja sogar fast unglaublich, wie schnell sich die von den Alliierten entlassenen, in eine Art von Normalität zurückgekehrten Landser von Grund auf verändern. Kaum sind sie dem jahrelangen Gehorchen, das ja oft genug bis zur Selbstaufopferung ging, entronnen, werden sie von einer ungeheuren, bisher zurückgedrängten Lust nach Leben ergriffen. Es ist in etwa vergleichbar mit dem Frühlingserwachen der Natur nach einem lebensfeindlichen, allzu langen eisigen Winter. Das hat nichts mit Wendehalsmentalität zu tun. So klapperige ich abends auf unserem Radio die deutschen und ausländischen Sender ab, auf der Suche nach Musik, die mir rhythmisch in die dem Erwachsenwerden zustrebenden Glieder fährt und den Eindruck vermittelt, dass es so etwas wie Tanzmusik sei. „Ist das Tanzmusik?“ frage ich immer wieder meine Mutter. Woher soll unsereiner das wissen! Dann komme ich nach und nach dahinter, dass man selbst auf Marschmusik tanzen kann. Die wird zwar nicht mehr übers Radio gesendet, ist aber zuhauf auf den vorhandenen Schellack- Schallplatten, wie sie in fast allen Wohnungen herumliegen,  vorhanden. Dann mache ich ein altes Grammophon ausfindig und treffe mich an den Wochenenden mit Gleichaltrigen zu tanzähnlichem Hüpfen in der einen oder anderen Wohnung.  

 

Die ersten Bälle        

Dann beginnen die noch in der Eifel weilenden polnischen Zivilarbeiter, mit Genehmigung der alliierten Militärverwaltung die ersten Tanzveranstaltungen zu organisieren. Gehen wir hin? Selbstverständlich! Was nützt uns ein übertriebener Nationalstolz? Wir wollen leben. leben, leben!

Etwas ältere, eigentlich schon heiratsfähige Mädels, die wegen der vielen in Gefangenschaft weilenden Soldaten noch „auf der Warteliste stehen“, bringen uns Jüngeren die ersten Tanzschritte bei. Und bald werde ich als guter Tänzer gehandelt. Nach den Polen bekommen bald auch Deutsche die ersten Genehmigungen für das Abhalten der sogenannten „Bälle“. Was nutzen der Militärverwaltung schon unzufriedene Jugendliche?  Und die harmlosen Tanzvergnügen bilden sicherlich keine Gefahr für die Besatzungsmächte.



Pfingsten 1945 

Nun ist Pfingsten ja das Fest der Erleuchtung, verbunden mit der Fähigkeit, plötzlich in fremden Sprachen zu reden. Ähnliches geschieht heute, am Pfingstsonntag des Jahres 1945 mit meinem Vetter, der bis Kriegsende bei der Bubiflak war (Oberschüler im Fliegerabwehreinsatz), und mir. Nach einer Idee meiner Tante, als schlechten Witz erdacht, haben wir uns mit den von den Amerikanern in unserer Scheune zurückgelassenen Kleidungsstücken versehen: Zwei amerikanischen Stahlhelmen mit der Aufschrift MP, zwei Tarnjacken und zwei Gasmaskenbrillen. Wir sehen in dieser Aufmachung, insbesondere wegen der Gasmaskenbrillen, schlimmer aus, als die Moorgestalten in englischen Gruselgeschichten. Dazu haben wir noch den nicht mehr funktionsfähigen Lauf eines ehemaligen deutschen Luftgewehrs gefunden. Nun ist unser Dorf so abgelegen, daß sich niemand an die von der Militärregierung verordnete Polizeistunde hält, wonach ab 22 Uhr jeder sein Haus nicht mehr verlassen darf. Bei der Stille dieser Abende kurz nach Kriegsende ist das Geräusch eines sich nahenden Militärfahrzeuges schon sehr früh und auf große Entfernung zu hören.

Heute ist ein besonders schöner Abend, mit einer Temperatur, die sich genau auf der Schwelle zwischen Wärme und Abkühlung  eingependelt hat. Entsprechend rege ist das Dorfleben auf der Straße auch noch nach 22 Uhr. Wir, zwei falsche Amerikaner, verlassen unser Gehöft auf dessen Rückseite und biegen, aus einem Seitenweg kommend, in die Dorfstraße ein. In diesem Moment kommt eine Frau mit vollem Milcheimer aus dem Hoftor ihres Nachbarn, wo sie offensichtlich die Zentrifuge benutzt hat, stutzt- und verschüttet den ganzen Eimer. Die Milch läuft, die Dorfstraße weiß färbend, bis in die Gosse auf der gegenüberliegenden Seite. Ich muß gestehen, in diesem Moment hätte ich am liebsten unseren Unfug abgebrochen. Aber da hören wir, wie ein älterer Dorfbewohner ruft: „Wat mäht denn dat Marie met sengem Ämmer?“. Und in diesem Moment sehen wir vier gestandene Männer, die physisch in der Lage wären, aus uns beiden Kleinholz zu machen, von einer hohen Stützmauer auf die Straße springen und im nächsten Haus verschwinden. Wir stehen kurz drauf auch vor diesem Haus, in dessen Tür sich ein nach innen geöffnetes Gucklädchen  befindet. Dieses Lädchen ist nach außen durch ein formschönes Gitter gesichert. Mein Vetter steckt zu allem Überfluß den Gewehrlauf, der, wie ich erwähnte, nicht funktionstüchtig ist, durch dieses Gitter und klopft an der Tür. Darauf die Stimme des betagten Hausherren: „Einen Moment, meine Herren Amerikaner, ich mache sofort auf“. Wir gehen durch die inzwischen geöffnete Tür, laufen den Flur entlang und betreten die Küche. Dort sitzen drei Herren allesamt brav hinter dem Herd auf der Erde. Als uns der Hausherr fragend anblickt, kommt die besagte Sprachenbegabung wie das Pfingstwunder über mich und ich sage das auf, was entlang der Straßen und Wege auf den von den amerikanischen Minenräumkommandos aufgestellten Schildern steht: „Road and shoulders clear, twenty ft., Sie verstehen?“. Darauf alle vier Männer: „Nein, nix verstehen“.  Es wird langsam Zeit, daß wir die immer kritischer dreinblickenden Männer und das Haus verlassen.

In der nächsten Nebenstraße kommt eine Frau aus dem Stall und trägt die dort aus den Hühnernestern aufgesammelten Eier in ihrer mit einer Hand angehobenen Schürze über die Straße ins Haus. Mein Vetter: „Wieviel Hennen haben Sie?" Die Frau: „Sieben, meine Herren Amerikaner“. Mein Vetter darauf: „Wir retour, zwei für uns“. Die Frau geht in den Stall zurück, um die ältesten Hennen ausfindig zu machen. Selbstverständlich kehren wir nicht mehr um. Ein Fußweg führt uns unter Obstbäumen hindurch und entlang eines Heckenzaunes und plötzlich stehen wir vor einem nach drei Seiten umbauten Hof, der mit den Hausbewohnern und deren Nachbarn bevölkert ist. Man sitzt auf zwei Bänken und mehreren Stühlen beiderseits der offenstehenden Haustür. Plötzlich erheben sich alle wie auf ein Kommando und versuchen, rückwärts gehend, gleichzeitig durch die Tür nach innen zu verschwinden. Dabei fällt eine der Frauen, zwar, wie ich zu hoffen wage, ohne Verletzungen davonzutragen. Wir verschwinden schnell und überlegen krampfhaft, wie wir dem ganzen Spuk möglichst unauffällig ein Ende machen können. Es gibt nur eine Möglichkeit: Wir müssen auf dem kürzesten Wege wieder auf die Rückseite unseres Gehöftes gelangen und von dort in der Scheune verschwinden. Auf diesem „Rückzug“ begegnen wir dann noch einer Frau , die, wer will es ihr in dieser schweren Zeit verübeln, von einem Stelldichein kommt. Unser Anblick und ihr schlechtes Gewissen lassen sie wie der Blitz im nächstgelegenen Garten verschwinden. Um Mitternacht geht das trockene Wetter in einen Landregen über. Vom wohltuenden Geräusch dieses Regens wach geworden, steht der Sohn eines Landwirtes auf, um das auf den besagten Garten gehende, geöffnete Fenster zu schließen. Da entdeckt er eine Frauengestalt, die unter den Stachelbeersträuchern hervorkriecht  und, vollkommen durchnäßt, den Garten verläßt.

        Zu diesem Zeitpunkt gibt es im Dorf bereits keine falschen Amerikaner mehr. Die haben sich in einer Art Metamorphose in brave Jungs zurückverwandelt, die nur die eine Sorge haben, niemand möge erfahren, daß sie die Übeltäter des ersten Pfingsttages nach Kriegsende waren.

Etwa eine Woche später, die meisten haben wieder andere Sorgen, fährt die im Hof zu Fall gekommene Frau zum amerikanischen Kommandanten nach Euskirchen. Der findet die Geschichte zunächst unglaublich, läßt sie sich nochmals erzählen, um sie dann so amüsant zu finden, daß er in schallendes Gelächter ausbricht. Die Frau aber meint bekümmert, ihre Reise zum Kommandanten habe sich nicht gelohnt.

Später habe ich öfter darüber nachgesonnen, warum Menschen überhaupt einen solchen Unsinn machen. Nun, es war der Mangel an Abwechslung und spannender Unterhaltung. Da wir heutzutage mit Unterhaltungssendungen der Medien überschüttet werden, wird es vermutlich Streiche der geschilderten Art nie mehr geben.

 

 



Ein ganz normaler Herbst 1945

Glücklich zu werden ist des Menschen Streben hienieden.

Sein Unglück ist, daß er nicht weiß was Glück ist.

Es wäre eine Aufgabe der Wissenschaft herauszufinden,

wie des Menschen Glück beschaffen sein müsste,

damit er es sowohl erreichen als auch ertragen könnte.

 

Dieser Ausspruch des Schriftstellers Peter Bamm wird später mehr Aktualität besitzen als jetzt, wo man einfach glücklich ist, den Krieg überstanden zu haben und die Gelegenheit beim Schopfe ergreift, zuzupacken und den materiellen und geistigen Schutt der jüngsten deutschen Vergangenheit wegzuräumen. Zudem gibt es noch nicht jene Medienvertreter, die es als ihre Aufgabe ansehen, mit verengtem Blick Szenarien zu entwerfen, die nur Resignation erlauben und potentiell interessierte Menschen entmutigen. Von wem stammt dieser Satz?

Der Sommer hat zwar noch keine sichtbare Verbesserung für unser Volk gebracht. Auf den Plätzen der Städte bestimmen die Schwarzhändler das Bild. Eine einzige amerikanische Zigarette kostet zum Beispiel 9 bis 10 Reichsmark, für die einheimische Zigarette aus Pfälzer Tabak zahlt man 3 Mark. Aber da macht ja der Spruch die Runde:

„Es war einmal ein Räuber, der wohnte tief im Wald.

Er rauchte Pfälzer Tabak und starb bald.“

Die heimgekehrte Jugend stürzt sich wie wild in Umschulung und Studium     

Lebensmittel gibt es, in ungenügenden Mengen, nur auf Karten. Das gilt auch für offiziell, also nicht schwarz gekaufte Tabakwaren. Otto Normalverbraucher steht merklich weniger zu, als einem 

Flüchtlingselend auf Deutschlands Straßen             

Schwerarbeiter. So erzählt man sich in Köln, die über den Rhein führende provisorische Pattonbrücke, von der amerikanischen Armee als Pontonbrücke hergestellt, sei für die Normalverbraucher gesperrt, weil diese Gefahr liefen, zwischen den Ritzen der Holzbohlen hindurchzurutschen und im Rhein zu ertrinken.

Ein beachtenswerter Teil der heimgekehrten Jugend stürzt sich kopfüber in Lehre und Studium und an den Universitäten und Hochschulen sagt man, es sei noch nie vorher so intensiv gearbeitet worden. Aber es gibt noch nicht einmal Schreibpapier und so bemüht sich jeder persönlich, genügend alte Schriftstücke zu organisieren, deren Rückseiten für schriftliche Übungen und Arbeiten benutzt werden. Viele landverschickte Kinder irren auf der  Suche nach ihren Müttern oder auf dem direkten Heimweg, auf sich allein gestellt, quer durch Deutschland. Das muss später einmal den großmäuligen Bandleadern  und sonstigen Elternkritikern erzählt werden. Sind wir vielleicht manchmal zu extrem bereit, unseren Kindern „alles das zu ersparen“ und sie so zu einer verwöhnten und selbstgerechten Generation zu erziehen, die alles fordern darf und zu nichts verpflichtet ist?

An den Wochenenden sind die Züge mit Stadtbewohnern überfüllt, die sich auf Hamsterfahrt begeben haben, um auf dem Lande selbst die nur schwer entbehrlichen Sachen, wie Teppiche, Hausrat usw. gegen Lebensmittel einzutauschen. Das nennt man Hamstern. Die Menschen, die in den Wagen keinen Platz mehr gefunden haben, sitzen auf den Dächern  der Eisenbahnwagen oder stehen seitlich auf den Trittbrettern. Es ist einfach unglaublich und extrem gefährlich. Man denke nur an die Tunnels und entgegenkommenden Züge!



Auf Hamsterfahrt

Erste Dorfkirmes nach dem Kriege         

In unserem Dorf findet erstmals nach dem Kriege wieder dir traditionelle Herbstkirmes statt. Die ländlichen Kirmesfeste werden generell im Herbst abgehalten, also zu einer Jahreszeit, die den Bauern die ersten Einnahmen aus der Ernte beschert. Und so kann man mal wieder richtig feiern und die Sau aus dem Stall lassen. Vor dem Krieg hörte ich einmal, meine Öhrchen aufspannend, folgende Äußerung: „Auf der Kirmes im Nachbarort war in diesem Jahr nichts los. Es gab noch nicht einmal eine anständige Schlägerei.“ Unser Dorf hatte nie den Ruf einer Hochburg für Schlägereien. Aber im Suff gefallene verletzende Worte konnten sehr wohl zu gerichtlichen Auseinandersetzungen führen. So führte in diesem Jahr der Ausdruck: „Das ist der Föttchesfühler des Dorfes“ in Verbindung mit einer genannten Person zu einem monatelangen Prozeß. Wie gesagt, es ist ein ganz normaler Herbst.

 

Bucheckern als willkommene Öllieferanten       

Die Mutter Natur übt da viel mehr Mitmenschlichkeit aus und überschüttet die Böden der reichlich vorhandenen Buchenwälder in einem nie gekannten Ausmaß mit Bucheckern. Und so robben sie auf Knien über die Waldböden, Dörfler und Städter in voller Eintracht. Denn wo im Überfluss vorhanden ist, gibt es keine Habgier. In einem Dorf namens Stotzheim bei Euskirchen werden die Bucheckern in Ölmühlen gezwungen, ihr kostbares Öl  herzugeben. Der Einfachheit halber werden die abgelieferten Waldfrüchte direkt gewogen und gegen eine äquivalente Menge Öl eingetauscht. Wenn doch alles so reichlich und billig vorhanden wäre!



Die in diesem Jahr so zahlreich vorkommenden Bucheckern

enthalten zwischen 40 und 43 % Öl.

 



Zum Abschluß bemühen sich die Wälder, uns mit ihrer herbstlichen Farbenpracht zusätzlich zu erfreuen. Das gelingt naturgemäß nur bei den Menschen, die sich einen Nerv für das Schöne bewahrt haben. Die anderen sind realistisch genug, unrealistisch zu sein, also das kostenlos Dargebotene zu verschmähen.

Dann gibt die goldene Jahreszeit die Natur an einen harten Winter ab.

Kurz nachdem ich, ein „Veteran“ des jämmerlich zu Ende gegangenen Krieges, am 05. November 1945 (man bedenke) das 18. Lebensjahr vollendet habe, wird am 14. November in Nürnberg vor dem Internationalen Militärgerichtshof Anklage gegen 22 deutsche „Hauptkriegsverbrecher“ erhoben.

 

Ein ganz normaler Herbst?



Wir sind ja noch so jung

Das bei uns beliebteste Tanzlokal liegt in einem Wald weitab von den Ortschaften der Umgebung. Es hat den großen Vorteil, die Tanzpartnerin durch diesen Wald beschützend nach Hause bringen zu müssen. So lerne ich nach dem Krieg erstmals eine gewisse Romantik kennen. Und ich schenke meiner ersten Jugendliebe, es ist eine rein platonische Liebe, folgendes Gedicht:

Schlafe wohl, Du süße Freundin

in dieser Sternennacht.

Das Glück, das ich so nie gekannt,

hat heute mir gelacht.

Die Abendwinde spielten sanft

in Deinem blonden Haare

Und bei des Mondes fahlem Schein

erglänzten unsre Augenpaare.

Wenn einst ein Sternenhimmel spannt                                    

sich mit jener Pracht

wie heut’, da Du an meiner Hand

geschritten durch die Nacht,

dann denke stets an mich zurück, der ich, in weiten Fernen,

vielleicht in diesem Augenblick

auch schaue zu den Sternen.

Dort treffen unsre Blicke sich

mit einem leisen Ahnen                                                                           

und mein´ Gedanken gehen zu Dir                                                                  

auf weiten, stillen Bahnen.                                                                     

 



Die hübschen Mädchen haben mich wohl ganz aus der Fassung gebracht. Wie das passieren konnte, weiß ich selber nicht!



Was soll’s, dass dieses eigene Gedicht keinen Anspruch auf Dichtkunst erheben kann. Es kommt von Herzen und wird dieses Mädel bis ins hohe Alter an diese Zeit eines zarten Frühlings erinnern. Dieser Frühling heilt viele Wunden, die unsere jungen Herzen in einer unbarmherzigen Zeit davongetragen hatten.

Oh, diese Amerikaner  

Einer meiner Vettern erscheint trotz des lauwarmen Frühlingswetters im Kleppermantel zu den sonntäglichen Tanzveranstaltungen. Dieser Mantel verdeckt stets eine Weinflasche, deren Inhalt er mit mir und einigen Mädchen teilt. Monate später erzählt meine Tante, also seine Mutter , bei uns zu Hause: „Ja, ja, diese Amerikaner! Die haben doch in unserem Keller sämtliche Weinflaschen leer getrunken und dann auch noch mit Wasser gefüllt, so daß wir bisher davon nichts bemerkt hatten.“ Ja, mein Vetter fand mit diesen Weinflaschen bei den jungen Damen mehr Aufmerksamkeit, als mit seinem Klavierspiel, das er dem Tanzen vorzog. Ich dagegen bin jetzt einer der eifrigsten Tänzer und bleibe in den Tanzpausen an oder in der Nähe der Tanzfläche stehen, statt auf einer der Bänke Platz zu nehmen. So bin ich in einer günstigen Ausgangsposition für den nächsten Tanz und die ausgewählte junge Dame. Und dann spielt die Kapelle eines der soeben aufgekommenen neuen Lieder, wie:

„Ich nenne alle Frauen Baby,

ach das ist so unerhört bequem.

Ich brauch´ sie nicht zu registrieren,

ja, das ist so angenehm.“

Ja, diese Mädchen !

Dass  ich, wie das Lied Glauben machen will, alle Frauen Baby nenne, ist stark übertrieben. Mich interessieren zunächst einmal die gleichaltrigen und 1 bis 2 Jahre jüngeren Mädels, die man beileibe nicht als Frauen bezeichnen kann. Und dann wende ich mich, um den Kreis der Angebeteten einzuschränken, bevorzugt den zur weiteren Verwandtschaft zählenden jungen Damen zu, mehr aus Bequemlichkeit, als wegen einer besonderen Anziehungskraft der Auserwählten. Das läuft dann, zum Beispiel beim Tanzen, etwa wie folgt ab:

Ich: „Ich glaube wir sind weitläufig verwandt. Wenn ich mich nicht irre, sind unsere Mütter Kusinen.“

Die Tanzpartnerin: „ Ach, das ist aber interessant und zudem Grund genug, daß wir uns von vorne herein duzen.“

Gemeinsam: „Duzen wir uns.“ Bützchen..... (Dialekt für Küssen). Schneller geht’s nicht.

So zähle ich bald zwei Verwandte dritten Grades zu meinen Freundinnen. Und hübsch sind sie auch; vom Temperament erst gar nicht zu reden.

In der Liebe gibt es noch keine „erfüllte Zeiten“             

Aber es sind zunächst mehr platonische Liebesabenteuer, zwar mit einem starken Drang, ein wenig darüber hinaus zu gehen. Doch in jenen Tagen besteht noch nicht der gesellschaftliche Zwang, sich auf diesem Gebiet über den jeweiligen Reifegrad hinaus vor aller Welt beweisen zu müssen.  Und  das Wort Sex, das später einmal zum Dauerthema von einschlägigen Illustrierten, Boulevardblätter und Schweine-TV werden wird, ist uns vollkommen unbekannt. Sicherlich hat man schon in Gedanken erfaßt, wo die verschiedenen körperlichen Unterschiede zu suchen sind, zumal einige handgreiflich zu Tage treten. Mehr zunächst nicht. Zunächst! Auch die (im Vergleich zu mir) älteren Jungen und Mädchen reden nicht von Sex; sondern genießen das, was sich dahinter verbirgt, unausgesprochen, insgeheim und in vollen Zügen. Denn es gibt bereits den abgewandelten Spruch: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Gebüsch.“ Aber die Heranreifenden betrachten das, was sie hinter der Hecke suchen, nicht als ein Muß, eine Verpflichtung, um der ansonsten zu erwartenden Frage verschämt auszuweichen: „Wie, du hast noch keine geschlechtliche Praxis? Man muß!“  Nein, soweit ist der Fortschritt in unseren romantischen Tagen noch nicht gediehen. Nichts ist knallhart. Aber es ist wunderbar aufregend. Eben ein natürliches Reifen.

Romantische Tanzvergnügen         

Obwohl auf den Tanzveranstaltungen auch die moderne Musik wie Swing in the mood und Schwarzer Panther nicht zu kurz kommt und von uns jungen Tänzern begeistert in entsprechende Bewegungen umgesetzt wird, werden doch immer wieder die altbekannten Walzer zum Mitsingen und engem Tanzen zwischengeschoben. So ist das Lied von der schönen Eifelländerin besonders beliebt. Da keiner von uns den genauen Text kennt, übertönen wir eventuelle Ungenauigkeiten durch Lautstärke wie folgt:

 

Tief im Eifelland steht ein Bauernhaus gar hübsch und klein.

Und in diesem Haus wohnt ein Mägdelein so jung und fein.

Und dieses Mägdelein

gehört nur mir allein:

Die schöne Eifelländerin.

 

Und auf Bergeshöh’n, wo die Tannen stehn, dort pfeift der Wind.

Und im tiefen Tal rauscht der Wasserfall, das Bächlein rinnt.

Dort ist mein Heimatland, wo ich mein Glück einst fand,

im schönen herrlichen Eifelland.

 

Und kommt einst der Tag, an dem ich Hochzeit hab im Eifelland.

Dann nehm’  ich meine Braut, die ich mir anvertraut, die schöne Eifelländerin.

 

Jetzt sind alle im Saal aus dem Tritt gekommen. Flugs intoniert die Kapelle ein neues Lied:

Schön war  die Jugend
Schön war die Jugend bei frohen Zeiten, schön war die Jugend, sie kommt nicht mehr.

 

Sie kommt, sie kommt nicht mehr, sie kommt nicht wieder her,

schön war die Jugend, sie kommt nicht mehr.

 

Es blühen Rosen, es blühen Nelken und all die Blumen sie welken hin.

Drum sag ich’s noch einmal: Schön war’n die Jugendjahr’!

Schön war die Jugend, sie kommt nicht mehr.

 

Es blüht der Weinstock und er trägt Reben und aus den Reben fließt güld’ner Wein.

Drum sag ich’s......und so weiter  (Ist ja gut!)

 

Als dann eines Tages ein bereits zu Beginn des Afrikafeldzuges, also im April 1941, in der libyschen Wüste in britische Gefangenschaft geratener Schönauer kurz nach seinem langjährigen unfreiwilligen Aufenthalt in Kanada und glücklichen Heimkehr mit seiner Frau im Tanzsaal auftaucht, spielt die Musikkapelle spontan das Lied: Gefangen in maurischer Wüste. Diese beiden Menschen tanzen diesen Walzer allein. Jeder andere im Saal fühlt, das er jetzt nichts auf der Tanzfläche zu suchen hat. Der Tanz gilt nur ihnen: Dem überglücklicher Heimkehrer und der nicht minder glücklichen Gattin, die in all den langen Jahren treu auf ihn gewartet hat. Aber alle singen das zu Herzen gehende Lied von der Schwalbe, die inmitten einer lebensfeindlichen Wüste einen Gruß von den grünen Auen der fernen Heimat bringt.

So, ich denke wir wollen den Text, der bald durch die schmissigen neuen Lieder abgelöst wird, hier für die Nachwelt festhalten. Also:

Gefangen in maurischer Wüste

liegt ein sterbender Fremdenlegionär.

Die Augen nach Norden gerichtet,

seine Heimat die sieht er nicht mehr.

 

Teure Schwalben,

aus Frankreichs grünen Auen

bringt mir den Gruß

aus fernem Heimatland.

Ach wär’s mir doch vergönnt,

die Heimatflur zu schauen.

Bringt mir ein’ Gruß

aus fernem Heimatland,

bringt mir ein’ Gruß, ein Gruß,

aus fernem Heimatland.

 

Schon zweimal ist’s Frühling geworden,

und sie hab’n mein Gebet nicht erhört.

Die Schwalben, sie zogen nach Norden.

Ohne Gruß sind sie wiedergekehrt

 

Teure Schwalben,

aus Frankreichs grünen Auen,

die ihr den Weg

durch Meer und Wüste fand’t,

euch sei’s vergönnt, vergönnt,

die deutsche Flur zu schauen

Bringt mir ein Gruß aus fernem Heimatland,

bringt mir ein’ Gruß, ein’ Gruß aus fernem Heimatland.

Und jenseits, am Ufer des Rheines,

wo die schönsten Jahre entfloh’n.                                       

Dort sitzt eine Mutter und weinet

um den lange entschwundenen Sohn.

 

Teure Schwalben,

aus Frankreichs grünen Auen,

bringt mir ein’ Gruß

aus fernem Muttermund.                                                            

Ach wär’s mir doch vergönnt,

die deutsche Flur zu schauen.

Bringt mir ein’ Gruß

Aus fernem Heimatland,

bringt mir ein’ Gruß, ein’ Gruß

aus fernem Heimatland.

.

            

Menschliche Hilfe und leere Versprechungen     

An den Wochenenden sind die Züge nach Münstereifel überfüllt mit hungernden Stadtmenschen, die auf „Hamstertour“ gehen. Sie stehen selbst zwischen den Wagen auf den Puffern oder sitzen als Menschentrauben auf den Dächern der Waggons. Meine Mutter stellt dann einen Sack voller Kartoffeln in den Hof und gibt grundsätzlich jedem, der anklopft, eine angemessene Portion. „Ich habe noch nie jemand abgewiesen“ , sagt sie später einmal zu mir. Und das gilt generell. Als der Schuhmacher unseres Dorfes aus der Gefangenschaft zurückkehrt, ist sein durch Fliegerbomben zerstörtes Haus nicht mehr wiederzufinden und seine bei dem Fliegerangriff zu Tode gekommene Frau ruht bereits auf dem Friedhof. Er spricht meine Mutter an und erhält bei uns eine vorübergehende Bleibe, bis er eine neue Bindung eingeht. Man bedenke: Zusätzlich zu den noch immer bei uns einquartierten Verwandten. Während der Woche klopfen hin und wieder gewiefte Beamte an, die sich nach den Sorgen und Wünschen der Dorfbewohner erkundigen und diesen dann, auf die geäußerten Probleme eingehend, Versprechungen machen und Hilfen in Aussicht stellen. Für diese im wahrsten Sinne des Wortes „leeren Versprechungen“ werden sie eigentlich immer mit Produkten der Landwirtschaft fürstlich belohnt. So auch in meinem Falle. Man verspricht meinen Eltern, sich für Fortsetzung und Abschluß meiner Lehre als Technischer Zeichner einzusetzen und vergißt dieses Versprechen, sobald man das Dorf verlassen hat.

 

Wir alle machen in unserem Leben große Wandlungen durch, die mehr oder weniger eine neue Chance sind.

 

Wo war ich im Frühjahr 1944 stehengeblieben?       

Nachdem ich, im Gegensatz zu meinen Eltern, sehr schnell die Nutzlosigkeit dieser Verfahren eingesehen habe, schreite ich zur Eigeninitiative. Ich fahre mit dem Fahrrad zur Maschinenfabrik in Bad Münstereifel und treffe den Fabrikanten, an seinem Auto mit Holzvergaser bastelnd, vor der Fabrik an. Ich schildere ihm meinen Wunsch, schnellstens meine Lehre zu beenden, egal welche Arbeit ich in Wirklichkeit in seiner total ruhenden Fabrik verrichten muß. Er erinnert sich, während meiner Lehre einmal meinen im Rahmen eines Berufswettkampfes geschriebenen Fachaufsatz gut benotet zu haben und stellt mich auf der Stelle ein. Jetzt packt mich der Ehrgeiz. Zum einen fange ich bereits am nächsten Tag in der Maschinenfabrik an, zum anderen stöbere ich in der zerstörten und unter Wasser stehenden, zur Fabrik gehörenden Werkswohnung  durchnäßte Hefte des Fernkursus „Mein Weg zur Ingenieurschule“ auf. Ich trockne sie mit äußerster Vorsicht. Der leicht modrige Geruch erzeugt in mir so etwas wie ein anheimelndes Durchhaltegefühl. Was konnte eine einzige Bombe nicht alles zerstören! Aber in den Ruinen und unter durchlässigen Dächern krame ich nach den ersten Hilfsmitteln für einen neuen Start ins Berufsleben und spätere Studium.

Dann radle ich nach der Kreisstadt Euskirchen und erfahre dort, die Kreisberufsschule sei noch nicht wiedereröffnet, wohl aber die in Bonn. Den alten Berufsschullehrer treffe ich vor dem Euskirchener Bahnhof und er erklärt mir mindestens eine Stunde lang, dass er trotz des stets sichtbar getragenen Parteiabzeichens nie ein Nazi gewesen, sondern in seinem Herzen immer ein überzeugter Sozialdemokrat geblieben sei. Vor mir hatte er dasselbe bereits einem anderen ehemaligen Berufsschüler deutlich gemacht und nach mir erwischte er ein weiteres Opfer seiner Mitteilsamkeit. Für wahr, er bereitete ohne Zweifel seine Entnazifizierung vor

Nun radle ich auf seinen Vorschlag hin nach Bonn und melde mich auf der dortigen Berufsschule an. Der Unterricht findet montags früh statt und erfordert in der Folge von mir folgende Anreise:

Sonntagnachmittags Fahrt mit dem Fahrrad bis zur Bahnstation in Bad Münstereifel oder, wegen einer gesprengten Eisenbahnbrücke zum nächsten Bahnhof in Iversheim, Fahrt mit dem Zug von hier bis Euskirchen, Übernachtung in Euskirchen bei Bekannten, Montag früh Fahrt mit dem Zug von Euskirchen nach Bonn. Die Tanzvergnügen an den Sonntagen muß ich bis zum Ablegen der Facharbeiterprüfung im Frühjahr1946 verschieben.



Tanzkränzchen und neue Mode "New Look"

Facharbeiterprüfung

Mit der Facharbeiterprüfung als Technischer Zeichner an der Industrie- und Handelskammer Bonn (die Euskirchener ist noch geschlossen) am 31. Mai 1946 endet meine Tätigkeit bei der Bohrmaschinenfabrik Hettner in Münstereifel. Jetzt bemühe ich mich um ein Studium an der Staatlichen Ingenieurschule Köln. Es wird ein harter Kampf um die Zulassung.

Jetzt bestimmen äußere Umstände meinen Berufsweg.         

Zwischenzeitlich erkundige ich mich bei der Staatlichen Ingenieurschule in Köln nach den Aussichten für eine Aufnahme des Studiums. Diese gibt mir schriftlich Bescheid, die Fachrichtung Maschinenbau sei auf Jahre hinaus überfüllt durch den Andrang von meist schon verheirateten und mit Kindern gesegneten Reserveoffizieren, die noch ohne Beruf seien und vorgezogen würden. Mir wird empfohlen, nach bestandener Facharbeiterprüfung eine zweijährige Umschulung auf Versorgungstechnik bei einer Firma für Gas-, Wasser-, und Wärmeversorgung zu absolvieren. Eine sehr rührige Dame bei der Industrie- und Handelskammer Bonn besorgt mir eine entsprechende Einstellung bei einer Kölner Firma für das kommende Jahr. Vieles liegt noch vor mir, aber ich habe meinem Leben wieder Richtung und Ziel gegeben. Und diese Art von Kämpfen macht mir Freude!

Sicherlich steckt man ein Ziel höher, als die Wahrscheinlichkeit, es zu erreichen. Oder: Die Welt und unser mögliches Leben sind immer mehr, als das Schicksal und unser tatsächliches Leben. Es wäre unsinnig, ein Kind zu fragen, ob es Rheuma hat.

 

Und die Schönheit des Frühlings soll man nicht mit Reden vom kommenden Winter in Frage stellen.



Neuer Frühling

Ein Frühling voller Hoffen, Sehnen,                Noch nie gab es so viele Bälle

mit Sphärenklängen, neuen Tönen,                und Küsse auf der Haustürschwelle.

belebet, noch benommen,                             Durch Altenahrer Straßen*,

den, der “davongekommen”.                         da wogen Menschenmassen.

 

Schnell wandern Fahnen, Ehrenkleider,           Es wogen Gräser und der Flieder.

zum Färben und vertrauten Schneider,            Des Fräuleins Busen wogt im Mieder.

um optisch kundzugeben:                              Und die den Wein genossen,

“Wir wollen endlich leben!”                             sind reif für lust’ge Possen.

 

Was früher schwarz-weiß-rot geflattert,           Solch’ Ungebundenheit erlangen,

wird jetzt im Handumdrehn vergattert,            die vorher noch beim Gleichschritt

                                                                   sangen.

zum Tanzkleid für die Dame.                          Jetzt singet man vom Weine,

Mariechen ist ihr Name.                                  von Mosel, Ahr und Rheine

 

Die läßt sich froh zum Tanze werben,               Ob man nun flirtet oder schunkelt:

von einem Rock, der kommt vom Färben.        Des abends wird nicht mehr

                                                                    verdunkelt,

Und beide sich abmühen,                                es sei denn zum Vergnügen,

zu Foxtrott-Melodien.                                      um Arm in Arm zu liegen.

 

                                     So geht der Frühling durch die Lande.

                                     Und Manche knüpfen zarte Bande,

                                     die nimmermehr erkalten,

                                     und lebenslänglich halten.

*) Nach Kriegsende wird Altenahr zum Mekka all jener, die mal einen “drauf machen” wollen. Der recht junge Wein tut ein Übriges dazu. Und da die Lokale überfüllt sind, spielt sich die überschäumende Fröhlichkeit auf der Straße ab.

 

 

 

 



Das nördlichste Rotweinanbaugebiet Deutschlands: Die Ahr zwischen Altenahr und Bad Neuenahr



Burg Are bei Altenahr. Hier beginnt das Rotweinanbaugebiet.

Die Ahr

 

Vom Rheine kommend, weingelaunt,         Das passt so recht zu ihrem Wein,

hab‘ ich den Ahrgau froh bestaunt,            der, reich genossen, geht ins Bein,

mit seinen steilen Hängen.                        dich führet fremde Wege.    

 

Wo Hochgewächs und Ahrburgund‘             Drum bleib‘ beim Wein auf deiner Hut

gedeihen selbst auf kärgstem Grund,          und komme nicht im Übermut

sich zwischen Felsen zwängen.                   Rivalen ins Gehege.

 

Von solchen Bildern irr gemacht,                 Was du beim Ahrwein hast geträumt,

hab‘ ich die Ahrquell‘ mir erdacht,                ist später wieder weggeräumt,

umrankt von edler Sorte.                            vom stinknormalen Leben.

 

Die Ahr jedoch hat mich geneckt,                 Doch nicht in jedem Eifeltal,

und ihren Quell gewitzt versteckt                  das wunderschön ist- allemal,

im Blankenheimer Orte.                               gibt’s hochgewachs’ne Reben.

 

                                                                                

                   Und kommst du mal nach Blankenheim,

                   dann mach‘ dir deinen eignen Reim,

                   bedenk‘ vor allen Dingen:

 

                   Wo sonst auf dieser weiten Welt,

                   gibt’s noch ‘nen Fluß, dem es gefällt,

                   im Stalle zu entspringen.?

 



Hier in Blankenheim hat sich also die Ahrquelle versteckt

Mai 1945, die erste Zeitung nach dem Zusammenbruch

 

Für den Bereich der zum Regierungsbezirk Köln gehörenden Nordeifel gibt die amerikanische 12. Heeresgruppe eine Zeitung unter dem Namen „Kölnischer Kurier“ heraus. Hier einige Auszüge. Einige schlecht lesbare Passagen werden auf den folgenden Seiten vergrößert wiedergegeben.



Kölnischer Kurier

Weitere Artikel, erste Zeitung...



Franz Werfel: „Rettung der Seelen“



Ein letzter Auszug aus der ersten nach dem Zusammenbruch erschienenen Zeitung, herausgegeben von  der amerikanischen 12. Heeresgruppe unter dem Namen „Kölnischer Kurier“. Franz Werfel, der berühmte Dichter deutscher Zunge beschwört hier etwas, das die meisten Deutschen in den ersten Nachkriegsjahren beherzigen. Wie zukunftsfroh stimmt es mich, wenn ich zum Beispiel auf der Bahnfahrt von Bonn nach Euskirchen, auf den Puffern zwischen den Eisen-bahnwagen stehend (die überfüllten Waggons sind ohnehin ohne Fensterscheiben), zwei Männer in derselben waghalsigen Lage neben mir über die gelungene Aufführung einer Mozartmesse im Bonner Münster diskutieren höre. Aufbruch in einer schwierigen, ja mißlichen  Lage, aber in einem neuen Geist, nachdem der Ungeist spukartig aus dem Leben der Deutschen verschwunden zu sein scheint. Braucht die Welt also für die weitere Zukunft keine Angst mehr vor uns „unheimlichen Deutschen“ zu haben? Oder werden die Meinungsbildner der kommenden Medien statt der Juden  eine andere Gruppe, Minderheit oder Religion ausgrenzen und dabei, auf die Praktiken des nationalsozialistischen Hetzorgans „Der Stürmer“ zurückgreifend, der Lächerlichkeit preisgeben. Noch sieht es nicht so aus.

Franz Werfels veröffentlichten Beitrag in dieser Zeitung werde ich wegen der schlechten Qualität von Papier und Druck nachstehend wortgetreu wiedergeben:

 

Es ist eine furchtbare Prüfung, durch die Ihr gehen müßt, deutsche Menschen, eine Prüfung ohne Muster und Beispiel in der Weltgeschichte. Nicht, daß Eure stolzen Armeen zerschlagen und gefangen sind, nicht daß Eure blühenden Städte in Trümmern liegen, nicht daß Millionen von Euch aus ihren verkohlten Wohnstätten vertrieben, obdachlos und hungrig über die Landstraßen wandern, nicht in all diesem materiellen Elend, wie grauenhaft es auch ist, liegt die furchtbare Prüfung, der Ihr unterworfen seid. Dasselbe Elend, das Euch jetzt hohläugig durch Ruinen jagt, habt Ihr den anderen Völkern Europas kalten Herzens selbst bereitet, und habt Euch nicht einmal umgesehen nach dem Jammer, der Euer Werk war. Die Völker haben diesen Jammer überdauert. Auch Ihr werdet den Jammer überdauern, unter einer einzigen Bedingung freilich, daß Ihr Eure Seelen rettet. Und dies ist die furchtbare Prüfung und die große Frage: „Wird Deutschland seine Seele retten?“

 

Die Grundbedingung für diese Seelenrettung ist objektive Erkenntnis des Geschehenen und subjektive Erkenntnis der Schuld. Deutsche Menschen, wißt Ihr, was durch Eure Schuld und Mitschuld geschehen ist in den Jahren des Heils 1933 bis 1945- wißt Ihr, daß es deutsche Menschen waren, die Millionen und Millionen friedfertiger, harmloser, unschuldiger Europäer mit Methoden umgebracht haben, die den Teufel selbst schamrot machen würden? Kennt Ihr die Bratöfen und Gaskammern von Maideneck, den Jauchenberg verwesender Mordopfer in Buchenwald, Belsen und hundert anderen Höllenlagern? Wißt Ihr von den Dünger- und Seifenfabriken, die in der Nähe mancher Lager errichtet wurden, damit Menschenfett und Menschenknochen der Volkswirtschaft nicht verlorengehen? Habt Ihr gehört von der Frau des Lagerkommandanten, die transparente Lampenschirme aus Menschenhaut als „Heimschmuck“ bevorzugte?

 

Viele Deutsche erbleichen und wenden sich ab und murmeln: „Was habe ich damit zu schaffen?“ Das ist es ja gerade: Ihr habt zu schaffen damit, jeder einzelne unter Euch.. War jemals die Weltgeschichte das Weltgericht, das Gottesgericht, so war sie es jetzt und hier. Habt nicht Ihr von Eurer „Volksgemeinschaft“ geprahlt, in welcher das Individuum nur ein fanatisches Atom ist, das bedingungslos dem Ganzen dient? Nicht einzelne Verbrecher haben also jene Greuel begangen, sondern die „Volksgemeinschaft“ in Person, wo das Ganze für jene und jeder für das Ganze einsteht. Das Verbrechertum des Nationalsozialismus und die unsagbare Verrohung des deutschen Wesens sind logische Folgen der frechen Teufelslehren, die vom „Recht des Stärkeren“ schwärmen und behaupten, Recht sei einzig und allein das, was dem Volke, das heißt, ein paar Bonzen und Gaunern, nützt. Nichts kann es ungeschehen machen, daß Ihr diese Teufelslehren nicht nur angenommen, sondern ihnen zugejubelt und sie mit Feuer, Eisen und Blut verteidigt habt, und daß in Eurer Mitte außer dem Pastor Niemöller kein einziger Mann sichtbar wurde, der Gott für mehr achtete, als die Gestapo. Niemals hat ein unheroischeres Geschlecht mit heroischer Weltanschauung geprotzt. Das ekelerregende Benehmen Eurer Führer, Bonzen und Generale offenbart vor Euren Augen nun die ganze Lüge.

 

„Tröste, tröste, mein Volk“ ruft der Prophet Jassapah in der Bibel, der Ihr Euch jetzt vielleicht wieder zuwenden werdet. Jedes Volk besitzt seinen „Trost“, den ihm keine Niederlage rauben kann. Es sind die guten Geister, die aus ihm im Laufe der Geschichte hervortreten, um vor Gott und der Welt für seine heilige Bestimmung zu zeugen.

Deutsche Menschen, in dieser schrecklichen Stunde der Prüfung gedenket mit Demut und Dankbarkeit Eurer heiligen und großen Meister, die in der Ewigkeit für Euch zeugen. Sie allein können die Schmach von Euch nehmen. Im Angesichte Gottes, der alles vorübergehen läßt und so auch diese Stunde.

 

 



Franz Werfel, Federzeichnung von Ludwig Meidner

 

 



Nachtrag: Am Ende des 20. Jahrhunderts werden einige Größen des französischen Geisteslebens ihrer Befürchtung Ausdruck geben, die größte Gefahr für das Deutsche Volk sei seine Kulturlosigkeit.

Franz Werfel, in Prag geborener österreichischer Schriftsteller, emigrierte 1938 in die USA und schrieb als Dank für seine Rettung vor den Nationalsozialisten und als Ausdruck seiner Hinwendung zum Katholizismus den Roman: „Lied von der Bernadette“.

 

 



Erste Bocksprünge

 

Wechselvolle,

liebestolle

Zeit der ersten Abenteuer.

 

Mädchen geizen

nicht mit Reizen

und entfachen wilde Feuer.

 

Geh’n beim Tanze

klug aufs Ganze

lassen sich „nach Hause bringen“,

 

wo die Schönen

dich verwöhnen

und in ew’ge Fesseln zwingen.

 

Bist du helle

und auch schnelle,

kannst du ihnen noch entflieh‘n.

 

Wirst dann reifen

und begreifen,

dass noch viele Rosen blüh’n.

 

 

 

 

 



Das Ziel verfehlt

 

Es drängt mich, von einem Missgeschick ganz besonderer Art zu berichten. Nun, im Grunde ist die Zeit nach Kriegsende in Deutschland voller Missgeschicke, denn nichts will so richtig klappen. Eigentlich ist diese Zeit für unser besiegtes Volk und für jeden Einzelnen von uns ein einziges riesiges Missgeschick: Eine Zeit des Wartens mit Hoffen und Bangen, in der erst nach und nach einige Keimlinge der Zuversicht fast ängstlich nach einem wärmenden, neues Wachstum verheißenden  Frühling Ausschau halten. Auch ich befinde mich in einer lang anhaltenden und immer länger werdenden Warteschlange von Anwärtern auf das Ingenieurstudium. Also habe ich genügend Zeit, um an diesem diesigen, kühlen und unfreundlichen  Freitag meiner Tante behilflich zu sein. Sie bittet  mich um den Gefallen, mit ihr von der Eifel nach Bonn zu einem Gespräch bei der dortigen Filiale der Landwirtschaftskammer zu fahren und sie beim Vortragen eines wichtigen Anliegens zu unterstützen.

Wir fahren also gemeinsam mit dem Postbus von Schönau zu der zwischen Münstereifel und Euskirchen verkehrenden „Bimmelbahn“, die vorerst wegen einer noch zerstörten Bahnbrücke erst ab dem nächsten Bahnhof fahren kann und  die uns im gemütlichen Trott bis zu eben dieser unserer Kreisstadt Euskirchen bringt. Die durch Kriegseinwirkung beschädigten Zugfenster sind notdürftig mit Kartonpappe, die sich durch den Regen schon wieder bedenklich auflöst, „geflickt“. Wie immer bei diesen Bahnfahrten, nimmt irgendein Fahrgast die luftigen Fenster zum Anlass, den Ausspruch Hitlers zu zitieren: „Ich verschaffe dem deutschen Volk Licht, Luft und Sonne.“ Ich kann derartige Gemeinplätze nicht mehr hören! Hier in Euskirchen heißt es, auf den von Düren über Euskirchen nach Bonn fahrenden Zug umzusteigen. Aber hier, auf diesem Umsteigebahnhof mit seinen noch nicht reparierten Bombenschäden und den dem Wind ausgesetzten, unüberdachten, sehr zugigen Bahnsteigen, ereilt mich das Missgeschick. Nicht dass ich mich hier auf den sogenannten Holzweg begeben hätte. Nein! Denn ein Holzweg ist ein ausschließlich der Holzabfuhr dienender Waldweg, der nicht der Verbindung menschlicher Ansiedlungen dient. Im übertragenen Sinne befindet man sich dann auf dem Holzweg, wenn man sich irrtümlich auf den falschen Weg begibt, sich also irrt. Aber das trifft hier nicht zu. Nein, statt auf einen Holzweg, begebe ich mich ganz woanders hin. Und das kommt so:

Zunächst wird über den über unseren Köpfen baumelnden Vorkriegslautsprecher krächzend, aber deutlich hörbar angekündigt, der aus Richtung Düren kommende Zug nach Bonn habe zirka eine Stunde Verspätung. Also kaufe ich mir eine Zeitung und begebe mich zur windstillen Toilette. Die dort mit dem Reinigen der Herrentoilette beschäftigte Reinigungsfrau will sich nicht von mir stören lassen und befördert mich resolut und kurz entschlossen auf die zu dieser Zeit nicht benutzte Damentoilette. Dort schließt sie hinter mir die Tür. In der wohligen Wärme dieses Häuschens stiller Besinnung lasse ich mir viel Zeit, die ich ja laut Durchsage reichlich zur Verfügung habe.

Nach geraumer Zeit habe ich die wesentlichsten Kapitel der Zeitung gelesen und begebe mich nun wieder wohlig durchwärmt nach draußen und zwar auf einen menschenleeren Bahnsteig, der doch vorhin noch schwarz voller Reisender war. Von einem griffbereiten Bahnbeamten erfahre ich, der Zug sei entgegen der Lautsprecherdurchsage doch pünktlich gewesen und befinde sich jetzt bereits auf dem Weg nach Bonn. (Anmerkung: Mit Tante natürlich, aber ohne mich.)

Ich nehme den nächsten Zug zurück nach Münstereifel, der dort auch sofortigen Anschluss an einen Postbus nach Schönau hat, und betrete unerwartet früh wieder mein Vaterhaus. Auf die Frage meiner völlig überraschten Mutter, die mich zu dieser frühen Stunde noch nicht zurück erwartet, wo ich denn gewesen sei, kann ich nur lapidar antworten: „In Euskirchen auf der Bahnhofstoilette.“ Kopfschütteln!

Abends kommt meine Tante zurück und fragt, ein wenig böse, ebenfalls: „Wo bist du eigentlich gewesen? Ich habe dich verzweifelt, aber erfolglos auf der Herrentoilette gesucht, dort die urinierenden Männer erschreckt und durcheinander gewirbelt, dich aber nirgends gefunden.“ Na ja!

 

Wer vermutete mich schon zeitunglesend auf einer Damentoilette!



Am „Wallenden Born“ in Wallenborn

Und hier komme einige der zugesagten Eifelbilder.

Der „Wallende Born“ vor der Sanierung im Jahre 2001: Alle 35 Minuten beginnt das Wasser zu schäumen, bildet Blasen und steigt dann einen Meter hoch.

 



Während der Sanierungsarbeiten brubbelt der Born  in unregelmäßigen Zeitabständen. Wer will schon bei seiner langgeübten Tätigkeit gestört werden!

Das Naturschauspiel am Brubbel kann jederzeit besichtigt werden. Einmal im Jahr lädt die Gemeinde Wallenborn ihre Gäste zum Brubbelfest ein.

Übrigens: Der Wallende Born ist Deutschlands einziger Geysir. Voraussetzung für das Entstehen derartiger natürlicher Springbrunnen ist das Vorhandensein vulkanischer Böden. In den Hohlräumen unterhalb des Borns sammeln sich Wasser und Kohlensäure. Sobald das Gas einen Druck erreicht hat, der größer als der der Wassersäule ist, drückt dieser Überdruck das Wasser nach oben. Dabei entsteht ein rauschendes und grollendes Geräusch. Dieses Geräusch nennt der Eifler „brubbeln“.



Und nach der Sanierung brubbelt er wieder in regelmäßigen zeitlichen Abständen.