Standpunkte

Steh ich auf Eifler Bergeshöh'

genieße ich das weite Land.

Auf Bohrplattformen in der See

hab' Weitsicht bis zum Himmelsrand.

 

Ob hier, ob dort, das ist egal;

der Standort muss nicht Standpunkt sein.

Doch Weitsicht brauch' ich allemal,

bei klarer Luft, auf festem Bein.

 

Mein Standpunkt steht heut' felsenfest,

unbenommen von Standorten,

weil er mich tolerant sein lässt,

selbst bei verleumderischen Worten.

 

Hypothetisches Gefrage

ist 'ne erzwung'ne Illusion

und sogar 'ne Kampfansage,

wenn es verabreicht wird mit Hohn.

 

Frieden kann nur dort gedeihen,

wo jeder jeden akzeptiert,

wo man gelernt hat, zu verzeihen

und dennoch fruchtbar debattiert.

 

Wenn "Sünde der Gewissheit" droht,

üb' ich 'ne scharfe Selbstkritik.

Denn wo die Flamme "Grundsatz" loht,

in Politik, Mathematik,

 

hat selbst ein Standort Stellenwert:

Euklidische Geometrie,

in vielen hundert Jahr' gelehrt,

im Weltraummaßstab klappt sie nie!

 

Die Quantentheorie umfasst

weit mehr als "Ismen", die verbraucht.

Ich hoffe sehr, dass bald geschasst,

die Lüge, staatlich eingehaucht.

 

Wenn Materialismus dann verblasst,

sein Dialektik müd' verrstirbt,

sorget behutsam und gefasst,

das Plattheit nicht die Seel' verdirbt!

 

Schaut! Als Mann von Deutschlands Rand

und mit ein wenig Keltenblut,

erinn're ich ans Abendland,

als der Geschichte hohes Gut.

 

Als Evolutionsextrakt

der Noosphäre* wohlbedacht

wird's in der Welt noch sehr gefragt,

sobald's vom Dämmerschlaf erwacht.

 

*) Noosphäre = Sphäre des Geistes, im Gegensatz zu Geosphäre und Biosphäre