Russland 2012, Flusskreuzfahrt auf Newa, Swir und Wolga
In der Zeit vom 22. Juli bis 31. Juli 2012 besichtigen wir St.Petersburg, Peterhof und Puschkin (Katharinenpalast mit Bernsteinzimmer), fahren mit der MS Fedin über Newa, Ladogasee, Swir, Onegasee, Wolga-Baltik- Kanal, Obere Wolga und den Wolga-Moskau-Kanal in die Moskwa zur russischen Hauptstadt Moskau. Dort besichtigen wir u.a. den Roten Platz, den Kreml, die Metro und v.a.m. (Siehe die beiden oberen Pläne.)
Der untere Plan zeigt, bis wohin der Gröfaz (größter Feldherr aller Zeiten) Adolf Hitler unsere armen Jungs bis zum Spätsommer 1941 marschieren ließ. Wegen Fehlens von Winterkleidung erlitten dort im Winter 1941/42 viele Soldaten starke Erfrierungen. Die berüchtigten 871 Tage von Leningrad (heute St.Petersburg) kosteten in der eingeschlossenen Stadt rd. 1,1 Millionen Einwohnern das Leben. meist durch Verhungern.
Diese schlimmen Zeiten haben Gottseidank keine bleibenden Spuren hinterlassen.
Heute erstrahlen die Bauten der Zarenzeit wieder in neuem Glanz. Großartig!
Rückblick
"8. September 1941, hier ist der Großdeutsche Rundfunk.
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Schnelle Divisionen des deutschen Heeres, von Kampfverbänden der Luftwaffe hervorragend unterstützt, haben die Newa ostwärts Leningrad in breiter Front erreicht und die Stadt Schlüsselburg am Ladogasee im Sturm genommen. Damit ist der deutsch-finnische Ring um Leningrad geschlossen und die Stadt nunmehr von allen Landverbindungen abgeschlossen."
Hinweis: Schlüsselburg heißt heute Petrokrepost.
Die Blockade von Leningrad (heute St. Petersburg)
Hitler persönlich hatte die von der Heeresgruppe Nord vorgesehene Eroberung von Leningrad abgeblasen, um die bei Straßenkämpfen zu erwartenden hohen Verluste zu vermeiden. Anstelle der Eroberung trat die Belagerung, um die Bevölkerung und die Verteidiger auszuhungern, bzw. zur Kapitulation zu zwingen. Die Blockade dauerte 871 Tage bis zum 27. Januar 1944 und in dieser Zeit starben von den in der Stadt lebenden 2 544 000 Menschen etwa 1,1 Millionen. Die meisten verhungerten.
Hier wird der Bericht von unserer Urlaubsreise fortgesetzt:
Ich bedanke mich bei
und der Reederei Vodohod
für die erstklassige Organisation.
St.Petersburg
Hinweis: Beim Besuch der Städte St.Petersburg und Moskau benötigt man wegen der Fülle der Sehenswürdigkeiten einen kompetenten Reisevorbereiter und -begleiter.Diesen hatten wir in Form des Buches "Moskau/St. Petersburg",www.nellesverlag.de, dem ich auch den obigen Plan "Ausflüge von St. Petersburg" entnommen habe. Bereits beim Festlegen der fakultativen Tagesausflüge in den beiden Großstädten war das Buch sehr hilfreich.
Peter-und-Paul-Festung auf der Haseninsel
Bild aus dem Heft von Nicko tours, Flussreisen vom Spezialisten,
Copyright ©2012 JPM Publication SA
Peter der Große gründete St.Petersburg im Mai 1703 im Newadelta auf 42 Inseln kurz vor dem Finnischen Meerbusen (Ostsee), nachdem er dieses Gebiet von den Schweden zurück erobert hatte. Die erkämpfte Region sicherte er mit einem Bollwerk auf der Haseninsel. Heute umfasst diese Anlage mehrere interessante Bauwerke, darunter die Peter-und-Paul-Kathedrale. Im beeindruckenden Kircheninnern wurden Zar Peter der Große und viele seiner Nachfolger beigesetzt.
Am 17.Juli 1998, 80 Jahre nach ihrer Ermordung in Jekaterinburg, wurden auch die Gebeine von Zar Nikolaus II., seiner Gattin Alexandra, von drei Töchtern, dem Arzt der Familie und drei Hausangestellten hier in der Katharinenkapelle beigesetzt.
Bild oben: Ikonostase
Ikonostasen sind Trennwände aus zahlreichen Ikonen, die vom Fußboden bis zur Decke reichen. Der schmale Raum hinter der Ikonostase ist nur für die orthodoxe Geistlichkeit zugänglich.
Einmalig: Schwermütiger russischer Männergesang
In den russisch-orthodoxen Kirchen fehlen meist die bei uns üblichen Kirchenbänke, damit die akustische Wirkung des Gesangs nicht gestört wird.
Peterhof am Finnischen Meerbusen
Diese Palastanlage liegt etwa 30 km westlich von St.Petersburg am Finnischen Meerbusen. Sie besticht vor allem durch die 150 Fontänen des 1000 ha großen Parkgeländes. Von der Großen Kaskade reicht der Blick bis zum Finnischen Meerbusen (Ostsee).
Katharinenpalast mit Bernsteinzimmer
in der Ortschaft Tsarskoye Selo (Zarendorf)
Diese, vorübergehend auch Puschkin genannte Ortschaft liegt 28 km südlich von St.Petersburg. Sie war ab dem Spätsommer 1941 längere Zeit bis 1944 von Deutschen Truppen besetzt. Diese brachten das Bernsteinzimmer nach Königsberg in Ostpreußen, wo es in den Kriegswirren kurz vor Kriegsende 1945 auf Nimmerwiedersehen verschwand. Es war seinerzeit vom preußischen Soldatenkönig dem Zaren geschenkt worden. Dieser besorgte dem Preußenköng hierfür einige "Lange Kerls". Das neue Bernsteinzimmer wurde im Jahr 2003 mit deutscher Hilfe nach altem Vorbild wieder hergestellt.
Oben: Im Bernsteinzimmer
Eremitage
Fotografieren ist leider verboten.
Winterpalast
Der blassgrüne Barockpalast mit weißen und goldenen Stuckverzierungen liegt langgestreckt zwischen der Newa und dem Schlossplatz.
Um der Kunstgalerie Katharinas einen würdigen Platz zu verleihen, wurde der Winterpalast nach Osten durch die Eremitage-Gebäude erweitert. Man spricht heute nur noch von der Eremitage für das
Gesamtmuseum.
Der eherne Reiter, Zar Peter der Große
Wie lange doch ein Pferd in dieser Positur verharren muss, bis ein Denkmal fertig ist!
St.-Isaaks-Kathedrale
Die 101 m hohe Goldkuppel der 1858 vollendeten St.-Isaaks-Kathedrale glänzt schon von weitem. In St.Petersburg ist sie das letzte klassizistische Gebäude. Die korinthischen Säulen sind aus finnischem Granit hergestellt, der mit Spezialschiffen hertransportiert worden war. Die Bauzeit belief sich auf rund 40 Jahre.
Christi-Auferstehungs-Kirche, im Volksmund "Erlöser-auf-dem-Blut-Kirche"
Sie steht dort, wo im Jahr 1881 Zar Alexander II. bei einem Attentat ums Leben kam. 20 Jahre vorher hatte er die Leibeigenschaft der Bauern abgeschafft, aber seine Reformen nicht weit genug durchgeführt. Deshalb fällte die Terrorvereinigung "Volkswille" das Todesurteil über ihn.
Zar Alexander III. ließ die Kirche in Erinnerung an seinen Vater errichten.
Dieser Baustil ist in St.Petersburg unüblich; er passt eher nach Moskau und erinnert an die Basilius-Kathedrale auf dem Roten Platz.
Souvenierläden
Oben: Matrjoschkas
bunt bemalte, ineinander schachtelbare russische Puppen mit Talisman-Charakter
Beginn der Flusskreuzfahrt ab St.Petersburg über Newa, Ladogasee, Swir, Onegasee bis Kischi
Die Newa
Die Newa entwässert den Ladogasee in den Finnischen Meerbusen und ist nur 74 km lang, jedoch stellenweise bis zu 1300m breit
Der Ladogasee
Der Ladogasee ist mit ca 18 000 qkm der größte Binnen- und Süßwassersee Europas. Er erstreckt sich nach Norden bis weit in die Wälder Kareliens und ist von November bis April von einer dicken Eisschicht bedeckt.
Auf der Swir zwischen Ladogasee und Onegasee
Mandrogi
Mandrogi, ein früheres Fischerdorf wurde im Zweiten Weltkrieg durch Brand völlig zerstört. Später wurde es als Museumsdorf von den etwa 100 Einwohnern selbst wieder aufgebaut. Im Dorf gibt es nette Werkstätten und Souvenirläden.
Der Onegasee
Der Onegasee ist der zweitgrößte Süßwassersee Europas mit mehr als 1300 Inseln unterschiedlicher Größe.
Der Weißmeerkanal verbindet den Onegasee mit dem Nördlichen Eismeer.
Bevor das Schiff von der Swir kommend in den Onegasee in nördlicher Richtung einbog, wurden wir gebeten, alle Sachen rutschfest zu sichern, da auf dem Onegasee immer mit heftigen Stürmen und hohen Wellen gerechnet werden muss. Über dem See begegnen sich die kalten arktischen Luftmassen mit den von Süden oder aus der Ostsee kommenden wärmeren.
Während unserer Fahrt nach Norden bis zur Insel Kischi und wieder zurück fanden derartige Begegnungen nicht statt und das Schiff fuhr ruhig wie auf Schienen.
Auf der Insel Kischi im Onegasee
Im nördlichen Teil des Onegasees (zweitgrößter See Europas) blieben am Ende der Eiszeit mehrere längliche Inseln und Halbinseln zurück. Kischi ist mit 6 km Länge und 1 km Breite die größte dieser Inseln. Auf ihr stehen die zum Weltkulturerbe gehörende Christi-Verklärungs-Kirche (1714) und Mariä-Schutz-Kirche (1764) mit 10 Kuppeln aus Holz, für die nicht ein einziger Nagel verwendet wurde. Nur einige Meter weiter steht die Kirche der Auferstehung Lazarus (13. Jahrhundert).
30 000 Schindeln bedecken die 22 Kuppeln. Eine Legende erzählt, die 37 m hohe Kirche sei ohne Nägel von nur einem einzigen Mann mit nur einer Axt erbaut worden.
Stilles Land und stille Menschen: Karelien *)
*) Karelier
Die Karelier gehören zur finno-ugrischen Sprachgruppe, die ursprünglich aus den Siedlungsgebieten beiderseits des Ural-Gebirges stammt. Zu ihnen zählen außer den Kareliern auch die Ungarn, Esten
und Finnen.
Weiterfahrt vom Onegasee über den Wolga-Baltik-Kanal bis Goritsy
Goritzy am Südende des Weißen Sees ist Ausgangspunkt für den Besuch des Klosters Belosersk (15. Jahrhundert). Dies liegt hinter starken Festungsmauern und wird nach seinem Gründer auch Kyrill-Kloster genannt. Es wurde im Jahr 1920 in ein Museum umgewandelt. 1998 gab man einen Teil der Klosteranlage den Mönchen zurück.
Gisela auf dem Weg zu unserem Schiff
Weiterfahrt über den Rybinsker Stausee und die Obere Wolga bis Uglitsch
Bezüglich der Oberen Wolga empfehle ich meine Erwähnung der Geschichte von der militärischen Zusammenarbeit zwischen der Roten Armee und der deutschen Reichswehr nach dem Ersten Weltkrieg an der Oberen Wolga und des Schicksals von Marschall Tuchatschewski und weiterer Generäle unter Stalin unter der Themenseite "Reifen und wachsender Widerstand" in dieser Homepage.
Uglitsch
Düstere Geschichte
Nach dem Tod Iwan IV. wurde dessen jüngster Sohn Dmitri zusammen mit seiner Mutter nach Uglitsch verbannt. Hier kam der Neunjährige 1591 unter nie geklärten Umständen ums Leben. Man vermutete, dass er auf Befehl von Boris Godunow umgebracht wurde. Dmitri wurde 1606 heiliggesprochen.
Bei der Einfahrt in den Hafen hat man bereits einen bezaubernden Blick auf den Kreml von Uglitsch
Die Dmitri-Blut-Kirche mit fünf sternengeschmückten blauen Kuppeln wurde 1692 gebaut. Im Innern ist u.a. die Glocke zu sehen, die für 300 Jahre nach Tobolsk verbannt wurde, weil sie den Tod des Zarensohns verkündet hatte.
Die Erlöserkathedrale von 1713 im so genannten Naryschkin-Barock
Ein Paket für Gisela
Fahrt von Uglitsch über die Obere Wolga und den Moskwa-Wolga-Kanal bis zur Moskwa in Moskau
Im Jahr 1940 ging die Stadt Kaljasin rund 50 km oberhalb von Uglitsch beim Bau eines Wasserkraftwerkes in den Fluten des Stausees unter. Nur der Glockenturm ragt noch aus dem Wasser.
Der Moskwa-Wolga-Kanal
Der Traum Peters des Großen, die Moskwa mit der Wolga durch einen Wasserweg zu verbinden, ging erst 1825 in Erfüllung.
Moskau
Das Endziel unserer Flusskreuzfahrt 2012 ist erreicht: Moskau! Diese Stadt, mit 12 Millionen Einwohnern die größte Stadt Europas, zeigt nach gewaltigen Sanierungen seit der kommunistischen Ära heute ein würdiges Gesicht. Sie ist seit 1918 wieder Hauptstadt eines Riesenreiches, dessen fast unendlichen Weiten man bei unserer Flusskreuzfahrt ahnen konnte.
Einfahrt mit der MS Fedin
Von den Sperlingsbergen
mit der Balustrade der Aussichtsplattform hat man einen guten Ausblick auf die Stadt. Die Skisprungschanze in der Nähe erinnert daran, dass die russischen Winter auch hier in der Hauptstadt mehrere Monate das Leben bestimmen. Moskau hat im Schnitt 120 Schneetage pro Jahr.
Die Christ-Erlöser-Kathedrale
Die Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau ist das zentrale Gotteshaus der Russisch-Orthodoxen Kirche. Sie steht am linken Moskwa-Ufer und wurde 1883 erstmals erbaut. Während der Stalinherrschaft wurde sie 1931 zerstört und im Jahr 2000 nach den alten Plänen wieder aufgebaut.
Stadtrundfahrt
Der Rote Platz
Der Name Krasnaja bedeutet sowohl "schön" als auch "rot", hat also mit der kommunistischen Zeit nichts zu tun.
Die Basilius-Kathedrale
Wer kennt sie nicht? Die Basilius-Kathedrale auf dem Roten Platz ist dank ihrer fantastischen Formen und Farben "das Wahrzeichen Moskaus". Obwohl sie orientalisch anmuten, sind sie nur den bis zur höchsten Vollendung entwickelten Zwiebelkuppeln der altrussischen Holzkirchen nachempfunden.
Die Kirche ist ein Denkmal für den Sieg Iwans des Schrecklichen über die Tataren bei Kasan. Sie entstand 1554 bis 1561.
Kaufhaus GUM auf dem Roten Platz
Die Moskauer Metro
Sie ist ohne Zweifel die schönste Untergrundbahn der Welt. Doch diese Glitzerwelt mit Wänden aus Marmor und Basalt hat auch eine Schattenseite: Infolge des Fehlens von schallschluckenden Wänden und Decken ist die Metro sehr, sehr laut.
Und so erklärt uns eine Russin das Typische der Figuren aus der Stalinära: Entweder bereit zum Morden (siehe oben) oder sitzend (viele Menschen saßen in Gefängnissen oder schufteten in Sibirien) oder stehend in gebückter unterwürfiger Haltung.
Moskau am Abend
Im Moskauer Kreml-Gelände
Das russische Wort Kreml bedeutet Festung. Es gibt alsio auch in anderen russischen Städten einen Kreml. Der Moskauer Kreml ist jedoch der größte und gehört zum UNESCO- Kulturerbe.
Bei einem Brand brach ein 11,5 t schweres Stück heraus, als man die glühendheiße Glocke mit kaltem Löschwasser übergoss. Dies soll sich im Jahr 1737 zugetragen haben.
Immerhin wurde sie, was ihre Größe anbelangt, von keiner anderen Glocke der Welt übertroffen.
Zu Mittag auf kleinem Boot auf der Moskwa
Während dieser Zeit wird unsere MS Fedin für die nächste Flusskreuzfahrt, diesmal von Moskau nach St.Petersburg, vollgetankt.
Die Moskwa und Moskau
Warum hatten die Moskauer lange Zeit kein herzliches Verhältnis zu ihrem Strom, der Moskwa, der die Hauptstadt auf einer Länge von rund 80 km durchfließt? Ja, warum wohl? Während der Stalinära wurde die Moskwa beiderseits mit hohen Mauern den Blicken der Moskauer entzogen. Das verstehe wer will!
Das Nowodewitschi- oder Neujungfrauenkloster Moskau
Die Smolensker Kathedrale von Moskau ist Teil der Gesamtanlage des Klosters.
Die Ikonostasen (Bildwände) sind wichtigster liturgischer Bestandteil der orthodoxen Kirchen. Sie dienen auch als Trennwand zwischen dem nur den Geistlichen vorbehaltenen direkten Altarbereich und dem Raum für die Gläubigen.
Historischer Friedhof hinter dem Kloster
Molotows Frau Polina war Jüdin. Wegen Teilnahme an einer Feier in einer Synagoge und eines Treffens mit der Israelin Frau Golda Meir fiel sie bei Stalin in Ungnade und musste einige Jahre in der Verbannung leben. Nach Stalins Tod 1953 wurde sie rehabilitiert.
Stalin hatte u.a. folgenden Grundsatz:
Ein Mensch- ein Problem,
kein Mensch- kein Problem. Fort mit ihm!
Ich denke zurück
Im Jahr 1970 las ich ein Buch von Müller-Markus mit dem Titel "Der Aufstand des Denkens, Sowjetunion zwischen Ideologie und Wirklichkeit". Ich las es mit leichtem Schmunzeln und ich glaubte im Gegensatz zum Autor nicht an eine baldige durchgreifende Änderung des Systems. Jetzt muss ich feststellen, dass die Meinung des Autors in vielen Bereichen Wirklichkeit geworden ist.
Die erlittene Freiheit ist wertvoller als die ererbte.
Und auch dieses Buch soll nicht unerwähnt bleiben:
Was sagt mir das obige Bild?
Haaransatz und ausdrucksvolles Kinn bilden zusammen das Sinnbild eines Herzens.
Wenn man ihr Buch liest, stellt man fest, dass sie die russische Seele und Landschaft in ihr Herz geschlossen hat.
Was die voreingenommene Meinung vieler Zeitgenossen und Medien über Russland anbelangt, schreibt Frau Krone-Schmalz:
Angesichts der Tatsache, dass die Welt immer stärker auf Zusammenarbeit und Gegenseitigkeit angewiesen ist, dass sich katastrophale Zustände in einzelnen Ländern längst über die Landesgrenzen hinaus auswirken, ist es beinahe sträflich, mit einem - aus welchen Gründen auch immer - verengten Blick ein Szenario zu entwerfen, das nur noch Resignation erlaubt und potentiell interessierte und motivierte Menschen entmutigt.
Russische Oligarchie
Anfang September 2008 weilten meine Frau und ich am Ende einer Vuelta mit eigenem PKW durch Frankreich und Spanien für 10 Tage im Granhotel Rey Mar in Tossa de Mar zur Erholung von dieser langen Rundreise. Eines Abends unterhielt sich an einem Nebentisch ein Ehepaar, Bier trinkend, in deutscher Sprache und ich fragte, um ein Gespräch zu beginnen: „Na, schmeckt das Kölsch?“ Darauf kam von ihm die Antwort: „La cerveza schmeckt ausgezeichnet, aber wir Westfalen trinken zu Hause meist ein gutes Pils.“ Damit war für die Zeit unseres Aufenthaltes in Tossa eine tägliche Unterhaltung gesichert. Wir erfuhren, dass die Frau des Westfalen, eine echte Russin, aus Moskau stammte. Man hatte sich just im Granhotel Rey Mar vor 7 Jahren kennen gelernt, weil man am selben Tag Geburtstag hatte und feierte Ich gab meinem Erstaunen darüber Ausdruck, dass sich eine Russin bereits im Jahr 2001 einen nicht ganz billigen Spanienurlaub leisten konnte. Darauf antwortete sie in bestem deutsch:
Als Präsident Gorbatschow seinerzeit die Privatisierung der Wirtschaft einleitete, gab es keine praktikable Durchführungsverordnung und so begannen die Leiter der Betriebe, die Privatisierung auf ihre Weise zu realisieren. Meist verteilten sie Anteilscheine an die Belegschaftsangehörigen. Da diese im Normalfall mit den Anteilscheinen nichts anzufangen wussten, folgten sie gerne dem Angebot des Betriebsleiters, ihm den Anteilschein zu verkaufen. Bei Großbetrieben wurden auf diese Weise aus sowjetischen Leitern in kürzester Zeit stinkreiche Eigentümer, die im Westen in Anlehnung an den Begriff für die Herrschaft Weniger als Oligarchen bezeichnet werden.
Unsere Gesprächspartnerin war damals in einer Moskauer Bäckerei beschäftigt. In diesem Kleinbetrieb machte das vorstend geschilderte Verfahren durchaus Sinn. Der Bäckermeister investierte das Geld komplett im Betrieb für dringend erforderliche Modernisierungen. Da er ehelos und kinderlos war, vermachte er vor seinem Tod ihr, seiner einzigen Mitarbeiterin, den Betrieb.
Auf unserer Rückreise hatte ich zwischen Tossa de Mar und Köln genügend Zeit, über diese typisch russische Geschichte zu grübeln und ich kam zu der Erkenntnis, dass die täglichen Nachrichten nicht ausreichen, uns ein wirklichkeitsnahes Bild Russlands zu vermitteln. Also beschloss ich mit meiner Frau, dieses schiefe Bild nach dem Motto „Na, dann fahren wir mal hin!“ wenigstens im Ansatz zu berichtigen.
Und das hatte ich u.a. beobachtet: Sowohl in St. Petersburg als auch in Moskau wälzten sich die Pkws, meist deutsche Marken, in Dreierreihen durch dir total verstopften Hauptverkehrsadern. Die Menschen in diesen Autos konnten wohl unmöglich lauter Oligarchen sein. Also hat sich doch mittlerweile ein ständig wachsender Mittelstand herausgebildet.
Abend vor dem Heimflug
Wir sitzen gemeinsam mit Frau und Herrn Neff hier draußen am Bug unserer MS Fedin, trinken den Krimsekt, den Frau Neff anlässlich Ihres runden Geburtstages von der Schiffsleitung bekommen hatte und lassen den Urlaub gemütlich ausklingen.
Und so verabschiedet sich die Schiffsbesatzung der Reederei Vodohod,
kyrillisch:
Ein schöner Urlaub geht zu Ende.