Bild im Kopfbereich: Jede Wolke hat einen silbernen Rand.

J'accuse* (Ich klage an)!

*) J'accuse = Titel von Émile Zola's offenem Brief vom 13.01.1898 an Felix Faure, den damaligen Präsidenten der Französischen Republik, um diesen über die wahren Hintergründe der Dreyfus-Affaire aufzuklären. (Sagen was gesagt werden muss.)

 

Und dies übertrage ich jetzt auf die heutige Zeit.

Nachstehend nehme ich zu der Tendenz einer Reihe von Leserbriefen Stellung, die, redaktionell geschickt zusammengefasst, zu einer Äußerung des Kurienkardinals Gerhard Ludwig Müller, der lt. einem Artikel der Tageszeitung die menschliche Haltung des jetzigen Papstes Franziskus I. kritisch sieht, eine recht sonderbare Position beziehen. Mein Brief (inzwischen noch etwas ergänzt) war an die Redaktion meiner Tageszeitung gerichtet und allein schon wegen seines Umfanges nicht als üblicher Leserbrief gedacht.

12.03.2016 Gedanken zu

 "Es klappt auch ohne Götter" (Der Tendenz der Leserbriefe entsprechend formulierte Überschrift.)

Es erstaunt mich wirklich nicht mehr, wenn ich feststelle, dass heutzutage viele Leserbriefe so formuliert werden, als ob gläubige Christen bei ihren Äußerungen nicht ihren Verstand einsetzen würden. Unsere lieben atheistischen Mitmenschen praktizieren also einen "Glaubenseifer", der dem der Kreuzritter vergangener Jahrhunderte nicht nachsteht. Nun muss ich aber bekennen, dass ich mich nicht gerne hinter manchem Neunmalklugen verstecken möchte, denn ich betrachte das Universum als gewaltigen geschichtlichen Prozess, weil es nicht statisch ist, sondern einen dynamischen Charakter hat, also nur durch seine Geschichte begriffen werden kann.

Es war (als Beispiel) kein Atheist, sondern der belgische Geistliche Abbé George Edouard Lemaître, der den Urknall als Begriff für die gemeinsame und gleichzeitige Entstehung von Materie, Raum und Zeit begründete und seinen Zeitpunkt (vor 13,7 Milliarden Jahren) berechnete. Dies u.a. bedenkend, ist für mich die Religion nicht die Alternative zur Moderne, sondern eine Alternative in der Moderne.

Seriöse Wissenschaftler haben meist ihre Erkenntnisse als falsifizierbare Wahrschein-lichkeiten betrachtet, um so die Zukunft nicht durch Rechthaberei für tiefere Erkenntnisse zu verbauen. Aber, die "tieferen Erkenntnisse" der letzten Jahrzehnte haben mehr neue Rätsel  gebracht als Lösungen präsentiert. (Nur rund 5 % des errechneten Umfanges der Materie sind bekannt; der große Rest ist die Dunkle Materie, die neben der Dunklen Energie noch der Enträtselung bedarf. Und die mathematisch im Zehndimensionalen anscheinend erklärbare Stringtheorie ist experimentell unbeweisbar.) Wie die Problematik von Materie und Antimaterie gelöst wird, bleibt abzuwarten. Man wird uns ja hoffentlich nicht beweisen müssen, dass wir eigentlich gar nicht existieren.

Der französische Widerstanskämpfer André Malraux hatte nach einer Zeit der Verbrüderung mit Leo Trotzki und später mit den Stalinisten im Jahr 1933 geschrieben: Le vingt-et-unième siècle sera religieux ou il ne sera pas.

Von Voltaire stammt der Satz: "Wenn es Gott nicht gäbe, müsste man ihn erfinden." Denn bei Menschen, denen Gott abhanden kommt, bleibt dieser Platz nicht leer. Schauen wir uns um und betrachten wir die zur Zeit stattfindende Verrohung der Gesellschaft! Ich erinnere mich an die so genannte Geistige Wehrertüchtigung in einem Wehrertüchtigungslager des Dritten Reiches in Bastogne in den belgischen Ardennen im Jahr 1943, die in mir einen inneren Zwiespalt hervorrief. Während ich den praktischen Teil mit Geländeübungen, Zielfindungen mittels Messtischblatt und Marschkompass etc. mit sehr gut absolvierte, hatte ich mit dem theoretischen Teil der Wehrertüchtigung meine Probleme, da er ausschließlich aus einer Hetze gegen das Christentum bestand. Hier wurden die Wurzeln einer Weltanschauung sichtbar, deren Verfechter bereits begonnen hatten, die aus dem Orient stammenden, aber längst im deutschen Volk heimisch gewordenen Juden physisch zu vernichten.  Da deren Tötung, barbarisch Endlösung der Judenfrage genannt, bereits beschlossene Sache war, wurden sie hier schon gar nicht mehr erwähnt.  Das ebenfalls aus dem Orient kommende Christentum sollte in einem weiteren Schritt zumindest ausgetrocknet werden, weil es für die Realisierung der Herrenrassentheorie der Nationalsozialisten hinderlich war. (Ein Münstereifeler Jude sagte bei seinem Abtransport in ein Vernichtungslager: "Freut euch nicht zu früh; nach dem Knoblauch kommt der Weihrauch an die Reihe.")** Es wurden die Apostel und Evangelisten als die Verderber der ach so gütigen deutschen Seele dargestellt. "Wie kann man Feindesliebe predigen und gutheißen?" Und "Das gesunde Volksempfinden ist oberster Maßstab für das Handeln unseres geliebten Führers".

Wenn Anfang der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts überall in Deutschland so gewählt worden wäre, wie im Rheinland und in den übrigen katholisch geprägten Gegenden oder von der Bekennenden Kirche Deutschlands beeinflussten Regionen (siehe Dietrich Bonhoeffer unter "www.veriweber.de, Urlaube-->Südpolen") , hätte es  keine Machtergreifung Hitlers, keinen Zweiten Weltkrieg, keinen Holocaust und keine Terrorangriffe britischer Bomber auf die Zivilbevölkerung deutscher Städte als Vergeltung, mit anderen Worten keinen "Winter der Welt" (siehe das Buch von Ken Follett) gegeben.

Wenn ich mir die Mühe mache, in der Bibel zu lesen, kehre ich nicht, wie in einigen Leserbriefen geschehen, beliebige Begriffe mit einem Stallbesen zusammen, sondern bleibe zum Beispiel beim Begriff der Feindesliebe nachdenklich hängen. Dann erkenne ich auch heute noch den Wert des Erlösungswerkes Jesu.

Was den Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller betrifft, so denke ich, dass er sich ohne äußeren Zwang in die Nähe jener Leute begibt, die von Jesus recht negativ als Pharisäer und Schriftgelehrte bezeichnet wurden. Wenn ich mich recht erinnere, so war in meiner Tageszeitung kürzlich zu lesen, der Jesuitenpater Klaus Mertes, Rektor des Canisius- Kolleg von 2000 bis 2011, habe ihm aus bekannten Gründen den Rücktritt empfohlen. Müller ist also für austrittswillige Katholiken eine ungeeignete Begründung. Aber in mehreren Leserbriefen war ausgerechnet er, neben der angeblichen Rückständigkeit von Unsereinem, als Grund für den Kirchenaustritt angeführt worden.

 

 

 **) Knoblauch- Weihrauch ---> Judentum-Katholische Kirche

Als die Juden in die Vernichtungslager der Nationalsozialisten abtransportiert wurden und der Druck auf die Bekennende Kirche und die Katholische Kirche zunahm, hörte man immer häufiger den  Spruch: "Wer sich gegen Knoblauch und Weihrauch erhebt, geht auf Dauer zugrunde." Der Untergang des Dritten Reiches ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten.

Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller

...mit auf den Weg geben

                          

Einigen der neunmalklugen Leserbriefschreiber und dem Erfinder der zusammenfassenden Überschrift "Es klappt auch ohne Götter" möchte ich noch folgendes mit auf den Weg geben:       

Die Welt ist nicht ein Wartesaal vor der Ewigkeit, sondern sie bedeutet Sendung, Aufgabe, Berufung.

Die Welt ist nicht absurd, nicht blind; sie hat Sinn, Ausrichtung und Ziel. Eine grundlegende Realität ist nicht erkennbar. Angesichts dieses Rätsels gibt es nur zwei mögliche Haltungen:  

Die eine führt zum Absurden, die andere führt zum großen Geheimnis.

Die letzte Wahl zwischen beiden ist meine höchste eigene (wenn man so will "philosophische") Entscheidung.

Doch der Massenmensch unserer Tage, den man aus vielen Leserbrieftexten erkennt,  lässt sich gern mit dem allmächtigen "man" irreführen: Man liest das und das, also weiß man (alles), man handelt wie die Masse (ohne den beschwerlichen Umweg über das eigene Denken) und glaubt, dieses (Nicht)wissen an andere Leser weitergeben zu müssen.

Manche Nachkommen der Aktiven des Dritten Reiches entdecken ihr Gewissen nur dann, wenn es darum geht, Kirchensteuern zu sparen und sich vor Gemeinschaftsaufgaben zu drücken. Das ist deren persönliche Entscheidung, die mich nur dann stört, wenn jede Veröffentlichung mit dem Rat endet, nun mögen doch auch die Letzten (Dummen) aus der Kirche austreten. Warum versucht man die christliche Religion, diesen gewaltigen Schutzschirm gegen Rechtsradikalismus, aus der Welt zu schaffen? In einigen Gebieten des gottlosen Halbmonds (Ausdruck stammt nicht von mir) in der ehemaligen DDR ist dieses aus der Welt  schaffen weitgehend gelungen. Es sind die Gegenden Deutschlands, in denen man während des Dritten Reiches in den Geschäften nur dann bedient wurde, wenn man beim Eintreten mit "Heil Hitler" gegrüßt hatte *.

Dies erinnert mich an die nachfolgende Betrachtung:

*) Aus Gründen der Fairness weise ich jedoch auf meinen Artikel "Dresden, Abruf von Erfahrungsschätzen" hin.

Herrlichkeit-Kirche-Hitler

Als mein Kölner Vetter Hans-Karl Kläsgen, damals Mitglied der während des Zweiten Weltkrieges in den Untergrund abgetauchten Katholischen Jugend, mich vor seinem Marsch an die Ostfront in der Eifel besuchte, zeigte er mir eine zwar halb lustige aber doch zutreffende Spielerei: "Schreibe in Druckbuchstaben das Wort HERRLICHKEIT auf ein Stück Papier! Nun streiche die Buchstaben des Wortes KIRCHE heraus! Was bleibt übrig? HITLER." Richtig sortiert aber buchstabengenau!

Derartige Zufälligkeiten sind natürlich nichts für erwachsene Menschen. Natürlich nicht! Aber auch Zufälligkeiten dieser Art sollte man einer kritischen Betrachtung unterziehen. Da ist zunächst festzuhalten, dass dieses verblüffende Ergebnis einer Wortspielerei nur im deutschsprachigen Raum und keiner anderen Sprache funktioniert. Und nur in diesem deutschsprachigen Raum mit der von Hitler propagierten Herrenrassen-Ideologie war es brandaktuell.

Zweitens wurde diese Zufälligkeit im rheinischen Köln von Jungen ersonnen, die im Begriff standen, mit wenig Überlebenschancen als Schlachtvieh an eine der bröckelnden Fronten des Zweiten Weltkrieges abkommandiert zu werden.

Heinrich Heine hatte in seiner Schrift Religion und Philosophie u.a. geschrieben: "Die brutale germanische Kampfeslust ist nur durch das christliche Kreuz besänftigt worden. Sollte es einmal zerbrechen, dann rasselt wieder empor die Wildheit der alten Kämpfer, die unsinnige Berserkerwut, wovon die nordischen Dichter so viel singen und sagen." An dieser Stelle sei auf die steigende Zahl rechtsgerichteter Straftaten  in letzter Zeit hingewiesen.

Kurz nach seinem Weggang fiel mein Vetter  in den blutigen Kämpfen bei Rschew in Russland. Diese Schlacht war für beide Seiten  mindestens so verlustreich und grausam  wie die Schlacht um Stalingrad. (Gefallene blieben in den Granattrichtern liegen und aus den Wäldern drangen die tagelangen Schreie und das Stöhnen der Sterbenden. Es starben etwa 500 000 Rotarmisten und etwa 80 000 deutsche Wehrmachtssoldaten). Siehe auch: www.veriweber.de-->Reifen und wachsender Widerstand. Hier ist von noch höheren Opferzahlen die Rede. Dies ist auf die unterschiedlichen  Zeiträume der Berichte zurückzuführen. Die erste sowjetische Offensive begann am 08.01.1942; insgesamt dauerten die Kämpfe von Januar 1942 bis März 1943. Die unerbittlichen "Obersten Befehlshaber" Hitler und Stalin waren nicht religiös motiviert. Insgesamt ist festzuhalten, dass die größten Menschenschlächter der Neuzeit zumindest antichristlich geprägt waren. Wenn ich die Spielerei von vorhin mit Herrlichkeit, Kirche und Hitler doch etwas ernster nehme und auf die heutige Situation übertrage, muss ich feststellen, dass die Wahlergebnisse vom Anfang der Dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts in punkto Rechtsruck durchaus  denen der jüngsten Landtagswahlen in der Bundesrepublik Deutschland ab dem 13. März 2016 ähneln. Auf diesen Vergleich wurde ich von einem aufgeschreckten Kölner mit ägyptischen Wurzeln hingewiesen. 

          Das uns Deutschen von der Weltgemeinschaft angehängte Sündenregister, das sich wesentlich auf unsere unrühmliche Vergangenheit ab 1933 bezieht, aber auch viele Vorurteile,  Halb- und Un-  wahrheiten verzeichnet, erhält jetzt durch das Benehmen einer aufgehetzten Minderheit  seine volle Bestätigung.  Und das ist sehr schlimm! Die  öffentlichen Medien haben die Möglichkeit, hier regulierend tätig zu werden. Dazu gehört wesentlich eine kritische Bewertung von Hörer- und Leserbriefen, in denen statt Fakten böswillige Unterstellungen vorherrschen. Diese erinnern mich an die Artikel der nationalsozialistischen Hetzzeitschrift Der Stürmer, dessen Herausgeber Julius Streicher nach dem Zweiten Weltkrieg von den Siegermächten im Nürnberger Prozess als Schreibtischtäter zum Tode verurtelt und hingerichtet wurde. Eine heutzutage zu locker ausgelegte "Pressefreiheit" hat ihn damals nicht gerettet; auch nicht seine Aussage, Luther würde heute sicher an seiner Stelle auf der Anklagebank sitzen. Auf letzeres werde ich nicht näher eingehen, denn mir gelingt es nicht, an einer Stelle zu stehen und nicht anders zu können (wie Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms).  Ich denke, man muss immer auch anders können. denn nur dadurch signalisiert man Verständigungsbereitschaft und erreicht dann auch Verständnis und Verständigung.

Zukunft braucht Erinnerung

Als einer der letzten noch lebenden Zeitzeugen mit bitterer Fronterfahrung* des Zweiten Weltkrieges sehe ich mich in der Pflicht,  der zurzeit laufenden Kampagne ein deutliches "nein" entgegenzusetzen und meine Homepage www.veriweber.de mit dem Untertitel "Zukunft braucht Erinnerung" zu versehen und entsprechend zu gestalten.

So, jetzt gehe ich zum Frühstückstisch und nehme meine Tageszeitung zur Hand.  Ich finde problemlos einen der obligaten Artikel, die fast täglich anschaulich berichten, wie Gutmenschen Jemanden fanden, der ihnen einen Grund zum Kirchenaustritt lieferte.  Ich frage mich ernsthaft, ob man von diesem Dauerbeschuss nervlichen Schaden erleiden kann.  Doch unsereiner wurde in seiner Kindheit, Jugendzeit und Militärzeit ausreichend abgestumpft. Aber die Jugendlichen, die demnächst, wenn wir gegangen sind, Deutschlands Zukunft gestalten werden?

*)Bezüglich meiner Fronterfahrung siehe u.a. in dieser Homepage www.veriweber.de die Artikel "Herbst 1944, die Feuertaufe" und "Winterkämpfe in Schnee-Eifel und Ardennen, 1944, 1945"

 

Eine abgewogene Berichterstattung könnte auch dies beinhalten (siehe Fotos):

 

Willkommensplakat an der Pfarrkirche St. Franziskus, Köln-Bilderstöckchen

Nach der Feier der Osternacht 2016 in St. Franziskus nahmen wir am so genannten Liebesmahl (Agape) teil. Wir saßen mit ebenfalls eingeladenen Moslems aus Bangladesch zusammen, die wegen des gefährlich ansteigenden Meeresspiegels ihr Land verlassen mussten.

 

 

Geistiges Brachland

In diesem Zusammenhang fällt mir noch auf, dass ich in unserem Haus mit zehn belegten Wohneinheiten einer der zwei einzigen Bezieher einer Kölner Tageszeitung bin. Wie bitte? Auch auf die Tageszeitung verzichten? Nein, sie enthält so viele interessante und wertvolle Artikel, auf die ich nicht verzichten will. Aber vielleicht ist es sinnvoll, auch in den Redaktionen über die Wirkung der von mir angesprochenen Kampagne nachzudenken. Zweifelsohne entsteht durch sie geistiges Brachland, das sich vorzüglich für das Einpflanzen diffuser Ideen eignet.  Lasst euch gesagt sein: Das ist der falsche Weg, denn diese neue Saat wird nicht die der 68er-Bewegung sein (mit dem Ausreißen des abendländischen Gedankenguts, das leider mit dem notwendigen Bemängeln der nicht aufgearbeiteten Verfehlungen der in ihren Ämtern verbliebenen Nazis einherging, ist deren Aufgabe erfüllt), sondern es wird die Saat der in ihren Ursprungsländern im Orient stellenweise immer noch politisch verwerteten Literalinspiration sein, die zwar aus einer Hochkultur hervorging, dann aber in einer buchstabengenauen Überlieferung verharrend, für das gewaltige Hinterherhinken des Orients gegenüber dem Okzident sorgte. Mittlerweile ist hieraus der erbarmungslose radikale Kampf der reformfeindlichen Islamisten gegen die Moderne entstanden, den wir noch vor ein paar Jahren in dieser Ausprägung nicht für möglich gehalten hätten.

Hier hatte bereits Augustinus für ein zukunftsorientiertes Handeln durch Anpassen der Überlieferung an die jeweiligen Erkenntnisse gesorgt, indem er darauf hinwies, dass die menschliche Natur Jesu nicht durch seine göttliche  voll aufgesogen wurde, so dass für die Menschheit ausreichend Raum bleibt, in Freiheit und mit Verantwortung an der Weiterführung der Schöpfung mitzuwirken.

Inzwischen haben wir die äußere Grenze der mathematischen Beweisführung, die experimentell erhärtbar ist, in einigen Bereichen überschritten, sind also im für alle Zeiten Unbeweisbaren angekommen. Das ist nun für viele der richtige Zeitpunkt, das ernsthafte Denken durch billige Sprüche zu ersetzen. Das Verlassen der Seriosität wird in zunehmendem Maße als Heldentat gefeiert und veröffentlicht.

In manchen öffentlichen Medien vollzieht sich zur Zeit das, was der spanische Philosoph Ortega y Gasset in seinem Werk "Der Aufstand der Massen" warnend prophezeit hatte: Für das Recht der Gewöhnlichkeit einzutreten und es überall durchzusetzen.

Wie könnte ich einem so klugen Mann widersprechen?

Es ist zu bedauern, dass die Tageszeitungen inzwischen die Rolle der Stammtische übernehmen mussten, also auch die bierlaunigen Stammtischweisheiten auf ihren Leserbriefseiten erdulden mussten und  in der Zukunft zunehmend erdulden müssen.

            Was zum Beispiel nach langen Überlegungen und Recherchen in seriöse Reden oder Artikel  einfließt, wird von der Masse nicht gehört oder gelesen, um etwas zu lernen. Es wird im Gegenteil gnadenlos abgeurteilt, wenn es nicht mit den Plattheiten übereinstimmt, die in ihren eigenen Köpfen gut aufgehoben sind.

Aber muss das alles auch im Sinne einer "ausgewogenen" Berichterstattung gedruckt und veröffentlicht werden?

Der arme Kopernikus

Wie meine nachstehende Bemerkung zeigt, macht die vorstehend geschilderte Kampagne nicht bei den Zeitungsredaktionen halt, sondern schleicht sich auch in die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ein.  So brachte der NDR am Donnerstag, dem 26. Mai 2016 um 21:00 Uhr im Rahmen der Sendereihe "Länder-Menschen-Abenteuer" eine Sendung mit dem Titel "Polen entdecken: Der Norden". Neben sehr  guten und schönen Landschaftsbeschreibungen wurde u.a. auch Nikolaus Kopernikus erwähnt, der, wenn man den für diese Sendung Verantwortlichen glauben soll, wegen seiner Veröffentlichung des heliozentrischen Weltbildes die katholische Kirche herausforderte, die ja die Meinung vertrat, die Sonne würde  um die feststehende Erde kreisen *.

*) Ja so ist das: Hat man eine vorgefasste Meinung, kann man getrost auf eigene Nachforschungen verzichten. Ein vielzitierter Spruch des Franzosen Romain Rolland möge uns zu denken geben: "Es sind die vorgefassten Meinungen, die es den Völkern so schwer machen, einander zu verstehen, und die es ihnen so leicht machen, einander zu verachten." Das geozentrische Weltbild (auch aristotelisches Weltbild), wonach die Erde im Mittelpunkt stehe, war von Ptolemäus ( etwa 100 bis 160 n.Chr.) festgeschrieben worden. Es hielt sich in allen Kulturkreisen der damaligen Zeit bis etwa 1600 n.Chr., gehörte aber nie zu den Glaubenslehren der Kirche. Wen übrigens die dringend notwendige Richtigstellung der Geschichte des Galileo Galilei, dieses ersten Wissenschaftsjournalisten der Geschichte, interessiert, der lese das Buch von Manfred Lütz mit dem einfachen Titel "GOTT". Ich

empfehle es dringend den sich dauernd wiederholenden unbedarften Leserbrief-schreibern.

Der wirkliche Kopernikus

Kopernikus, Domherr zu Frauenburg, war von Bischof Tiedemann Giese und Nikolaus Kardinal von Schönberg gebeten worden, seine astronomischen Arbeiten zu veröffentlichen. Die Propagierung des heliozentrischen Weltbildes wurde keineswegs als Ketzerei angesehen, sondern allenfalls als Hirngespinst abgetan. Mit Hinweis auf eine entsprechende Stelle im Alten Testament sagte Luther: Josua hieß die Sonne stillstehen und nicht die Erde, und viele, selbst wissenschaftlich geschulte Menschen, glaubten damals, bei einer sich bewegenden Erde müssten uns Menschen die Haare wie Wetterfahnen wehen oder zu Berge stehen.

Kopernikus zögerte die Veröffentlichung seines Werkes hinaus, weil derartige wissenschaftliche Abhandlungen nach seiner Meinung nur einem gebildeten Kreis zugänglich gemacht werden sollten. Allerding erkannte er auch einige Ungereimtheiten in seinem Werk (er hatte nicht herausgefunden, dass die Umlaufbahn der Erde um die Sonne elliptisch und nicht kreisförmig ist. Diese Entdeckung blieb Kepler vorbehalten).

Erst 1543, kurz vor seinem Tod, erfolgte die dem Papst Paul III. gewidmete Veröffentlichung De revolutionibus orbium, oder: Über die Umschwünge der himmlichen Kreise oder Kugelschalen. Er wies auch nach, dass die von Luther angesprochene Stelle im Alten Testament über Josua, wonach die Sonne stillstand, mit dem heliozentrischen Weltbild wissenschaftlich erklärbarer sei. (Die Gewissheit, dass sich damals etwas Außergewöhnliches ereignete, wurde durch Vergleiche mit den Kalendern anderer Kulturen jener Zeit nachgewiesen. Siehe auch: "Welten im Zusammenstoß" von Immanuel Velikovsky.)

So, das muss aber genügen! Ich weiche ja sonst vom Thema ab.

Kopernikus-Denkmal in Thorn (Polen)

Wird hier der arme oder der wirkliche Kopernikus gefeiert?

 

Nun werde ich von geistiger Müdigkeit übermannt und übertrage das kritische Denken (nicht Spotten oder Hetzen) gerne an die nachfolgenden Generationen. Quo vadis Germania?

 

 

 

 

Anhang (Leserbrief)

Dies ist einer von mehreren Leserbriefen, die den Transport eines Flüchtlingsbootes zum Kölner Dom und damit auch unseren Kardinal Woelki kritisierten.

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Rupert Neudeck,der 1982 mit seinem Schiff Cap Anamur tausende vietnamesische Bootsflüchtling im Südchinesischen Meer vor dem Ertrinken rettete und kürzlich starb, hatte  zur Erinnerung ein Original-Flüchtlingsboot in Troisdorf aufstellen lassen.

 

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Wer derartige wichtige Erinnerungen manifestiert, verdient Lob und keine Vorwürfe.

 

 Behauptung.....

"Man merkt die Absicht und man ist verstimmt" (Äußerung Tassos in Goethes Drama Torquato Tasso, leicht abgewandelt, und auch auf diesen Leserbrief übertragbar.)

Zeitungsausschnitt, zwei Tage nach Veröffentlichung des Leserbriefes:

.....und bittere Realität

Brandanschlag auf Pfarrheim trifft hier untergebrachte achtköpfige irakische  Flüchlingsfamilie

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                                                   Ohne Kommentar

Schlusswort

Wer unter dem Einfluss der Propaganda des heute vehement verbreiteten Weltbildes steht, produziert unweigerlich Vorurteile. Dieses Weltbild nimmt nicht zur Kenntnis, dass nur durch etwas, das ist, etwas aus der Möglichkeit zur Wirklichkeit werden kann. Es übersieht, dass die biologische Evolution nur eine Phase der universalen Evolution ist.

Das  Anthropische Prinzip besagt, dass das beobachtbare Universum nur deshalb beobachtbar ist, weil es alle Eigenschaften hat, die dem Beobachter ein Leben ermöglichen. Wäre es nicht für die Entwicklung bewusstseinsfähigen Lebens geeignet, so wäre auch niemand da, der es beschreiben könnte.

Hoimar v.Ditfurth schreibt in seinem Werk "Unbegreifliche Realität":

"Alles in allem liefert die evolutionäre Betrachtung der Voraussetzungen unseres Weltbildes unabweisbar erscheinende Indizien für die Annahme, dass auch für uns noch weite Bereiche der objektiv existierenden Welt in einer unerreichbaren Transzendenz liegen."

Um sich an das Verstehen dieses inhaltsreichen Satzes heranzutasten, möge man bedenken, dass auch (z.B.) die Insekten zwar kein vergleichbares "Weltbild"  haben, aber mit Fähigkeiten des Überlebens ausgestattet sind, die dem jeweiligen Stand ihrer evolutionären Entwicklung entsprechen. Selbstverständlich sitzen sie nicht philosophierend zusammen im Schein  der Abendsonne. Es leuchtet ein, dass die Zugvögel bereits  erheblich anspruchsvollere "Befähigungen"  haben müssen. Ich persönlich habe durch meine Farbschwäche ein nicht deckungsgleiches Weltbild mit einem farbstarken Künstler.

Ditfurth schildert sehr verständlich, dass wir Menschen generell  ein Weltbild haben, dass nur einen Teil der Realität erfasst. Die alte Frage nach der Beziehung von Leib und Seele ist im Rahmen der universalen Evolution eingetaucht in eine  Kategorie von Phänomenen, die immateriell, nichträumlich, nicht lokalisierbar, nicht objektivierbar sind, sondern die sich lediglich der inneren Selbsterfahrung als zugänglich erweisen. Hochmut ist dort fehl am Platz! Und hier beginnen die Zuständigkeiten von Theologie, Religionswissenschaft und Psychologie.

Also, liebe Beherrscher der Medien: Bitte sich ein wenig zurücknehmen und nicht dem materiellen Monismus mit wenig Bedenken auf den Leim gehen, und vor allem, nicht die weltoffenen Christen (es gibt natürlich auch andere) für dumm verkaufen!

 

Siehe auch: www.veriweber.de, "Auf einer Bohrplattform in der Nordsee"

 

Manche Leserbriefschreiber  schnattern trotz mangelnder Kenntnisse recht unbedarft daher. Bildhafte Übertragung: Man stelle sich Jungküken vor,  die, neben den soeben verlassenen Eierschalen sitzend, über die Routenplaner der Zugvögel allwissend den Kopf schütteln. 

Spaß beiseite!

Wenn die geistigen Abbruchunternehmer weiter ungehindert das christliche Abendland reduzieren, werden die mit Recht Willkommen geheißenen Neubürger bald eine Mehrheit bilden. Dann sollten wir aber frühzeitig mit der ( nicht nur modischen) Umschulung unserer Frauen, Töchter und Enkelinnen beginnen.

 

Uniformen bedeuteten Machtanspruch ihrer Träger

In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt, dass in meiner Jugendzeit, also während des Dritten Reiches, die Straßen Deutschlands voller Uniformen waren, die uns vor allem einen Machtanspruch ihrer Träger vor Augen führten. Ich konnte sie mit zunehmendem Alter nicht mehr ertragen, obwohl ich zunächst selbst die Uniform der Flieger-HJ stolz getragen hatte.

Man möge mir verzeihen, dass ich durchaus einige Vergleiche mit gewissen Bekleidungen von zugewanderten Frauen ziehe, die heute zunehmend unsere Straßen bevölkern. Wenn die nicht zu übersehende Bekleidung nur eine Tradition bedeutet und keinen "Machtanspruch", will ich mich in Geduld und Verständnisbereitschaft üben. Allerdings werden die Trägerinnen und ihre Eltern oder Ehemänner, egal was ihre Motive sind, den Rechtsextremen begründbare Argumente bescheren und neue Anhänger zuführen.

Aber wer möchte schon eine derartige Spaltung der Gesellschaft durch die Schaffung von Parallelgesellschaften? Zu dieser Spaltung tragen aber auch manche übertrieben freie Reklamen im öffentlichen Straßenraum und einige Ausrutscher bei Fernsehsendungen bei, die  aber im Gegensatz zu den Plakaten von den Moslems nicht zwingend gesehen werden müssen.

 

Und jetzt höre ich mir Beethovens fünfte Sinfonie an. Wir nannten sie während des Krieges die Schicksalssinfonie.  Ansonsten betrachte ich das Verhalten meiner alten Ohren als natürlichen Vorteil, nicht mehr alles mitzubekommen, auch nicht die  Rufe "Lügenpresse". Es ist zwar denkbar, dass manche Demonstranten mit diesem Begriff auch das in meinem "j'accuse" Enthaltene meinen, aber woanders kein Gehör finden. Man muss in unserem freien Land  vernünftig miteinander reden können und darf auch anderer Meinung sein. Aber eine gute Zukunft braucht auch dies: Die Erinnerung an eine schlimme Zeit deutscher Verirrung und Schuld. Und ich erinnere mich noch sehr deutlich an diese Zeit und ihre Vorgeschichte.

 

Zum Abschluss zeige ich dieses Bild aus meiner Jugendzeit auf dem Lande in der Eifel: Die Frauen (hier sind es meine Tanten) trugen damals Kopftücher als Schutz vor einem Verschmutzen der Haare bei der Feldarbeit und auch im Stall beim Melken der Kühe (Der Kopf war beim Melken meist an der nicht ganz sauberen Kuhhaut angelehnt.) In den späteren Jahren wurden die Kopftücher  als Zeichen von Provinzialität und Rückständigkeit von den moderneren Landfrauen mehr und mehr gemieden bis sie, durch die Mechanisierung der Landwirtschaft (Melkmaschinen etc.) überflüssig geworden, ganz verschwanden. Und so sollten wir auch, was das Tragen von Kopftüchern durch Muslimas anbelangt, mit Gelassenheit in die Zukunft schauen. Denn: Jede Wolke hat einen silbernen Rand. Siehe Bild im Kopfbereich (!) am Anfang dieses Artikels.

Und jetzt, Monate später, finde ich diese Mitteilung im Briefkasten: