Jugendzeit zwischen Eifelbergen mit einem kurzen Schlenker in die Vorkriegszeit

Ein Besuch aus Österreich (jetzt „Ostmark” genannt) , 1938

 

Im Sommer 1937 verweile ich zur Genesung von einer Krankheit für drei Monate bei unseren Verwandten in Bad Godesberg-Friesdorf. Meine Tante Kätchen, eine der Schwestern meiner Mutter, heiratete nach dem (Ersten) Weltkrieg meinen durch das Giftgas “Gelbkreuz” an der Westfront erblindeten Onkel Hermann, den sie bereits früher kerngesund kennengelernt hatte. Onkel Hermann trägt sein Los mit einer bewundernswerten Geduld und nie nachlassender Fröhlichkeit. Er ist gelernter Meister für Installation und Heizungsbau und betreibt seit seiner Rückkehr aus dem Lazarett nach Kriegsende ein gutgehendes Geschäft für Haushalt- und Gartengeräte. Die Briefe schreibt er selbst auf einer Spezialschreibmaschine mit Blindenschrift- Tasten. Später steigt er auf ein Schreiben mit normaler Schreibmaschine mit gleicher Tastenanordnung um. Seine Kinder, drei Töchter und einen Sohn, hat er nie mit eigenen Augen gesehen. Durch seine Erblindung wurde der Gehörsinn geschärft und so sitzt er gerne, Beethovens Musik hörend und genießend, nahe an seinem Grammophon oder, zum Beispiel dem Gesang seines Vetters, es ist der berühmte Bariton Willi Schneider, zuhörend, am Radiogerät. Dann ruft er durchs ganze Haus: “Unser Willi singt”. An eines seiner Lieder erinnere ich mich besonders: “Mutter unterm Dach ist ein Nesterl gebaut...” ; es ist das “Schwalbenlied”.

Während meiner Zeit in Bad Godesberg geht Onkel Hermann täglich mit seinem Blindenhund Luzie und mir über die Arndtruhe und den Annaberg spazieren. An der Arndtruhe, dem durch den deutschen Freiheitsdichter Ernst Moritz Arndt bekannt gebliebenen Lokal, bittet er mich stets, ihm vorzulesen, was auf dem hier für den Dichter eigens errichteten Denkmal steht. Der Text lautet: “Auf ihr Deutschen! Auf, und brecht die Ketten, die ein Korse euch hat frönend auferlegt. Eure Freiheit könnet ihr noch retten. Deutsche Kraft, sie ruhet unbewegt.” 



Luzie ist ein schlauer Hund. Als mein Onkel eines Tages ohne mich zum obligatorischen Spaziergang aufbricht, will er wie üblich auf einer Bank, die er immer benutzt, eine kurze Rast einlegen. Luzie springt ihn, wie wild, abwehrend an und lässt erst hiervon ab, als er von meinem Onkel mit dem Blindenstock gezüchtigt wird. Mein Onkel setzt sich hin, lehnt sich zurück und purzelt, da die Rückenlehne abmontiert ist, nach hinten den Berg hinunter. Luzie bringt ihm sofort Stock und Hut und läuft dann schnurstracks Hilfe holend nach Hause.

“Unsere treuen Österreicher”      

Oben auf dem Annaberg ist eine Kaserne für österreichische SA-Männer, die hier körperlich und geistig auf einen eventuellen Anschluss ihrer Heimat an das Deutsche Reich vorbereitet werden. Wenn sie an uns vorbeimarschieren, sagt Onkel Hermann: “Das sind unsere treuen Österreicher”. Wer kann schon ahnen, daß sie in etwa einem Jahr, nach dem Anschluss, in ihrer Heimat vornehmlich als Schlägertrupps gegen Regimegegner und Juden eingesetzt werden.



Der Raddampfer „Barbara Rosa“ (siehe Text)         

Manchmal gelingt es mir, meinen Onkel vom sonst üblichen Ritual abzubringen und zu einem Spaziergang an den Rhein zu bewegen. Die Passagierschiffe der “Köln-Düsseldorfer” machen auf ihrer Bergfahrt durch das laute, mahlende Geräusch ihrer Schaufelräder (es sind meist noch keine Schraubendampfer) schon von weitem auf sich aufmerksam. Über den Schaufelrädern ist der Name des Schiffes angegeben. “Schau mal, wie das Schiff heißt, dessen Geräusch da an mein Ohr dringt!” Ich lese: “Barbara Rosa”. “Das Schiff kenne ich nicht”, sagt mein Onkel. Er hat vollkommen Recht. Beim Näherkommen entpuppt sich das Schiff als die “Barbarossa”. Ich werde rot bis hinter die Ohren, bin aber bald wieder abgelenkt. Im nahen Rheinhotel Dresen ist Hitler (man sagt natürlich “der Führer”) mit seinem Gefolge abgestiegen. Wegen der weitläufigen Absperrung können wir uns den Weg dorthin sparen. Hitler bevorzugt dieses Hotel, weil die Besitzerin vor der Machtübernahme als einzige gewillt war, Hitler eine Bleibe für die Nacht zu gewähren. Das hat er nicht vergessen und so ist dieses Hotel selbst für internationale Konferenzen mit Engländern und Franzosen, wie später während der Sudetenkrise, ausersehen.

Heim ins Reich                    

Am 12. März 1938 ist es so weit: Unter einem gewaltigen Jubel der einheimischen Bevölkerung marschieren die deutschen Truppen in Österreich ein und Hitler verkündet von 

Auf dem Gipfel der Macht

der Hofburg in Wien vor einer riesigen jubelnden Menschenmenge: “Ich erkläre hiermit vor der deutschen Geschichte den Eintritt meiner Heimat in das Großdeutsche Reich”. Auf den Transparenten entlang der Straßen heißt es: “Heim ins Reich!”  In Amerika soll am nächsten Tag eine Zeitung berichtet haben: “Gestern ist in Europa eine vornehme alte Dame gestorben. Die Deutschen sind in Wien einmarschiert.”

Kurz darauf werden in unserem Dorf Schönau Unterkünfte für österreichische Kinder gesucht, die aus Gesundheitsgründen dringend einen Erholungsaufenthalt brauchen. Uns wird ein Mädel namens Gretl zugewiesen. Sie kommt aus Raiding im Burgenland und zeigt uns an Hand einiger Fotos, dass sie aus ärmlichen Verhältnissen kommt, wie sie selbst in unserer Eifel  in solcher Ausprägung unbekannt sind. So erzählt sie, in ihrer Familie müssten die Kinder in sogenannten Kisten schlafen. Auch sammelt sie jedes bunte Karamellpapierchen als etwas besonderes. In diesen Tagen, die Österreicher sind inzwischen in Ostmärker umgetauft worden, kommt in Deutschland kaum einer auf die Idee, von einer schlechten Zeit zu reden. Von dieser Zufriedenheit mit dem Regime ausgenommen sind die von den Nazis Ausgegrenzten. Aber darüber wird man erst nach dem Ende des “Tausendjährigen Reiches” ernsthaft und mit einem schlechten Gewissen nachdenken. Jetzt, nach der Heimholung der österreichischen Brüder und Schwestern sind alle die ich kenne mit dem Gang der Ereignisse hoch zufrieden. Ich auch. Im Atlas schaue ich nach, wie sich Deutschland vergrößert hat. Es ist in der Fläche gewachsen vom Bodensee bis über den Neusiedler See im Burgenland hinaus, also bis zur ungarischen Grenze und von 2963 m  Höhe (Zugspitze) auf 3797 m Höhe (Großglockner) über dem Meeresspiegel. Später lese ich irgendwo, die Zugspitze sei 2962 m hoch und der Großglockner 3798 m. Da hat man doch einen ganzen Meter von der Zugspitze abgetragen und beim Großglockner oben draufgesetzt, nur, um Deutschland noch größer zu machen. Ja, gibt es denn in unserem schönen Großdeutschland nichts Sinnvolleres zu tun?

Ich male mir in Gedanken eine Ferienreise nach Tirol aus und mache mich mittels Bücher und Atlas auch mit den übrigen Regionen Österreichs vertraut: Kärnten, Steiermark, Vorarlberg, Nieder- und Oberösterreich, Burgenland, Salzburger Land und Wien. Wie aufregend!

 



„Dort steht Benesch und hier stehe ich“ (Hitlerrede)

Meine Aufregung beschränkt sich nicht lange auf das Erkunden von Volkstum und Landschaften der Ostmark. Denn nördlich dieser Ostmark scheint sich in relativ kurzer Zeit ein neuer Unruheherd zu bilden. Ich kann in meinem Jungenalter nur schwer begreifen, wie dieses Problem so „mir nichts dir nichts“ von einem Tag zum andern entstehen konnte. Zuerst erscheinen in unserer Tageszeitung, dem Westdeutschen Beobachter, Bilder von Familien, die laut beigefügtem Text über eine grüne Grenze ( ein neuer Begriff) von der Tschechoslowakei nach Deutschland flüchten. In den nächstfolgenden Tagen erscheinen dann große Artikel, die von einem Flüchtlingsdrama sprechen und mir erstmalig die erwähnten Bilder erklären. Und wieder einige Tage später erscheinen Artikel, die den Grund näher beschreiben, warum diese Menschen flüchten: Diese Menschen sind Sudetendeutsche. Sie wohnen im Sudetenland, das zur Tschechoslowakei gehört, fast nur von Deutschen bewohnt ist und sich entlang der Grenze Großdeutschlands (das ist der Name unseres Vaterlandes seit dem Anschluss Österreichs) dahinzieht. Ich frage meinen Lehrer, warum dieses von Deutschen bewohnte Gebiet nicht zu Deutschland gehöre, sondern zu einem fremden Staat. Da erklärt er mir, dass die früher zu Österreich, einem Vielvölkerstaat, gehörende Tschechoslowakei nach dem verlorenen Weltkrieg laut Versailler Vertrag von den Siegermächten gegründet wurde. In diesem neuen Staat, dessen Grenzen nicht wenig zum Schaden Deutschlands festgelegt wurden, leben mehrere Völker, vor allem Tschechen, Slowaken und Deutsche. Hitler habe bereits vor seiner Machtergreifung versprochen, den Versailler Vertrag zu zerreißen und in vielen Teilen rückgängig zu machen. Gerade dieses Versprechen habe ihm großen Zulauf beschert.

Nach weiteren Wochen wird im Rundfunk eine wichtige Hitlerrede angekündigt. Am Abend dieser in stetigen Wiederholungen angekündigten Rede ist ganz Deutschland um die Radiogeräte versammelt Hitler wird vor Redebeginn von seinem Stellvertreter wortgewaltig angekündigt als der Führer und Reichskanzler des Großdeutschen Reiches. Er beginnt zögerlich, mit Pausen zwischen den einzelnen Sätzen und ungewohnt ruhiger Stimme. Da bin ich aber zunächst enttäuscht! „Am 30. Januar 1933 sind in Deutschland die Würfel gefallen“. Punkt. Pause.-  Noch einige kurze Sätze, so, als ob er den Text nicht ausreichend gelernt habe. Vater meint, das mache er immer so, das würde die Spannung bis zum Zerreißen steigern. Und tatsächlich steigert sich der knarrige Ton seiner Stimme immer mehr. Großartig! Und als mein erlebnishungriges Jungenherz zu flattern beginnt, brüllt er in die Welt hinaus: „Dort steht Benesch und hier stehe ich“. Ich springe vom Stuhl auf und zwinge meine Augen zu einem feurigen, ja fanatischen Blick, so dass ich meine Mutter über die Maßen erschrecke. Sie hat wohl die Tragweite dieses einen Satzes nicht begriffen. Wenn in unserem Vaterland einer irgendwo steht, dann hat das eine gewaltige Bedeutung. „Hier stehe ich und kann nicht anders“. Das hatte Martin Luther seinerzeit vor dem Reichstag in Worms gesagt und danach war eine religiöse Spaltung durch ganz Europa gegangen. Derartige Aussprüche hinterlassen also weit mehr, als die markigen Worte zunächst vermuten lassen. Aber diesem Ausspruch Hitlers folgt auch noch ein ohrenbetäubender, frenetischer, von Paukenwirbeln unterstützter Applaus. Den Rest der Rede verfolge ich kaum noch. Ich gehe zapplig treppauf in mein Schlafzimmer, lege mich unverzüglich ins Bett, komme aber erst weit nach Mitternacht zur Ruhe. Was für eine Zeit!

 



Ein Junge aus dem Sudetenland

                

Am 29. September erlangt Hitler durch das Münchener Abkommen und mit Italiens Unterstützung die Zustimmung von England und Frankreich für die Abtretung des Sudetenlandes von der Tschechoslowakei an das Deutsche Reich. Und wieder werden kurz darauf in unserem Dorf  einige Jugendliche, diesmal aus dem Sudetenland, einquartiert. Uns wird ein Junge zugeteilt, der nicht erholungsbedürftig aussieht und der auch nicht von ärmlichen Verhältnissen zu Hause zu berichten weiß. Er sammelt auch keine Bonbonpapierchen. Aber er zeigt stolz einige Fotos von seinem schönen Elternhaus. Danach zu urteilen herrscht im Sudetenland scheinbar mehr Wohlstand als in unserer armen Eifel. Ich erkundige mich vergeblich nach seinen schlimmen Erlebnissen unter tschechischer Herrschaft. Er hatte angeblich keine. Vielleicht, so denke ich, ist er zu jung, um eine Benachteiligung des deutschen Volksteils unter den Tschechen bemerkt zu haben. Vielleicht bin aber auch ich noch zu jung, um alles zu begreifen und richtig einzuordnen.

In der Schule wird, wie in den beiden letzten Jahren, immer noch für den VDA (Verein für das Deutschtum im Ausland) gesammelt. Dafür bekommen wir monatlich eine Anstecknadel mit dem Wappen irgendeiner Stadt im Osten, in der auch Deutsche wohnen*. Karneval stecke ich sie mir alle an, die ich bisher gesammelt habe, und bedecke damit fast meine ganze Brust, sehe also aus wie Göring oder ein hochdekorierter General. Und dann haben wir in der Schule wiedereinmal ein Gedicht  zu lernen: Die Auslandsdeutschen. Hier eine Kostprobe:

 

Und wenn ihr uns heute auch schweigen heißt,

Dann reden die Steine. Aus Stein ward Geist.

In Schloss und Rathaus, in Burg und Dom,

Am Memelstrande, am Weichselstrom.

 

Es sind also weitere “Heim ins Reich”- Aktionen angesagt! Das merken selbst wir als Schuljungen.

Und an der Schule hängen wieder große Spruchbänder: “Ein Volk, ein Reich, ein Führer!”

 



*) So sehen die Anstecknadeln mit Wappen aus.

Hermannstadt ist eine Großstadt in der rumänischen Provinz Siebenbürgen. Die dort lebenden Deutschen werden auch "Siebenbürger Sachsen" genannt. Unser Herr Lehrer nutzt das Übergeben der Anstecknadel jedesmal zu einem kurzen Geschichtsunterricht im Sinne des Vereins für das Deutschtum im Ausland (VdA).

Das Luftschiff LZ 129 „Hindenburg“ über dem „heimgekehrten“ Sudetenland

 



Der Westdeutsche Beobachter, unsere Tageszeitung, ist voller Bilder vom Einmarsch der Deutschen Wehrmacht ins Sudetenland:

  • Unten, im offenen Wagen stehend, der  „Führer und Reichskanzler Adolf Hitler“
  • Darüber der Zeppelin
  • Deutschland versinkt im Hoch- und Übermut. Hochmut vor dem Fall?
  • Wer kann dieser Versuchung widerstehen? Wir die begeisterungsfähige Jugend?
  • Wo sind unsere Vorbilder? – Zunächst einfach sprachlos.

 

Hätte mie doch noch ens de Wellemszidde (Wilhelmszeiten)

 

Nach der Heimkehr des Sudetenlandes schreibt der Westdeutsche Beobachter: „Hitler stellt keine territorialen Forderungen mehr“. Vater sagt: „Das ist eine gute Nachricht. Wir werden also doch den Frieden behalten.“ In einer der Hitlerreden, die ich selbst mitbekomme, wird dieser Satz mit markanter Stimme und bekräftigender Lautstärke wiederholt. Dann kommt der Winter und legte eine friedlich-weiße Schneedecke über unser Land mit seinen vielen Kasernen, Fliegerhorsten, Arbeitsdienstlagern und Westwallbefestigungen. Und dann kommt der Monat März 1939. Und dieser Monat hält wieder unverhoffte Geschehnisse für uns bereit: Am 15. März werde ich mit hohem Fieber wach und Mutter lässt mich vom Schulunterricht entschuldigen. Nach dem Einnehmen einer Tablette und dem Herunterschlucken eines Esslöffels einer Flüssigkeit namens Hienfong, der Mutter wunderbare Heilkräfte zutraut, stehe ich auf und schalte das Radio an. Der Reichssender Köln bringt Marschmusik. Immer wenn etwas im Busch ist, wird das Programm abgeändert und auf Marschmusik umgestellt. Dann kommt in kurzen zeitlichen Abständen die Wiederholung einer bereits am frühen Morgen durchgegebenen Sondermeldung, die den Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in die Rest- Tschechoslowakei verkündet. Es wird dann später erläutert, die Tschechei werde in das Reichsprotektorat Böhmen und Mähren umgewandelt und der abgetrennten Slowakei werde eine Selbstständigkeit unter dem Schutz Deutschlands zugestanden.

Vormittags kommt ein betagter Landwirt aus dem Nachbardorf Holzmülheim, um die in unserer Scheune stehende Saatreinigungsmaschine zu benutzen. Auf die Ereignisse des Morgens angesprochen, murmelt er immer wieder: „Nee, hätte mie doch noch ens de Wellemszidde!“ Er meint das von Bismarck initiierte Deutsche Kaiserreich.

 



Das Memelgebiet

In unserem Lesebuch befindet sich eine Geschichte mit dem Titel: „Das Telefonfräulein von Memel“. Sie weiß zu berichten, wie zu Beginn des (Ersten) Weltkriegs im Jahre 1914 eine tapfere Postbeamtin das Eindringen der russischen Truppen in das Postamt von Memel per Telefon an die rückwärtige Militärdienststelle meldet und hierdurch dem deutschen Militär wichtige Informationen für Gegenmaßnahmen gibt. Das Gebiet um Memel war früher ein Teil Ostpreußens, wurde ab 1920 unter französische Verwaltung gestellt und 1923 von litauischen Freischärlern besetzt. Seitdem gilt es als Teil Litauens, einem der drei baltischen Staaten.



Störche im Memelland

Am 22. März 1939, kaum dass sich die Leute nach der Besetzung der Tschechoslowakei etwas beruhigt haben, tritt Litauen das Memelgebiet freiwillig gezwungen an Deutschland ab.

Wie bereits vorhin erwähnt, hatte Hitler schon vor Jahren verkündet: „Ich werde den Versailler Vertrag zerreißen“. Das ist jetzt also bis auf die Teilung Polens geschehen. Ich möchte nun wissen, was unsere westlichen Nachbarn dazu sagen. Auf der Langewelle       empfange ich ziemlich deutlich Radio Luxemburg. Diesen Sender schalte ich jetzt, am 22. März 1939, ein. Er wiederholt heute mehrmals Erklärungen der französischen und britischen Regierung, die ziemlich gleichlautend verkünden, dies sei der letzte Streich des Bluthundes vom Obersalzberg (Hitler) gewesen und ein Versuch Deutschlands, mit Polen ähnlich zu verfahren, werde unausweichlich Krieg bedeuten. Da selbst mir noch die Erklärung Hitlers in meinen kleinen Jungenohren nachhallt, er werde keine territorialen Forderungen mehr stellen, wird mir überdeutlich klar, dass das Ausland  ab jetzt Hitler kein Vertrauen mehr schenken wird.

Es wird also spannend – und gefährlich!

Und auf Deutschlands Straßen singen jetzt die uniformierten Marschkolonnen ein Lied, das von einer Freiheit handelt, die im Nationalsozialismus abgelöst und durch Kadavergehorsam ersetzt wird. Doch die gläubige Jugend Hitlers merkt es nicht:

Es zittern die morschen Knochen

der Welt vor dem großen Krieg.

Wir haben den Schrecken gebrochen,

für uns war’s ein großer Sieg.

Und dann kommt der Refrain, bei dessen Absingen fast immer die Wörter da hört durch gehört ersetzt werden:

Wir werden weiter marschieren

Wenn alles in Scherben fällt,

denn heute da hört uns Deutschland

und morgen die ganze Welt.

Die so genannte Freiheit taucht in den nachfolgenden Strophen auf, die ich in Gänze nicht niederschreiben möchte, weil ich sie nicht mag. Ich komme mit diesem Freiheitsbegriff nicht zurecht. Sind wir dabei, ein Volk von Großkotzern zu werden?

…denn heute gehört uns Deutschland (so wird in Wahrheit gesungen)

O wei, o wei, o wei! -



Eines beherrscht Vater meisterhaft: Das Erzählen seiner Geschichten und Geschichtchen zu abendlicher Stunde, insbesondere an den frühen Winterabenden. Einiges davon ist bei seinen Söhnen hängen geblieben.

Verzällche

 

Wenn Vatter seng Verzällche*  bringt,                     *) seine Erzählungen

erfindet er Gestalten,

die drauß‘ im Dunkeln walten.

Von dorten in die Stube dringt

Gekicher, Flüstern, Schellen

von „seinen“ Nachtgesellen.

 

Zuerst denk‘ ich, es ist der Wind,

der laut im Schuppen poltert

und meine Nerven foltert.

Doch manch Geräusch Gestalt annimmt!

Das Klappern, Heulen, Geigen

kann doch kein Wind erzeugen!

 

Und Vaters Worte flechten ein

Gehörtes in Gerüchten,

daraus macht er Geschichten

und kann sich -, scheint’s, daran erfreu’n.                                                  

Wer will da noch nach draußen,

wo Nachtgespenster hausen?

 

Und kommt vom Stall noch Kuhgebrüll

und Klirren mit den Ketten,

dann krieg‘ ich die Manschetten;

die Nackenhaare steh’n mir piel.*                            *) piel = Dialekt: steil aufgerichtet

Doch Angst ist nicht von Dauer:

Werd‘ älter und auch schlauer.

 

So kommt es, wie es kommen muß:

Schauermärchen bleiben’s halt,

jetzt allerdings in Kriegsgestalt**,                           **) Erzählen der Fronterlebnisse von 1914/18

mit Schauder bis zum Überdruß.

Denn unsre Väter finden toll,

wovon sie einst die Nase voll.

 

Wir aber hören gläubig zu,

sind stolz auf unsre Väter,

die tollen Heldentäter.

Mit diesem Stolz geh‘n wir zur Ruh‘.

Tagsüber hört man wieder

markante Heldenlieder.



Pimpfe*

„Pimpfe seid ihr, denkt daran!“                     Große Worte, fremder Sinn.

sagt  Fräulein**  in der Klasse.                     Mich fröstelt unterm Hemde.

„Jetzt fängt ‘ne große Zukunft an                   Die Fräulein“ in der Schule drin,

für unsre deutsche Rasse.                             bleibt doch für mich ‘ne Fremde

 

Pimpfe tragen kurzes Haar,                           Drum frage ich die Mutter aus,

ganz vorne nur ein Sträußchen.                     was „Heldenahn“ bedeute.

Dadurch verschwindet die Gefahr,                  Se sucht die Ahnentafel raus

zu fangen Floh und Läuschen                         und legt sie ernst beiseite.

 

Ob man arm ist oder reich,                       „Jung‘ , Krieg war wie ein Strafgericht  

’s gibt neue Kleidernormen.                            für Leute auf dem Lande.

Vor’m Führer seid ihr alle gleich                      Der „Held“ war oft ein Bösewicht,  

in „seinen“ Uniformen:                                   das Heer ’ne Plünderbande.

 

Kurze Hose, braunes Hemd                     Drum sei bei Menschen auf der Hut,           

und einen Schulterriemen.                               die große Worte brauchen,

Keiner sei dem andern fremd,                         denn dieser Hochmut tut nicht gut,

soll sich als besser rühmen!                             wird eines Tags verrauchen.“

 

Ob zu zweit oder zu viert,                                Der Rat der Mutter hält nicht lang;

zu Ende ist das Schlendern;                              ich will es ausprobieren

jetzt wird nur noch stramm marschiert;             und schaue mir Appelle an, 

so wird sich vieles ändern.                               mit Spiel und Exerzieren.

 

Zäh wie Leder sollt ihr sein                                Die Sage von den Nibelungen  

und hart wie Stahl aus Essen.                             wird abends vorgetragen.

Das Jungvolk ist jetzt der Verein                   Das ist doch was für uns als Jungen,

für Zucht und Kräftemessen.                              da geht’s um Kopf und Kragen!  

                                                                                                         

„Heil Hitler!“ wird ab jetzt gegrüßt                  Und dann gibt’s noch Geländespiele

und nicht „Grüß Gott“ und „Morgen“.              mit Kompaß, Messtischblättern

                                                                               

Wer sich verweigert, dafür büßt,                         Wir suchen querfeldein die Ziele      

bekommt bald Stunk und Sorgen.                        bei Sonn‘ und Regenwettern.

                                                                                                  

Nun, junges Volk, zum Sturm bereit,                Das Interesse riesengroß,

lass hissen unsre Fahnen,                               werd‘ ich zum Mitmarschierer***.

damit ihr stolz und würdig seid                        Dazu fällt mir noch in den Schoß,

der toten Heldenahnen.“                                  das Amt des Fähnleinführer.

 

                                   Und ich denke insgeheim:  

                                   Wem kann denn so was schaden,

                                   in Spiel und Sport zusammensein,

                                   mit seinen Kameraden?

 

                                   Eines aber werd‘ ich nicht:

                                   Frisur mit Sträußchen tragen.

                                   Der Scheitel steht mir zu Gesicht,

                                   mit schräg gekämmten Haaren.

           

*) Pimpfe = Angehörige der nationalsozialistischen Jugendbewegung Deutsches Jungvolk (für die 10- bis 14jährigen, der

    Hitlerjugend vorgeschaltet).

 

**) Heute, im Dritten Reich, dürfen Lehrerinnen nicht verheiratet sein. Sie werden daher kurz als „die“ Fräulein, nicht das Fräulein, bezeichnet und angeredet.

 

***) bis mir im Sommerlager 1942 die unschuldigen Augen geöffnet werden.   Ach ja, den BDM gibt’s ja auch noch!

 

 



BDM (Bund deutscher Mädel, nicht Bund deutscher Milchkühe)

Die Erziehung  (gewitzt aber wirksam )

 

 

„Wenn du eine Mutter hast...“

beginnen manche Sprüche,

denn sie trägt viel Müh und Last

und füttert uns bei Tische.

 

Bei uns zu Haus ist alles klar

mit Strenge und mit Liebe:

Die Mutter ist fürs Sorgen da,

der Vater für die Hiebe.

 

Doch ist das alles halb so wild,

mit väterlicher Strenge.

Es gäb‘ ein völlig falsches Bild,

würd‘ sprechen ich von Senge.

 

Abgekartet ist dies Spiel,

ist hierzu mein‘ Bemerkung.

Wird’s der Mutter mal zuviel,

braucht logisch sie Verstärkung.

 

„Peter komm ens!“ ruft sie grell,

als hole sie die Folter.

Und Vater rückt sein Sitzgestell

mit schrecklichem Gepolter.

 

Und dies Knarren reicht stets aus,

für mich und meine Brüder:

Stille herrscht sofort im Haus

und Vater setzt sich wieder.

 

 

Die Wirksamkeit einer Erziehungsmethode ist also nicht von der Anzahl der bei körperlicher Züchtigung davongetragenen blauen Flecken abhängig.

 

Was die Sorge meiner Mutter um ihre Kinder, meine Brüder und mich, anbelangt, so glaube ich, sie will uns zweierlei vermitteln: Den Weg ins Leben und den Weg zu Gott. Letzteres scheint ihr nicht unwichtig zu sein, nicht zuletzt aus Sorge um den Einfluss der Nationalsozialisten, die versuchen, uns den „alten Erziehungsmächten“, wie sie sagen, also auch dem Elternhaus wegzunehmen oder zu zumindest zu entfremden. Wir sollen „gottgläubig“ erzogen werden. Gottgläubig aber bedeutet in ihren Augen, das Glauben an eine „Vorsehung“, die das deutsche Volk dazu berufen hat, über alle minderwertigen Völker und Rassen zu herrschen und die diesem so auserwählten Volk einen begnadeten Führer geschenkt hat. Ihre Vorstellungen wurzeln in germanischen Sagen und Götterlegenden. Sie betrachten die Evangelisten des Christentums, wie sie es mir später im Rahmen der geistigen Wehrertüchtigung in einem Wehrertüchtigungslager in Bastogne in Belgien beizubringen versuchen, als die Vergifter der deutschen Seele. So sei das Gebot der Feindesliebe, so sagen sie, hinderlich für die Verwirklichung des Rassegedankens des Nationalsozialismus. Liebe Mutter, ängstige dich nicht zu sehr um deinen Sohn, du, der du mir das christliche Menschenbild praktisch vorlebst, selbstlos und in stiller praktischer Nächstenliebe!

 

 

Es ist etwas Wunderbares um eine Mutter!

Andere mögen dir gut sein, aber nur eine Mutter kennt dich.

Sie führt dich ins Leben, sie sorgt sich um dich, behütet dich,

geht auf für dich in Liebe und hat für alles ein Verzeihen.

Sie entschuldigt noch, wo das Verstehen aufhört.

 

Ein einziges Unrecht nur- ein einziges - begeht sie:

Wenn sie zum letzten Schlaf die Augen schließt,

um dich in dieser Welt allein zu lassen.

 

Adolf Kolping



Kinderspiele im Dorf

 

Bis zum 10. Lebensjahr werden wir nur hin und wieder in die Feldarbeit einbezogen, haben also neben der Zeit für die Erledigung der Hausaufgaben für die Schule noch genügend Freiraum für  unsere täglichen Spiele. Die Mädchen haben ihre eigenen, von uns Dorfjungen gering geschätzten Spiele, wie Seilchenspringen, Ballspielen an der Hauswand und Kästchenhüpfen mit fliegenden Zöpfen oder gar das Spielen mit Puppen.

Die Landschaft als Spielplatz     

Wir Jungen haben einen riesig großen „Spielplatz“, der hinter den Häusern des Dorfes beginnt und über Bäche und Wiesen und sogar den Waldrand hinaus bis in verbotene Fernen reicht. Aber die „Spielsachen“ selbst sind begrenzt, meist hausgemacht oder billig im Gemischtwarenladen des Dorfes erstanden. In meinem Gedächtnis hat sich die Gewißheit eingenistet, die jeweiligen Spiele seien einem bestimmten Monat oder einer Jahreszeit zuzuordnen. Ich weiß nicht, wie es plötzlich zur Gewissheit wird, daß heute oder morgen die Zeit des Murmelspiels (bei uns „Kneckele“ genannt) angebrochen ist oder anbricht. Aber plötzlich, so wie die gewaltigen Starenschwärme des Herbstes plötzlich, wie auf einen geheimen Befehl, ihre Flugrichtung und Geschwindigkeit ändern, erscheinen mehrere Jungen ohne jede Absprache morgens mit Hosentaschen oder Stoffbeutel voller Murmeln in der Schule. Und nun ist jedem von uns klar: Die Murmelzeit hat begonnen. Genauso verhält es sich zu einem anderen Zeitpunkt mit dem Kreiselspiel.

Dillendopp      

Da gibt es die großen Kreisel, die mit einem Schlüssel aufgedreht werden und beim Abschnurren einen Summton von sich geben und dann die einfachen, aus Holz gedrechselten Kreisel mit Antriebspeitsche, von uns Dillendopp genannt. Die Kordel der „Peitsche“ wird um den oberen Teil des Dillendopps gewickelt. Dann wird letzterer, mit einer Hand festgehalten, auf die Erde gesetzt und durch das ruckartige Abschnurren  der an dem Peitschenstock befindlichen Kordel mit der anderen Hand in Drehbewegung gesetzt. Diese Drehbewegung wird durch „schmecke“ (peitschen oder schlagen) des Dillendopps mit der Peitsche aufrechterhalten. Da werden von uns Schülern regelrechte Meisterschaften ausgetragen.

Kneckele      

Um nochmals auf das Kneckele  (Murmelspiel) zurückzukommen: Die Mädchen und kleinen Jungen bevorzugen das Werfen der Murmeln von einer Ziellinie aus. Es geht darum, möglichst viele dieser Murmeln in ein rundes Erdloch zu bekommen. Dies ist uns größeren Jungen viel zu einfach und langweilig. Wir setzen mehrere Murmeln in ein auf den Boden gezeichnetes Viereck. Zum Herausschießen dieser Murmeln benutzen wir einen größeren Murmel aus Glas, den so genannten Marmor. Dieses Spiel beginnt ebenfalls an einer Startlinie. Allerdings darf der Marmor nicht geworfen werden, sondern er muss von dem jeweiligen Punkt aus, an dem er zum Stehen gekommen ist, mit der den Boden berührenden Hand  „weggeflitscht“ werden. Dabei liegt der Marmor auf der Kuppe des Zeigefingers und wird mit dem Daumen abgeschnellt. So einfach ist das!

Kastanientausch und Geländespiele  

Irgendwann im Herbst fallen die Kastanien gleich massenweise von den Bäumen und landen dann, ihrer stacheligen Schale beraubt und schön blank geputzt, in unseren Hosentaschen. Dann werden sie wie wertvolles Geld gezählt, getauscht und wieder geputzt, um irgendwann ungenutzt weggeworfen zu werden. Aber im nächsten Jahr wird es sich genau so wiederholen. Zwar versuchen einige „Bastler“, aus der Schale der Kastanie so etwas wie Pfeifen herzustellen; aber was rechtes bringen sie auch nicht zustande.

Die bereits vorhin angedeutete Weite der Landschaft als Spielplatz lädt, wiederum zu einer anderen Zeit, zu den raumausgreifenden Spielen „Räuber und Schanditz“, Indianerspiel oder „Schmuggler und Zollfahnder“ (letzteres meist im Winter auf Skiern) ein.

 

Das Versteckspielen benötigt lediglich die an die Wohnhäuser angebauten Getreidespeicher und Scheunen und die Hintergärten. Meist wird der zu suchende Junge dadurch entdeckt, daß sich plötzlich ein Brennholzstapel ungewollt von der Wand löst und laut polternd zur Erde stürzt, ein wachsamer Hofhund bellend an der Kette zerrt oder das aufgescheuchte Federvieh verräterisch gackernd auseinanderstiebt. Und dann gibt es noch die kinderlosen Nachbarn, die kein noch so harmloses Spiel gelten lassen wollen und jetzt das Versteck verraten, nur um uns allesamt loszuwerden. Für diese Leute haben wir uns eines der beliebtesten Spiele aufgespart: Das „Ärgerngehen“. Wie schön, dass es immer klappt!

 

Stoppelfelder und Drachensteigen

 

 
In unserem Schullesebuch steht ein Gedicht, das wir jetzt auswendig lernen müssen:

 

Gemäht sind die Felder         

Der Stoppelwind weht.

Hoch droben in Lüften

Mein Drache jetzt steht.

Er schauet herunter

Auf Wälder und Flur

Und denkt sich:

Wo bleiben die Kinderlein  nur.

 

Wir bauen uns unsere Drachen selbst und nennen sie in unserem Eifeler Dialekt „Wöndfuggele“ (Windvögel). Das wetterfeste Papier wird im kleinen Gemischtwarenladen unseres Dorfes gekauft. Dann fertigen wir aus zwei schmalen dünnen Latten ein kreuzförmiges Gerippe an ( eine längere Latte als Längsachse und eine kürzere als Querholz), deren vier Enden mit einer Kordel verbunden werden. Darüber kleben wir das wetter- und zerreißfeste Papier mit dem beim Kartoffelkochen gewonnenen klebrigen Eiweiß. Nun wird im Kreuzungspunkt der Latten, der auf der Längsachse im vorderen Drittel liegt,  ein kurzes Holz hochkant aufgeklebt. Dafür brauchen wir aber Uhu. Von den beiden Enden des Querholzes wird eine Kordel so fest über dieses Klötzchen gezogen, dass das Querholz leicht nach oben gebogen wird. Jetzt wird noch eine Kordel mit 6 oder 7  papierenen „Schlöpfchen“ als Schwanz hinten angebunden. Zum Steigenlassen brauchen wir noch eine lange feste Kordel oder Leine., die später beim Hochsteigen unseres „Vogels“ von einem Flachbrett abgerollt wird.  Dann geht’s hinaus aufs Stoppelfeld. Der Herbstwind wird von Petrus gratis geliefert. Er gebärdet sich an manchen Tagen recht wild. Dann singen wir:

 

Der bunte Herbst geht durch das Land,

mit schnellem Schritt

und starker Hand,

Die kleinen Bäume rüttelt er,

die großen Bäume schüttelt er.

 

Und dann hat jeder von uns ein „Schibbelrädchen“ (entweder ein abmontiertes Rad von einem Drahtesel, mit oder ohne Reifen oder ein in der Dorfschmiede kreisrund gebogenes und verschweißtes  Rundeisen) das wir mit einem kurzem „Steckel“ die Dorfstraße im Dauerlauf hinauf und herunter treiben.

 

Die Winterfreuden mit Rodelschlitten, Skiern und Schlittschuhen sind die allerschönsten Zeitvertreibe. Fallen sie doch in eine Jahreszeit ohne  lästige Feldarbeit oder Kühehüten. Ich komme deshalb an anderer Stelle hierauf zurück.

Mit dem Älterwerden treten an die Stelle der Kinderspiele andere Vergnügen, wie die folgende Geschichte zeigt.

 


Das vorhin angesprochene Kühehüten ist an den Sonntagnachmittagen manchmal auch eine Beschäftigung für Heranwachsende. Ein der Heiratsfähigkeit zustrebendes Mädel geht mit seinem Freund, wohlverstanden mit den fresslustigen Kühen, auf eine nicht einzusehende Waldwiese. Nun machen manche Kühe ihre Bereitschaft zur Mutterschaft dadurch bekannt, daß sie von hinten auf ihre Artgenossen aufspringen. Findet die so meuchlings* genötigte Kuh an diesem Huckepackspiel wenig gefallen, bedient sie sich auch schon mal ihrer Hörner. Nun wurde im vorliegenden Falle bei diesem Gerangel einer Kuh vom Horn der anderen der Bauch so stark aufgeschlitzt, dass sie notgeschlachtet werden musste. Die Mutter des in Tränen aufgelösten „Hirtenmädels“ hatte soviel Mitleid und Verständnis mit ihrer Tochter, daß sie überall im Dorf erzählte: „Ja, ja, mein Jesinchen tut mir ja so 

leid. Sie hatte doch nur eifrig gestrickt und ihr Freund hatte dabei, um ihr behilflich zu sein, das Wollknäuel festgehalten. Und in dieser Zeit ist es dann passiert.“ Diese Geschichte zählt, wie man sich denken kann, nicht zu den typischen Kinderspielen.                         *) meuchlings = hinterrücks, heimtückisch

 



Kinder als Hirten sind zuverlässiger als Liebespärchen      

Aber das Viehhüten ist bei den Familien, die ihre Landwirtschaft nur im Nebenerwerb betreiben, generell eine den Kindern übertragene Arbeit*. Gut,- Ziegen kann man an den Wegrändern und in den Hängen anpflocken und vorübergehend alleine lassen. Aber Kühe gehören auf die Wiesen und, wenn keine Zäune vorhanden sind, in die Obhut der Kinder. Diese kleinen Aufpasser sind bedeutend zuverlässiger als Liebespärchen, wie wir mittlerweile alle wissen. Und so sitzen sie in der Nähe der unermüdlich weidenden Viecher und singen zu den Klängen eines Akkordeons, auch Schifferklavier genannt, oder einer Ziehharmonika. Bei schönem Wetter dringen von den das Dorf umgebenden Eifelhöhen, mal mehr oder weniger deutlich vernehmbar, die uns allen bekannten Lieder zu Tal. Das bekannteste Lied kennt sicher jeder von euch. Es ist das Lied mit den drei U :

„Waldeslu-u-ust,

 Waldeslu-u-ust,                      

                                                  *) Für uns, die wir auf den Feldern hart arbeiten

 o, wie einsam schlägt die Brust.       müssen, ist dieses lächerliche

                                                      Kühehüten keine

Ihr lieben Vögelein,                          wirkliche Arbeit, sondern „Kinderspiel“.

stimmt eure Lieder ein

und  singt mit voller Brust:

Die Waldeslust.“

Was, ihr kennt das Lied nicht? Unglaublich! Und dann wird immer wieder das Lied gesungen: „Am Golf von des Jahrgang“. Später erfahre ich, dass es „Am Golf von Biskaya“ heißen soll. Aber so genau nehmen es unsere kleinen musizierenden Hütejungen nicht.

 

 

 



Grausame Spiele            Von vorne herein gesagt, ich mag sie nicht, diese Spiele mit der stummen Natur: Das Aufblasen von wehrlosen Fröschen mittels Strohhalm, die dann mit großem Buckel solange schwerfällig und schmerzvoll hin- und hertrotten, bis sie platzen und elendiglich  krepieren. Oder das Fangen der Bremsen (wir nennen sie, diese schmalen, langen Viehfliegen „Bremsche“), denen man einen langen Grashalm mit Samenende ins Hinterteil steckt. Sie fliegen dann, in den letzten leid- und schmerzvollen Minuten ihres Lebens, wie Propellerflugzeuge davon. 

Bäh! Ihr kriegt mich nicht.

Voller Mitleid mit den gequälten Tieren, versuche ich herauszufinden, warum einige Kinder zu solchen Grausamkeiten fähig sind. Klar, Kinder können ganz schön grausam sein, das weiß ich. Darum müssen sie ja erzogen werden. Meine Mutter drückt das so aus: „Kinder haben ein Anrecht auf Erziehung.“  Nun stelle ich aber fest, dass sich nicht nur die schlecht erzogenen Kinder gelegentlich an Tieren vergreifen. Nein, es sind auch Kinder aus gutem Hause und auch solche, die Zuhause ein Kleintier liebevoll hegen und pflegen und sogar mit ihm leiden, wenn es einmal verwundet oder krank ist. Sie quälen die Frösche und Bremsen ja auch nicht am laufenden Band, sondern nur gelegentlich, meist spontan und unüberlegt. „Schau her, ich zeig dir mal was“, so in etwa. Ich glaube, sie denken sich einfach nichts dabei und wollen ihm auch nicht bewußt Schmerzen zufügen. Und sie finden ja auch kein Gebot, das in etwa lauten könnte: „Du sollst keine Tiere quälen!“



Nichts wie untertauchen!

Unser Herr Pfarrer, ein weltoffener Mann mit viel Verständnis für Kinder, hat für Tierquälerei natürlich kein Verständnis. „Das tut man nicht“, sagt er und „Was du nicht willst, das man es dir tu, das füge auch keinem anderen zu“, wobei er die Tiere zu den anderen zählt. (Es sind ja auch Geschöpfe, oder?). „Und wo steht das in der Bibel?“ frage ich. Da fängt er selber an zu blättern, findet aber nichts brauchbares. Dann erläutert er mir die Zehn Gebote, die, so sagt er, im Urtext mehr aussagen, als in der knappen Formulierung der Schulbibel. Und dann weist er mich weiter auf eine viel ältere „Gesetzessammlung“, den Codex Hammurapi, hin, die von einem babylonischen König diesen Namens viele Jahrhunderte vor Christus und vor der Zeit von Moses erlassen wurde. Ein bedeutender Teil hiervon, der Dekalog, findet sich im Wesentlichen in den Zehn Geboten Gottes wieder. Aber auch in der genannten Gesetzessammlung der Babylonier ist die Tierquälerei  kein Thema. Später einmal wird mir ein Auszug hieraus zu Gesicht kommen. Da kann ich dann nachlesen, dass im alten  Babylon bereits zahlreiche Details des täglichen Lebens, wie Bierpreis und Bierzuteilung (!), fein säuberlich und staatlich geregelt waren. Aber das Behandeln der Tiere?- Kein Thema!

 

Mensch und Tier

Das Thema lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Nun wohnt in unserem Dorf ein Schuhmacher, der zwar Junggeselle blieb, aber angeblich der Vater eines in einer anderen Familie des Dorfes wohnenden Jungen ist. Dieser Schuhmacher, nennen wir ihn Leder, gilt als Eigenbrötler. Er interessierte mich schon seit langem, also gehe ich eines Tages zu ihm hin. Und da ich über das Thema Tiere nicht mit den normalen Dorfbewohnern reden kann, versuche ich es bei ihm.

 

„Herr Leder, warum steht in den Zehn Geboten nicht, dass man Tiere nicht quälen darf?“

 

 

„Ja, leeve Jung, dat es esu. Die ersten Menschen wurden durch viele Tierarten gefährdet. Große Tiere hatten Hunger auf Menschenfleisch, mittelgroße Tiere versuchten, die Menschen durch Beißen mit ihrem furchterregenden Maul und Stoßen mit ihren spitzen Hörnern aus ihrem Revier zu vertreiben und die Insekten waren jeck auf Menschenblut. Der Mensch war also im Anfang eines der gefährdetsten und schutzbedürftigsten Lebewesen. Die Gebote beschränken sich deshalb im Wesentlichen auf das Zusammenleben der Menschen untereinander.“

 

„Herr Leder, ich habe in einem Buch, das in einer Gartenlaube lag, gelesen, es habe in früheren Jahren sogar Tiere gegeben, die als Gott oder Götter verehrt wurden.“

 

„Ja, das war in einer Zeit, die wir heute die Antike nennen. Ein Beispiel: Die alten Ägypter verehrten die Sonne als Gott. Da die Affen die Angewohnheit hatten, beim Sonnenaufgang zu tanzen, glaubte man, sie würden die Sonne als Gott erkennen und zu Ehren dieses Gottes tanzen. Also seien auch sie von uns Menschen als Götter zu verehren und zu achten.“

 

„Herr Leder, wie kommt es, dass wir viele Tiere nutzen können, als Arbeitstiere zum Beispiel? Wieso lassen sie sich das gefallen?“

 

„Leeve Jung, das hat sich so über viele Jahre entwickelt. Es gibt Tierarten, die sich auch innerhalb einer Herde unterordnen und einem „Cheftier“ folgen. Der Mensch hat dieses Verhalten beobachtet und sich selbst zum Chef gemacht. Dadurch ist über die Jahre eine Lebensgemeinschaft von Mensch und Tier entstanden. Das führt zum Beispiel bei Hunden, Pferden und anderen Haustieren zu einer richtigen Freundschaft. Man kann also die Muskelkraft vieler Tiere nutzen, indem man sie zu Reit- oder Zugtieren erzieht. Diese Tiere sind richtige Partner des Menschen geworden. Daneben gibt es Tiere, die dem Menschen Wolle, Eier und auch Fleisch liefern.“

Herr Leder wischt sich etwas verlegen mit dem Handrücken über seine Stirn, geht zum Materialschrank und holt ein Stück Lappleder heraus und legt es vor meinen Augen auf den Arbeitstisch.

„So! Denk doch mal an meinen Beruf. Selbst dieses Leder wird, genau genommen, von den Tieren geliefert und zwar als Tierhaut, die erst in der Münstereifeler Gerberei mit Hilfe von Eichenloh zu Leder verarbeitet wird. Aber! Dem Schlachtvieh in unserem Dorf geht es bis zum Tag, an dem es geschlachtet wird, besser, als manchem hungrigen und von anderen Tieren verfolgten Wildtier. Es steht, mit reichlich Futter versorgt, entweder im Stall oder auf der Weide.“

 

„Herr Leder, ich hab‘ mal in einem anderen Buch gelesen, die Ostasiaten würden auf Grund ihrer buddhistischen oder hinduistischen Religion die Tiere mehr achten, als die Juden, Christen und Moslems, die sich ja die Erde untertan machen sollen. Diese Ostasiaten, so habe ich da gelesen, würden ihren heiligen Kühen und auch anderen Tieren bis zu ihrem natürlichen Tod nichts tun. Auch würden manche Menschen während der Mückenplage bewusst das Hemd ausziehen, um ihren nackten Oberkörper den Mücken zum Stechen darzubieten.“

 

„Leeve Jung! Das Buch habe ich nicht gelesen. Es interessiert mich auch wenig. Aber das geschilderte Verhalten der Menschen den Stechmücken gegenüber würde ich nach dem gesunden Menschenverstand ablehnen. Das ist ja geradezu blödsinnig! Ich würde sagen: pervers. Aber das Wort verstehst du noch nicht.

Was die Kühe anbelangt, so erinnere ich mich an eine Reisebeschreibung aus dem Fernen Osten. Der Weltreisende, ein Brite, berichtet, wie er viele arme Rindviehcher bedauert habe, die zum Teil sterbenskrank, unterernährt, mit herabhängenden Hautfetzen, von Moskitos blutig zerstochen und mit traurigen tränenden Augen ihrem natürlichen Tod entgegenlitten.“

 

Mich schaudert.

„Herr Leder, haben sie schon mal von Tierversuchen gehört oder gelesen?“

„Darüber möchte ich heute nicht mit dir sprechen“.

 

Herr Leder schaut sehr nachdenklich durchs Fenster nach draußen, wo gerade ein unheilbar kranker junger Mann vorbeihinkt. Ich habe, so glaube ich, hier einen wunden Punkt berührt. Sollen Tiere leiden müssen, damit kranke Menschen geheilt werden können?. So denke ich, sage es aber nicht. In unserm Dorf gibt es viele leidende Menschen, die durch die schwere Feldarbeit in Wind und Wetter erkrankten. Aber sie können sich Krankfeiern nicht erlauben. Ob sie vielleicht noch mehr Schmerzen erleiden müssen, als zum Beispiel Mäuse bei den Tierversuchen? Ich will einfach nicht weiter darüber nachdenken. Herr Leder bemerkt meine innere Unruhe und versucht abzulenken:

 

„Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass viele Menschen sich Tiere, wie Hunde und Katzen, als Lebenspartner halten, um ihnen ihre Liebe zu geben? Für einsame allein stehende Menschen wie mich kann das eine echte Therapie sein. Das Wort besagt dir wohl nichts. Also: Alleinsein kann krank machen. Und so ein geliebtes Haustier schützt vor einer solchen Einsamkeit. Verstanden?“

 

„Ja, das habe ich begriffen. Aber, da gibt es die vielen Tiere im Zoo.“

 

„Aber, aber! Du stellst ja vielleicht Fragen! Lass mich überlegen. Ja, die Menschen früherer Jahrhunderte brachten aus den Kolonien seltene, bei uns unbekannte Tiere mit und führten sie als Jahrmarktsensationen auf den Plätzen der Städte und Dörfer vor. Aber das machten sie auch mit den Eingeborenen, also richtigen Menschen, die sie wie Sklaven hielten. Daraus haben sich im Laufe der Jahre die Zoologischen Gärten entwickelt, die jedoch keine Sensationen bieten, sondern die Tiere dem Menschen nahe bringen wollen. Und die Zurschaustellung von Menschen gehört nicht in den europäischen Zoo. Menschenzoos gibt’s aber in Ostasien, zum Beispiel in Thailand.“

 

„Herr Leder. Eigentlich bin ich zu ihnen gekommen, um mit ihnen über die Tierquälereien als Dummejungenstreiche zu reden. Über so was kann ich mich krank ärgern!“

 

„Jung, deine Einstellung freut mich! Dieses Vogelnesterausheben, um die jungen Tiere vor den Augen der aufgeregt und besorgt herumflatternden Eltern zu töten, ist nichts anderes, als falsches Großmannsverhalten. Wer das tut, fühlt sich in Wirklichkeit anderen unterlegen und vergreift sich deshalb an der schwächeren Natur. Oder es sind Kinder, die zu Hause eine traurige Jugend durchmachen müssen und sich so abreagieren.

Doch ich kann dir auch etwas sagen, dass nicht traurig macht.

 

 

 

Hast du bei genauem Beobachten bemerkt, dass viele Tierarten sich dem Menschen anpassen und sogar seine Nähe suchen? Ich habe neulich gelesen, in Großstädten wie Köln würden mehr Tierarten leben, als in der freien Natur.

So, jetzt muß ich aber weiterarbeiten. Aber komm ruhig ab und zu mal vorbei. Tschüss!“

 

„Ach, Herr Leder, draußen steht ihre Katze und möchte ins Haus gelassen werden.“

„Ja ja, die hat mich voll im Griff.“

Dann geht die Katze mit hoch erhobenem Schwanz an Herrn Leder vorbei in ihr Haus.

 

        Wer könnte ihrem Charme widerstehen?



Nachtrag:

Wenn ich jetzt im fortgeschrittenen Alter über das Gehabe jener stets in der Mehrzahl gewesenen  Jugendlichen nachdenke, die sich mit Spatzenschießen, Frösche aufblasen und Ausheben von Vogelnestern im Kreis der Halbstarken hervortaten, dann stelle ich fest, dass sie es  waren, die sich später in der Gesellschaft hemdsärmelig, die Ellbogen gebrauchend, nach  oben durchboxten. Sie wollten stets Anerkennung um jeden Preis. Wer in den vordersten Reihen der Randalierer der 60er Jahre bärbeißig „kämpfte“, überließ die Beteiligung an ruhig zu verrichtenden sozialen Gemeinschaftsaufgaben gerne den stillen, konservativ Erzogenen. Sie entdeckten ihr Gewissen immer dann, wenn es darum ging, sich vor den Selbstlosigkeit verlangenden Diensten in Staat, Gesellschaft und  Kirchen zu drücken. Man  demonstrierte  Andersartigkeit gegenüber den Braven  und, trivial ausgedrückt, man schmiss den eigenen Abfall vor die ausreichend aufgestellten Papierkörbe auf die Erde, hiermit Umwelt und Mitmenschen belastend. Sobald man die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, machte man die große Wandlung durch und versuchte, jetzt reif geworden, wichtige Positionen in dem vorher bekämpften System zu erhaschen. Schaut nur mal kritisch rundum: Ihr werdet sie mit Leichtigkeit aufspüren. Aber bekämpft sie nicht!  Macht Eure Familie nicht zum Vogelnest! Man würde sie mit Hilfe geübter Juristen, die ebenfalls Ende der sechziger Jahre studierten, (bildlich betrachtet) ausheben lassen.

 

Ist die hier beschriebene Erkenntnis so schlimm? Nein! Vielleicht rekrutieren sich die besonders wertvollen Menschen aus dem Kreis derjenigen, die sich in der Zeit des Reifens ausgetobt haben und ihre Wandlung in schweren inneren Kämpfen erreichten. Im Feuer geschmiedet!

Im Neuen Testament ist die Steinigung des am 2. Weihnachtstag geehrten ersten christlichen Märtyrers Stephanus wie folgt geschildert: „Nachdem sie ihn gesteinigt hatten, legten sie ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß“. Dieser junge Mann namens Saulus entwickelte sich nach seiner Bekehrung und Wandlung zum Paulus zum bedeutendsten Apostel der jungen Christenheit und war für die Entwicklung des Abendlandes von größter Bedeutung.

 

Na also! Wenn aber Paulus später als Heiliger zur Ehre der Altäre erhoben wurde, dann darf ein Ausheber von Vogelnestern und Radaubruder der 60er und 70er  Demonstrationen sich zum geachteten Politiker, Minister oder Ehrenbürger entwickeln. Und es ist nicht hinnehmbar, ihm seine Jugendsünden bis ins hohe Alter zum Vorwurf zu machen und als Karriereknüppel zwischen die Beine zu werfen. Das gilt für alle, egal ob sie aus der rechten oder linken Ecke kommen. Wer von euch ohne Schuld ist,

der  werfe den ersten Stein.

 



Die Karwoche



Die Woche vor Ostern, generell Karwoche genannt, nennt man bei uns zu Hause die Judas-woche. An den ersten Tagen, so zwischen Palmsonntag und Gründonnerstag, herrscht meist diesiges Nieselwetter. Und genau zu dieser Zeit blüht an den sich die Hänge hinauf- schlängelnden Feldwegen der reichlich  vorhandene Schlehdorn. Dieses Bild hat sich bei mir stark und für immer eingeprägt. Also:



Schlehdornblüten

Karwoche

 

Schlehdornhecken an den Wegen,

blüh’n dem Osterfest entgegen,

an nebelblassen Hängen.

 

Schmuddelwetter, mattes Husten,                               

windstill- nicht ein leises Pusten,

die Feuchte zu verdrängen.

                                                        

Glocken sind nach Rom geflogen,

Klapperjungs durchs Dorf gezogen,

Karfreitag anzukünden.

 

 

Mütter färben Hühnereier,

verstecken’s bald in Stall und Scheuer,                                   

von Kindern aufzufinden.

        

Kreuzwegandacht.- Fastenweisen

unsern Herrn und Heiland preisen,

mit dünnen Kinderstimmen.

 

Gebälk des Fachwerks wird gestrichen.

In den Häusern putzen, wischen

und Frühlingsmode trimmen.

 

Osterglocken blicken zage

in den Gärten und im Hage,

und Veilchen unter Hecken.

 

Sollten nicht zu eitel grüßen!

Für Liebreiz werden sie bald büßen,

wenn sie in Vasen stecken.

 

 



Eine "Klapper"

Bergfrühling

 

Bergfrühling ist voll Wankelmut,                 Dann hebt ein reges Schaffen an

sprunghaft und grob besaitet                      auf Wiesen und auf Äckern.

Er kommt einher mit Narrenhut,                 Die Väter geh’n mit Freude ran,

von nächt’gem Frost begleitet.                    wir Kinder aber meckern.

 

Beim Narren weiß man nie genau,                Ich muss, wenn Wiesen trocken g‘rad

wie er sich wird gebärden.                           die Maulwurfshügel spreiten,

Wird er beim Birn- beim Pflaumenbaum        damit die Sensen bei der Mahd

die Blütenpracht gefährden?                         nicht durch die Steinchen leiden.

 

Mit Graupeln und mit kalter Hand                  Die Sommerfrucht wird schnell gesät,

will er die Bauern schrecken,                        kurz nach dem frischen Pflügen,

mit dichter, weißer Nebelwand                       damit sie in die Erde geht,

die Täler weit bedecken.                                die Unbill zu besiegen.

 

Mal gibt’s ein pflaumenreiches Jahr                 Und überall sich‘s Leben regt,

und Bäume voll mit Nüssen.                           selbst auf den Eifelhöhen,

Mal sind sie zwar belaubt, doch bar                 wo Weiß sich auf die Herbstsaat legt

jedweden Obstgenüssen.                                und kalte Winde wehen.

 

Man braucht ein goldiges Gemüt,                     Wenn Kinder reifen hier heran,

dies Glücksspiel zu ertragen,                           hart, zwischen Fels und Steinen,

weiß nie vorher, wann’s diesjahr blüht,             sie bald Geduld und Tatendrang

ob an frostfreien Tagen.                                  geglückt in sich vereinen.

 

Die Feuchtewiesen sind durchnässt                    Sie werden später niemals weich

und lassen’s Moos gedeihen,                             sich dummen Sprüchen beugen

bis Sonnenschein uns hoffen lässt,                     und selbst dem braunen Hitlerreich

uns bittet, zu verzeihen.                                    beherzt die Zähne zeigen.

 

 



Das mit dem Abendfrieden ist für uns Kinder auch so eine Sache. Kaum sind wir von der Feldarbeit heimgekehrt, werden erst noch die restlichen Schulaufgaben erledigt. Dann bleibt, nach dem Abendessen, mitunter noch etwas Zeit für ein Genießen des lauen Sommerabends. Doch auch dieses Aufatmen ist meist nur von kurzer Dauer, wie folgende nachträgliche Betrachtung zeigt:



 

                                                                              Stechmücke in Stechlaune



Sommerabend

 

Sommerabend                                         Augen blicken

lau und labend,                                        mit Entzücken,

versöhnlich geht der Tag zur Ruh‘.             der goldnen Sonne zugewandt.

 

Mückenreigen                                           Die sinkt balde

wollen zeigen:                                           hinterm Walde

Ein heißer Tag kommt auf uns zu.               zum Schlafen in ihr Himmelszelt.

 

Darum frönen                                            Sterne funkeln

wir dem Schönen                                       jetzt im Dunkeln.

und kosten diesen Abend aus.          Und plötzlich ändert sich die Welt.   

                        

Sommerdüfte,                                            Denn ein Jucken

weiche Lüfte,                                              läßt uns zucken:

umschmeicheln uns im Gartenhaus.              Die Schnaken stören unser Glück.

 

Müde Glieder                                               Summend schweben

fühlen wieder,                                              sie und geben

wie Abendfrieden sie entspannt.                     des Lebens Plage uns zurück.



....dann kommt die goldne Herbsteszeit           

Den Herbst habe ich in zwiespältiger Erinnerung. Da sind zum einen die prall voller Äpfel , Birnen und Pflaumen hängenden Obstbäume, deren Früchte in den hausnahen Gärten heranreifen und die uns ab und an zu stillem Mundraub verführen und zum anderen die vom Nieselregen durchnässten Felder Die Kartoffeln werden geerntet, indem sie von den Erwachsenen mit den breiten Kartoffelgabeln aus dem Boden gehoben werden. Wir Kinder schütteln das Kartoffellaub solange, bis die Kartoffeln abgefallen sind; dann tragen wir das zur Erntezeit recht dürre Laub zu Haufen zusammen und zünden es an. Jetzt sieht man überall im weiten Rund den Rauch der „Kartoffelfeuer“ flach

über die Äcker ziehen und selbst unsere Nasen empfinden den unverwechselbaren Geruch als den Herbst. Verstärkt wird dieser beinahe romantische Eindruck durch das Schreien der Schneegänse, von uns „Hohnegänse“ genannt (das o wird wie das o in Korb ausgesprochen), die jedes Jahr um diese Zeit, immer neue Flugformationen bildend, am tristen Herbsthimmel über uns hinweg ziehen. Dann werden einige Kartoffel in der Glut des Feuers gegart und mit Hochgenuss gegessen.

Schadenfrohes Gekrächze der Saat- und Nebelkrähen

Doch nach der Kartoffelernte kommt für mich eine Zeit zum Jammern. Nach dem damals geltenden Motto „Kampf dem Verderb“ laufe ich beim Pflügen der Kartoffeläcker in der frisch aufgeworfenen Furche hinter dem Pflug her und sammle die noch zum Vorschein kommenden Kartoffeln in einen Korb. Bei dieser Arbeit herrscht, so empfinde ich es, grundsätzlich Nieselwetter und der in unserer Gegend vorherrschende Lehmboden klebt, durch die Feuchte immer umfangreicher werdend, unter meinen Schuhen und belastet meine jungen Beine. Die Schnee- oder Wildgänse sind längst nach Süden geflogen und nur das schadenfrohe Gekrächze der Saat- und Nebelkrähen dringt an meine kalten Ohren. Zu Hause, so stelle ich mir vor, wird jetzt das Lohholz im Herd knistern und den zu einem jeden vernünftigen Herd gehörenden Wasserbehälter, auch Wasserschiff genannt, so erwärmen, daß er, mit Wasser gefüllt, sein vertrauliches, anheimelndes Summen ertönen läßt. Nun, ich bin klug genug, den Sinn des Kartoffelsammelns zu  begreifen. Es ist nicht allein der vom national-sozialistischen Ortsbauernführer verkündete und hin und wieder auch kontrollierte „Kampf dem Verderb“, der die unnachsichtige Strenge meines Vaters bestimmt. Nein,- die in der Erde verbliebenen Kartoffeln locken die Wildschweine an, die dann, mit ihren gut witternden Rüsseln die inzwischen keimende Wintersaat zerpflügen. 



Nein, nein! Die wirklich nennenswerte Erholung bringt uns Dorfkindern erst der Spätherbst und, vor allem, danach der Winter. Deshalb beobachte ich die Natur stets in dem Wunsch, erste Anzeichen der ruhigen, von Feldarbeit freien Jahreszeit zu entdecken. Das beginnt schon mit dem Verfärben des Laubes. Der „Spätherbst der Kinder“ als Hoffnung und Vorzeichen einer arbeitsfreien Zeit kann nur von uns Bauernkindern so richtig sehnsuchtsvoll empfunden werden.

 



Spätherbst der Kinder

 

Gelbe Blätter künden nun:                           Nein,- die Stube ist bereit,

Bald wird’s Winter werden.                           wärmend uns zu schützen.

Kinderarbeit kann dann ruh’n,                      und es schaut von Zeit zu Zeit

Himmlisch wird’s auf Erden.                         Niklaus durch die Ritzen.

 

Schnell noch etwas Holz gesägt,                   Schließet Tür und Fenster dicht,

auf dem Klotz gespalten.                              vor den Nachtgestalten,

Dann erahn’ ich aufgeregt                            vor dem bleichen Mondgesicht.

heilige Gestalten.                                         und den Sturmgewalten.

 

Abendhimmel färbt sich rot:                         Wasserschiffchen**  singt ein Lied,

Christkind ist beim Backen.                          summet sanft beim Kochen.

Jetzt ein kalter Herbstwind droht.                 Schlaf uns in die Augen zieht.

Packt er uns im Nacken?                              Rasch ins Bett gekrochen!

 

                                   S’Nachtgebet schließt alle ein,

                                   die uns lieb und teuer:

                                   Die Verwandten groß und klein

                                   und –

                                   die Wiederkäuer. *            *) Zum Beispiel mein dressiertes

                                                                           Schafböckchen namens Fritzchen



...und es schaut von Zeit zu Zeit....


 

**) Auf jedem  mit Holz und Briketts geheizten Küchenherd sitzt oberhalb des Rauchabzugs ein abnehmbares sogenanntes Wasserschiff, schön blank geputzt und jederzeit bereit, warmes Wasser zu spenden.

Sein stetiges anheimelndes Summen wirkt am Abend einschläfernd. Das kommt den Eltern zugute, deren Kinder müde Augen bekommen und  folgsam zu Bett gehen.

 



Ahorn im Herbstkleid

Der Herbst betätigt sich als Kunstmaler

„Owwenopp“

In unserem an die Stallungen seitlich angebauten Wohnhaus ist mit mehreren Zimmern ausreichend Platz für eine aus Großeltern, Eltern, Kinder, Tante und Onkel bestehende Großfamilie. Im Erdgeschoß befinden sich Küche, Wohnzimmer (die gute Stube), Büroraum und  Backstube. Darüber, Owwenopp (Obenauf) genannt, liegen die Schlafzimmer. Das Schlafzimmer für uns Kinder wird über ein Ofenrohr beheizt, welches vom Küchenherd aus durch die Decke geführt wird und in unserem Kinderschlafzimmer etwa in dreiviertel Höhe des Raumes in der Wand und damit im Kamin verschwindet. Im Winter ist diese Art der Raumheizung mehr als mangelhaft. Doch dies wird durch entsprechend warme Biberbettücher, gefütterte Decken und mit Daunenfedern vollgestopfte Plumeaus wett-gemacht. Allerdings vergeht eine gewisse Zeit, bis die beim Rodeln und Schlittschuhlaufen erkalteten und mit einigen Frostbeulen behafteten Füße warm geworden sind.

Unsere lieben Hausmäuse         Wenn der Frost mit seiner fast romantischen Eisblumenbildung auf den kleinen Fensterscheiben beginnt und  Garten und angrenzende Berge in weißem Schweigen versinken, kuscheln wir uns wohlig unter den gewichtigen Warmhaltern. Nach dem üblichen schlaftrunkenen Geplauder und einem gemeinsamen Gutenachtgebet schlafen meine jüngeren Brüder unverzüglich ein. Dann liege ich noch wach und spitze meine feinen Öhrchen, denn jetzt beginnt das Leben in den Hohlräumen der Zimmerdecke zu erwachen, jener Decke aus Balken, Holzsparren und Lehm, die unser Schlafgemach vom darüber liegenden Kornspeicher trennt.



Die im Dunkeln leben: Hausmaus

Da ist das mir sattsam bekannte Geräusch wieder! Es hört sich wie Kartoffelschälen an: „Schitt- chitt-chitt--chitt.....“.immer weiter. Natürlich ruft dieses schon vertraute Geräusch ein leichtes Frösteln in mir hervor, obwohl ich weiß, daß es sich um unsere treuen Hausmäuse handelt, die jetzt, wo das Haus zur Ruhe gekommen ist, von den auf dem Speicherboden ausgebreiteten ungemahlenen Roggen und Weizen eine für ihr winterliches Überleben ausreichende Anzahl von Körnern durch die Ritzen der Bodenbretter nach unten ziehen. Das Ganze spielt sich nun über meinem Kopf ab, den ich vorsichtshalber, wer kann es mir verdenken, unter der Bettdecke in Sicherheit bringe. Natürlich ist bisher weder eine Maus noch ein Korn auf meinen Kopf gefallen. Aber Phantasie habe ich reichlich.



Erstaunlich, was Haumäuse so alles sammeln.

Guten Appetit!

 

Wir haben eine Maus im Haus,                     

vielleicht sind es auch viere.

Das löst bei mir die Frage aus:

„Wer füttert wohl die Tiere?“

 

Als ich dann auf den Speicher geh‘,

da werde ich erleuchtet,

weil ich dort zwischen Körnern* seh‘

die Kötteln, leicht befeuchtet.

 

Nun sieh‘ mal an, sie ziehen fein

die Körner durch die Ritzen,

in die Zimmerdeck‘ hinein,

wo sie dann futternd sitzen.

 

Dies schaffen sie, weiß zwar nicht wie,

mit ihren kleinen Pfötchen.

Jedoch zum Speicher krabbeln sie

und machen ihre Kötchen.

 

So halten sie ihr „Stübchen“ frei

von ihren Biestereien

und es ist ihnen einerlei,

wie wir das Korn befreien.

 

Doch das geschieht, das ist gewiss,    

das möchte‘ ich euch bekunden.                               

So kann das Brot bei jedem Biss,

euch ohn‘ Bedenken munden.         

 

Ende des Themas Hausmäuse!      

 
   

         

Hans Muff

Sie kommen        

Inzwischen schreiben wir wieder den 05. Dezember und meine jüngeren Brüder fiebern dem Abend entgegen, der als Vorabend vom Nikolaustag gemeinhin als Nikolausabend bezeichnet wird. An diesem Abend kommt also, wie jedes Jahr, Sankt Nikolaus, bei uns als Hellige Mann bezeichnet, mit Buch, großem Sack, knorrigem Stock und dem Hans Muff. Letzterer ist halb Mensch, halb Tier und kriecht, von Sankt Nikolaus an der langen Leine geführt, über die Erde. In diesem Jahr gelte ich als aufgeklärt, weiß also um die Geheimnisse der Beiden. Das führt unter anderem dazu, dass ich sie mir erstmalig, weil ohne Angst und Bangen, genauer ansehen werde.

Es ist allgemein bekannt, dass Sankt Nikolaus einerseits Geschenke zu verteilen gedenkt, andererseits aber auch aus seinem großen Buch die in diesem Jahr von den Kindern begangenen Untaten vorliest, was üblicherweise von einem markerschütternden Knurren des Hans Muff begleitet wird. Kein Wunder also, dass meine Brüder eingedenk ihres schlechten Gewissens den kommenden Ereignissen mit gemischten Gefühlen entgegensehen. Um diese Zeit des bangen Erwartens erträglich zu gestalten, werden in zeitlichen Abständen kleine Gebete gesprochen und Nikolauslieder gesungen, die wegen ihrer Eindringlichkeit unmöglich von dem im Anmarsch befindlichen Nikolaus überhört werden können. Das muss ihn doch friedlich und nachsichtig stimmen! Wenn das Beten und Singen nachlässt, geht Vater in den Hof und rappelt dort mit den am Leiterwagen befestigten Ketten der Zugtiere. Prompt reagieren meine Brüder und ihre Lieder erfüllen jetzt das ganze Haus und dringen sogar bis in den Kuhstall, so daß die dort angeketteten Kühe und Ochsen jetzt auch noch mit ihren Ketten rasseln. Das ist zuviel!

 

Gott sei Dank ist es nun soweit. Nikolaus kommt, wegen der hohen Bischofsmütze tief gebückt zur Tür herein, um sich dann in seiner ganzen Größe bedrohlich aufzurichten. Aber dann wirkt er doch fast menschlich und läßt eine gewisse Umgänglichkeit erwarten. Sein wallender Bart ist auch nicht struppig und wild, sondern hat eine watteähnliche Weichheit.

 

Ganz anders benimmt sich der Hans Muff. Er krabbelt sofort unter den Tisch, brummt wie ein gefährlicher Bär, so dass meine Brüder verängstigt ihre Beine hochziehen und auf die Bank legen. Dann begibt er sich, unter dem Tisch natürlich, in die Nähe unseres Dienstmädchens und diesem an die hübsch geformten Beine. Aber Mädchen scheinen dies in diesem Alter anders zu empfinden. Ich höre zwar einige Schreie oder vielmehr Jauchzer, die aber keine Angst auszudrücken scheinen. Nun ja, vielleicht ist Hans Muff auch nur ein Mensch oder ein dressierter Tanzbär, so werden meine Brüder denken. Aber so sieht er weniger aus. Ich habe in diesem Jahr das Benehmen des Hans Muff erstmals bewusst mitbekommen, vermutlich, weil ich „aufgeklärt“ bin und den Ereignissen ohne Angst folge. „Wer verbirgt sich wohl unter dem Fell des Hans Muff?“ grüble ich.

 

Das Vorlesen der großen und kleinen Unartigkeiten, aber auch der lobenswerten Taten meiner Brüder geht dann verhältnismäßig schnell über die Bühne. Für die guten Taten gibt es zum Schluss die Geschenke, die aber vielfach eher nützlicher Natur als von den Kindern gewünscht und heiß ersehnt sind: Warme Pantoffeln für den Winter und ähnliches. Für die schönen Geschenke scheint doch eher das Christkind zuständig zu sein.  Doch das kommt erst am Heiligen Abend.

 

Das Kennenlernen beschränkt sich meist nicht nur auf die Beine und so sehe ich eines Tages unser Dienstmädchen mit dem verwandelten Hans Muff eng umschlungen spazieren gehen.