Obiges Bild: Die Bastei im Elbsandsteingebirge
In den Neuen Bundesländern (Dresden, Leipzig, Schwerin, Potsdam)
Geh nicht nur die glatten Straßen.
Geh Wege, die noch niemand ging,
damit du Spuren hinterlässt
und nicht nur Staub.
(Antoine de Saint-Exupéry)
Vermutlich war ich nicht der Einzige, der sich dieser Aufgabe in diesem Umfange und diesem Alter (bis zur Vollendung des 70. Lebensjahres) stellte. Aber meines Wissens war nicht ein einziger ehemaliger DDR-Flüchtling, der die dortigen Zustände zur Genüge kannte, unter ihnen.
Vorbereitende Aktivitäten für die Erdgasversorgung Dresdens
Nachdem die Entscheidung getroffen wurde, die GEW-Werke Köln AG an der geplanten Dresden Gas GmbH zu beteiligen, werden von GEW über eine Dresdner Firma zwei Ingenieure "ausgeliehen" und ab dem 15. April 1991 bei GEW in Köln in einem Zeitraum von 6 Monaten auf die zukünftigen Aufgaben bei der Umstellung der Gasversorgung von Stadtgas auf Erdgas vorbereitet und mit entsprechenden Unterlagen ausgestattet. Es sind die Ingenieure Gäbel und Heinrich. Diese Vorgehensweise wird sich bei der Vorbereitung und Durchführung der Umstellung der Gasversorgung von Stadtgas auf Erdgas in der Landeshauptstadt Sachsens sehr positiv auswirken. Beide Herren sind wegen dieser Ausbildung und ihrer sehr ausgeprägten Motivation (wir hatten sie unter mehreren Bewerbern ausgesucht) eine Garantie für eine sehr kurze Umstellzeit.
Erste Aktivitäten in Dresden, Frühjahr bis Ende 1991
Sammle in deinem Leben Erfahrungsschätze, die ein gütiges Schicksal irgendwann abruft
Bei der Hals über Kopf beginnenden Umstellung der Gasversorgung Ostdeutschlands vom minderwertigen Stadtgas auf Erdgas und den hierfür erforderlichen rohrnetz-technischen Maßnahmen reicht die seit Jahren gewachsene Kultur der Unternehmensberatung nicht aus. Anstelle von Beratungsfirmen, deren Ratschläge als Entscheidungshilfen der Vorstände durchaus sehr hilfreich sein können, ist hier erfahrungsgestützte konstruktive Arbeit erforderlich, damit sowohl das schrumpfende Stadtgasnetz als auch das wachsende Erdgasnetz jederzeit zweiseitig beliefert werden.
Weltgasausstellung in Berlin
Am zweiten Tag der Weltgasausstellung in Berlin, die vom 8. bis 11. Juli 1991 stattfindet, ergibt es sich per Zufall, dass ich mit Frau Recknagel von der Ruhrgas AG Essen ins Gespräch komme, die als Leiterin der Abteilung Elektronische rohrnetzberechnung für den Aufbau des Technischen Bereichs der Gasversorgung Dresden mitverantwortlich ist. Wir sitzen im repräsentativen Stand der Ruhrgas AG unter einer Zimmerpalme und stellen uns gegenseitig vor. Unmittelbar führt das anschließende Gespräch zum Thema „Gasversorgung Dresden“ und der dort anstehenden Probleme und deren möglichen Lösungen. Der katastrophale Zustand der alten Dresdener Gasrohrnetze einerseits und der Umstand andererseits, dass ich als Rohrnetzfachmann bei GEW in Köln die Entwicklung von den durch Kriegseinwirkung zerstörten oder schwer beschädigten Rohrnetzen bis zu einer modernen und sicheren Gasversorgung aktiv und konstruktiv durchgemacht habe, führt bei besagter Dame zu der Erkenntnis, daß meine Beratung des designierten Technischen Geschäftsführers der Gasversorgung Dresden dringend geboten sei. An dieser Stelle sei folgende Erläuterung eingefügt: Sowohl die Ruhrgas AG Essen als auch die GEW Köln wollen sich prozentual an der Dresdener Gasversorgung beteiligen. Die weiteren Beteiligungen sind: Die Stadt Dresden und die GESO. Letztere ist die Geschäftsbesorgungsgesellschaft der ESAG, aus der die Gasversorgung ausgegliedert wird, während die ESAG die Strom- und Fernwärmeversorgung behält. Ferner wird die GASO, die für die Gasversorgung des Dresdener Umlandes zuständige Gasversorgung Sachsen Ost, aus der ESAG herausgelöst. Nun möchte die Ruhrgas AG den Technischen Geschäftsführer stellen und der GEW den Kaufmännischen Geschäftsführer überlassen. Nach meinem Dafürhalten ist die Stellung des Technischen Geschäftsführers durch die Ruhrgas AG nicht sehr sinnvoll, denn die fachlichen Kenntnisse über Planung, Bau und Betrieb von querfeldein liegenden Ferngasleitungen reichen für ein Planen, Bauen und Betreiben von Ortsgasversorgungen mit ihren vielfältigen an die
Ein Meisterwerk der Weltkultur: Der Dresdner Zwinger. Das Kronentor wird zum Logo der Dresden Gas GmbH.
Stadtentwicklung gekoppelten Problemen nicht aus. Also geht es nicht ohne begleitende fachliche Beratung!
Soll ich mich in diesem Alter noch in den Dienst einer neuen Aufgabe stellen?
Nun, wirkliches Leben bedeutet, etwas Aufgetragenes erfüllen. Ohne Aufgaben, die uns zu gewissen Lebensweisen verpflichten, verharrt man in bloßer Bereitschaft. In dem Maße, wie ich vermeiden würde, mein Leben an etwas zu setzen, würde ich es entleeren. Also stelle ich mich zur Verfügung.
Bereits am 23. und 24. April 1991 war ich mit meinem Vorstandsdirektor Herrn Haumann in Dresden und bei Besprechungen mit Herren der Stadtverwaltung zugegen. Auch hatte ich Gelegenheit, mir die Entwicklung bei den städtischen Heizwerken anzusehen, wo ein recht eigenmächtiger Ingenieur die Weichen in Richtung „Befeuerung durch Öl“ stellt. Den Vorstellungen der GEW, die bereits vorher von ihr vorgetragen und mit Vehemenz vertreten wurden, statt der Schaffung von Einspartenunternehmen für Gas, Strom und Fernwärme sowie Wasser ein Querverbundunternehmen für alle Sparten mit den hierdurch zu erzielenden Synergieeffekten zu schaffen, konnten(?) oder wollten die Herren der Stadt Dresden nicht folgen.
Was hatte GEW Köln bisher unternommen? In der Gewissheit, dass eine Beteiligung in der einen oder anderen Form in Frage kommen wird, wurden, wie bereits eingangs erwähnt, zwei Diplom-Ingenieure aus Dresden bei GEW ausgebildet und besonders im Hinblick auf die Probleme der Umstellung der Gasversorgung Dresdens von Stadtgas auf Erdgas geschult und mit entsprechenden Unterlagen versehen. Im August 1991 wird die Beteiligung der GEW an der Gasversorgung Dresden in Vorstandssitzungen erörtert. Angesichts der Tatsache, dass die Ruhrgas AG für den Posten des Technischen Geschäftsführers zwar einen guten Fachmann gefunden hat, der jedoch auf dem Gebiet der Gasverteilung, sprich Rohrnetze, keine Erfahrung besitzt, wird am 26. August die Fachberatung in Dresden durch meine Person beschlossen. Bei einem ersten Tagestrip per Lufthansa nach Dresden verschaffe ich mir ein Bild über die Rahmenbedingungen für meine Beratungsleistungen in Dresden. Eines erkenne ich klar: Der bereits vor Ort tätige designierte Geschäftsführer ist mangels personeller Unterstützung völlig überfordert und in dieser Stresssituation auch nicht erfolgreich zu beraten. Ich berichte entsprechend deutlich dem Vorstand GEW und bitte um eine kurze Bedenkzeit, die ich für meinen Urlaub per PKW in Spanien nutze. Die Paradores Spaniens, ehemalige Burgen und Schlösser, die jetzt als Hotels für Durchreisende benutzt werden, bringen mich vorübergehend auf andere Gedanken.
Kundenfreundliches Verhalten war bisher kein Thema:
„Freuen Sie sich nicht über das schöne Wetter, Herr Gasmann?“
„Nein!- Ich bin im Dienst.“
Die technische Geschäftsführung
Nach meiner Rückkehr wird mir sofort am ersten Arbeitstag, dem 7. Oktober 1991, mitgeteilt, ich müsse am nächsten Tag nach Dresden reisen, da der designierte Technische Geschäftsführer einen Gehirnschlag erlitten habe. Vor allem ist sein Sehvermögen stark eingeschränkt. Sein Gesundheitszustand wird als anhaltend ernst bezeichnet, so dass fürs erste seine Vertretung durch mich erforderlich ist.
Ich fliege also am 8. Oktober 1991 frühmorgens nach Dresden und beginne unverzüglich mit einer Koordinierung der dringendsten Aktivitäten, die sofort eingeleitet werden müssen. Dann erstelle ich persönlich, also ohne langwierige Einschaltung von fremden Beratern, mit den sehr engagierten verfügbaren Mitarbeitern eine Grobanalyse, die in ein Grobkonzept für die Problemlösungen umgesetzt wird. Zu allererst wird die fehlende Netzplanung eingerichtet und personell ausgestattet. Nach Übereinkunft mit Herrn Emil Oerter von der Ruhrgas AG wird auf der Basis von Daten aus einer Erhebung der Stadt Dresden ein Potentialplan erstellt und hierauf fußend, ein System für die Haupttransportleitungen festgelegt. Deren Trassen berühren die Großverbraucher und gehen durch die Versorgungsschwerpunkte der flächigen Versorgung. Die Netzplaner erhalten gleichzeitig die erforderlichen Planungsinstrumente für die Ermittlung der kurz- bis mittelfristigen Wirtschaftlichkeit nach der Barwertmethode. Die Planwerksbearbeitung erhält unverzüglich GEW-Unterstützung für die Herstellung von brauchbaren Übersichtsplänen 1:5000 und Bestandsplänen auf der Basis von Rahmenkarten 1:500. Wegen des Termindrucks werden die Übersichtspläne bei der GEW-Werke Köln AG hergestellt. An Hand des Potentialplanes lässt sich unschwer ablesen, dass im Norden Dresdens ein 10 mal höherer Erdgasbedarf vorliegt als im Süden. Da die flächige Umstellung der Netze und Verbraucher von Stadt- auf Erdgas aber unabänderlich von Süd nach Nord verlaufend festgelegt ist, muss eine Lösung gefunden werden, gleichzeitig mit dem Beginn der flächigen Umstellung der Netze und Haushalte im Süden auch im Norden Erdgas über Gashochdruckleitungen für die Versorgung der Industrie, zum Beispiel der Flugzeugwerft in Dresden-Klotzsche, anzustellen.
Die Flugzeugwerft
Diese Flugzeugwerft, in der zur Zeit russische Flugzeuge in Kommission montiert und gewartet werden, hat Tradition. Hier wurde in den Jahren 1955 bis 1959 in Rekordzeit die „152“, ein modernes Düsen- Verkehrsflugzeug der DDR, als Prestigeobjekt gebaut. Leider stürzte sie im Jahre 1959, während der Leipziger Messe, kurz bevor sie dem sowjetischen Staatschef Chrustchow als Überraschung präsentiert werden sollte, unrühmlich nördlich von Dresden ab, nicht, weil die Maschine nichts taugte, sondern weil aus Zeitgründen wichtige Tests unterbleiben mussten.
Obwohl es uns gelingt, die Erdgasversorgung dieses für die Wirtschaftlichkeit unserer Dresden Gas so überaus wichtigen Kunden zum versprochenen Termin sicherzustellen, wird der Erdgasbezug durch kleinkarierte Beamte der Genehmigungsbehörde ungebührlich lange hinausgezögert und zwar aus reiner Rechthaberei. Es sind eben nicht immer die besten Leute, die von den westdeutschen Behörden gen Osten geschickt werden!
Ferner muss die Umstellzeit von 5 auf maximal 3 Jahre herabgesetzt werden, weil andernfalls die Kunden abspringen und auf Ölversorgung umsteigen oder aber die Transportkapazität der Rohrnetze für die Versorgung mit dem energieschwachen Stadtgas bei steigendem Bedarf nicht mehr ausreicht.
Man erkennt sehr schnell die Probleme und ihre Vorrangigkeit; es gilt jetzt, sie in ein der Netzplantechnik ähnliches System zu bringen. So kehrt bei den Mitarbeitern Motivation, Sicherheit und Ruhe ein, als wesentliche Voraussetzungen für ein effektives Abarbeiten der sich aus den erkannten Problemen ergebenden Aufgaben.
Als ich mit der Vertretung des designierten Gerschäftsführers im technischen Bereich beginne, ist bereits der von GEW eingesetzte Personalfachmann, Herr Graefrath, vollauf damit beschäftigt, die personelle Basis für einen guten Start der Dresden Gas GmbH in allen Bereichen zu schaffen.
Die Sekretärin Gabriele Peplinski
Bei meiner Einarbeitung ist die Sachkenntnis und verbindliche Art meiner Sekretärin Frau Gabriele Peplinski eine unschätzbare Hilfe. Ihrem natürlichen Charme habe ich die Tatsache zu verdanken, dass fast alle Besprechungen mit Behörden und anderen Firmen problemlos in meinem Büro stattfinden können.
Nachdem ich mich in der Zeit vom 17. bis 23. Oktober in Köln einer Leistenbruchoperation unterzogen hatte, die nicht durch das Herumschleppen schwerer Probleme notwendig geworden war, wird in den darauf folgenden Tagen ab dem 24. Oktober die Ablauforganisation soweit festgelegt, dass hierauf fußend , die Aufbauorganisation fürs erste modifiziert werden kann. Dies ist wiederum Voraussetzung für die Klärung der Personal- und Raumfragen. Am 5. November werden die für die Vorbereitung der Erdgasumstellung dringend erforderlichen Neubauprojekte festgelegt. Ein Dank gilt hier dem Betriebsrat der Gasversorgung Dresden, ohne dessen konstruktive Mitarbeit nicht ein so schneller Weg aus der Talsohle begehbar gewesen wäre.
Doch ein großes Problem bedarf noch einer intensiven Bearbeitung: Die Erstellung einer Planungsgrundlage für die Lösung der Schadensprobleme in Dresden.
Kamerad wo bist du?
Das Leben geht oft seltsame Wege, als Zufall oder Fügung. In meinem Buch „Ein Leben lang an Deutschlands Rande“, Kapitel „Die Feuertaufe 1944“, erwähnte ich die lebensrettende Hilfe meines kampferprobten und im Pulverdampf ergrauten Dresdener Kameraden. Und nun werde ich ausgerechnet in diese seine Heimatstadt verpflichtet, die Technische Geschäftsführung der städtischen Gasversorgung zu übernehmen.
Den Kameraden von damals, der den Krieg vermutlich nicht überlebte, traf ich dennoch, in meinen Gedanken.
Getrennt
Ich stehe hier am Elbestrand
inzwischen reich an Jahren.
Fast träumend, denk ich "rückgewandt",
was mir einst widerfahren.
Wenn ich dran denk‘ wird’s Herze schwer;
es ist zwar zu ertragen,
denn es ist schon sehr lang her
und kaum mehr zu erfragen.
Dem Kamerad aus diesem Ort
verdankte ich mein Leben;
doch der verlor darob kein Wort.
So war‘s im Kriege eben.
Es war im späten Abendlicht.
Ich sah ihn nie mehr wieder,
doch ob er fiel, ich weiß es nicht.
Der Krieg spreizte’s Gefieder.
Jahrzehnte gingen dann ins Land,
vergessen warn die Brüder,
doch als die Mauer nicht mehr stand,
kam die Erinn’rung wieder.
Und so kam ich zu diesem Ort,
als hätt‘ er mich verpflichtet.
Der Kamerad war nie mehr dort,
so wurde mir berichtet.
Doch hab‘ ich kein Problem damit,
als einig Volk zu gelten,
weil ich an Deutschland Teilung litt,
als wären es zwei Welten.
Konzessionsvertrag
Der Abschluss eines Konzessionsvertrages mit der Stadt Dresden ist allein schon deshalb sehr dringend geboten, weil die hierin aufzunehmenden Pflichten und Rechte für beide Vertragspartner symmetrisch gestaltet sein müssen. Das heißt unter anderem, der Vertrag muss eine Alltagshilfe für die planenden, bauenden und betreibenden Bereiche der Gasversorgung Dresden sein. Vorerst sind sie noch gegenüber den Amtsanmaßungen der städtischen Behörden hilflos. Diese Anmaßungen sind keine reine Willkür, sondern 40 Jahre lange Praxis in einem Obrigkeitsstaat gewesen. Für die Vereinbarung eines üblichen Konzessionsvertrages wird ein Herr der VKU, der Vereinigung kommunaler Unternehmen in Köln, der für derartige Aufgaben prädestiniert ist, gewonnen.
Auch jahrzehntelange Praxis? Nicht zu glauben!
Aber es ist kaum zu glauben, wie viele Besprechungen erforderlich werden, um die Stadt zu einem akzeptablen Vertrag zu bewegen. Sonderbarerweise steht in den Besprechungs-niederschriften nie das, was vereinbart worden war, sondern das von den städtischen Ämtern hartnäckig Gewünschte. Man kann es einfach nicht glauben! Wir haben dann später eigene Niederschriften gefertigt und sie der Stadt mit dem Vermerk zugesandt, diese würden den Wortlaut gemäß Vereinbarung korrekt wiedergeben und die von der Stadt gefertigte falsche Niederschrift ersetzen.
Am 13. November wird in Abstimmung mit einer Beraterfirma und dem Amt für Energie eine Öffentlichkeitsarbeit Presse aus der Taufe gehoben.
Am 19. November 1991 wird in gemeinsamer Abstimmung mit der Gasversorgung Sachsen Ost und der VNG, Verbundnetz Gas AG, in deren Büro in Böhlitz-Ehrenberg bei Leipzig die gleichzeitig beginnende Erdgasumstellung im Dresdener Süden einerseits und Erdgasversorgung der Industrie im Dresdener Norden andererseits verbindlich festgelegt. Die Verhandlungen waren insofern schwierig, als diese Gleichzeitigkeit eine Veränderung der zeitlichen Abläufe bei der Erdgasumstellung in den gesamten umliegenden ländlichen Gebieten zur Folge hatte. Dies konnte nur durch die konstruktive Mitarbeit der GASO, Gasversorgung Sachsen Ost, und der Abteilung Rohrnetzberechnung der Ruhrgas AG als Beraterin der VNG auf dem Gebiet der DV-gestützten Netzplanung, erreicht werden.
Am 28. November 1991 wird mit den Herren der CVU (Consulting für Versorgungstechnik) und NGT (Neue Gerätetechnik), beides Tochterunternehmen der Ruhrgas AG, sowie Herren des Erdgasbüros der Gasversorgung Dresden und dem Betriebsleiter der Gasversorgung Dresden die Reduzierung der Umstellzeit im Stadtgebiet von Dresden von den vorher festgelegten 5 Jahren auf maximal 3 Jahre verbindlich sichergestellt. Die nicht aufschiebbaren Ertüchtigungen der Gasregelstationen werden mit Unterstützung von Herren der GEW Köln in die Wege geleitet und kurzfristig umgesetzt.
Am 13. Dezember 1991 fahre ich mit Frau Recknagel, Ruhrgas AG, zu einem Besuch des designierten Geschäftsführers ins Reha- Zentrum in Bernkastel-Kues an der Mosel und wir sind froh, ihm von der recht positiven Entwicklung in Dresden berichten zu können.
Kleine Weihnachtsfeier mit den Mitarbeitern
Am 18. Dezember 1991 findet eine kurze aber würdige Weihnachtsfeier mit den Dresdener Mitarbeitern statt. In einer kurzgefassten Ansprache würdige ich ihr großes Engagement und gebe der Hoffnung auf eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit im Jahr 1992 Ausdruck. Ich schließe mit einem leicht abgewandelten Spruch von Antoine de Saint Exupéry, dem von mir so verehrten französischen Flugpionier und Schriftsteller:
„Es ist uns gegeben, besonders auf schwierigen Strecken unseres Lebens, Kameraden und Mitstreiter zu suchen. Und es scheint mir, als gingen wir dabei zu einem Fest. Die einsame Hütte, die von ferne leuchtet, verwandelt dabei den kältesten Winter in eine leuchtende Christnacht.“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen
und Ihren Familien und Angehörigen frohe Weihnachten und ein gutes und erfolgreiches Neues Jahr 1992.“
Zwei Tage später, am 20. Dezember 1991 werde ich bei der Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke Köln AG, der ich seit dem 7. März 1951, also über 40 Jahre die Treue gehalten habe, verabschiedet und die Werkzeitung der GEW wird dies mit folgendem Text kommentieren:
„Zum Abschied ein neuer Anfang.“
von links nach rechts: Herr Helmut Haumann, Vorstandssprecher der GEW- Werke Köln AG, meine Frau Gisela, ich, mein Nachfolger als Hauptabteilungsleiter und Prokurist für die Gas-, Wasser- und Fernwärmeverteilung, Herr Volker Schröder.
Man kann das Gras nicht mit der Kneifzange zum Wachsen bringen
(Dresden 1992)
Es wäre unmenschlich, den geneigten Leser jetzt mit den mir obliegenden organisatorischen und technischen Aufgaben bei der Gasversorgung der sächsischen Landeshauptstadt Dresden zu langweilen.
Man darf mir unterstellen, dass ich mich für diese gewaltige Aufgabe zur Verfügung gestellt habe, nicht um etwas zu werden (dafür bin ich zu alt), sondern um etwas zu bewegen (dazu verhilft mir meine langjährige Erfahrung). Alter und Erfahrung sind auch die beiden Garanten für die notwendige Akzeptanz bei Mitarbeitern, Beteiligergesellschaften und städtischen Ämtern.
Leider kann ich bei manchen aus dem Westen „eingeflogenen“ Beratern, Leitern und Verkaufsstrategen nicht dieselbe Feststellung treffen. Es ist daher eine meiner wichtigen Aufgaben, die sich in die neue Wirtschaftsordnung einübenden Kollegen vor Ort vor diesen Menschen zu warnen und zu schützen, die da glauben, Ostdeutschland sei ein Goldgräberland und es gelte, die zunächst noch naiven „Ossis“ über den Tisch zu hakeln.
Wenn ich jede Woche montags in die 6.30 Uhr- Maschine auf dem Flughafen Köln / Bonn einsteige, betrachte ich mir manche Gesichter der
Mitreisenden mit gemischten Gefühlen. Das gilt beileibe nicht für alle! Den geschilderten Goldgräbertypen, zu denen auch jene gehören, die in ihren bisherigen Positionen zu Hause chancenlos waren, stehen die Menschen gegenüber, die ihre Aufbauhilfe in den neuen Bundesländern zu einer Herzensangelegenheit machen.
Aber es kommt bei der Dresden Gas GmbH noch etwas hinzu: Die Beteiligergesellschaften sind sich auf Vorstandsebene weithin einig, hinsichtlich Unternehmens- und Bereichszielen, kurz- und mittelfristiger Planung, personeller Besetzung usw. Diese Einigkeit schlägt jedoch nicht immer bis unten durch. Und so erscheinen laufend unaufgefordert sogenannte Berater einer mächtigen Beteiligergesellschaft., die auf dem Gelände herumlaufen, die falschen Mitarbeiter zu Themen befragen, die nicht zu deren Zuständigkeit gehören und dann mit falsch gezogenen Schlüssen, also so genannten Trugschlüssen, wieder am Abend abreisen. Ein typisches Ergebnis von Beratungstourismus! Das führt in einigen brisanten Fällen so weit, dass man im fernen XYZ über die Ablösung dringend benötigter vorhandener Fachleute nachdenkt, nicht aber die vorübergehend dringend benötigten zusätzlichen Fachleute, zum Beispiel für die Regeltechnik, zur Verfügung stellt. Wir haben genügend Personal, um mehrere Kantinen zu betreiben, nicht aber genug Fachleute für ein verantwortbares Betreiben der maroden Regelstationen. Bei der GEW- Werke Köln AG denkt man aufgrund eigener Erfahrungen in der Ortsgasversorgung besorgter darüber und erreicht aufgrund guter menschlicher Beziehungen der Aufsichtsratsmitglieder der beiden großen Unternehmen auch einiges zum Nutzen der Dresden Gas und zur Erleichterung meiner Arbeit. GEW verstärkt zudem die aktive Unterstützung meiner Arbeit durch das zeitlich begrenzte Abstellen eines Abteilungsleiters mit mehreren Mitarbeitern für den Vertrieb, eines Architekten für die Renovierung der Gebäude und Grundstücke, eines Ingenieurs für die Umstellung der Gasversorgung von Stadt- auf Erdgas und eines Betriebsingenieurs einschließlich Meister.
Für den kaufmännischen Bereich wird von GEW Köln eine ganze Gruppe abgestellt, die noch vor dem Beginn der Erdgasumstellung das unbrauchbare Verbrauchsabrechnungs- und Inkassowesen in Ordnung bringen muss. Diese Mitarbeiter arbeiten tagtäglich mit vielen Überstunden bis in die Abende hinein. Dazu müssen umfangreiche Erhebungen in den Häusern angestellt werden.
Ein heilloses Durcheinander
Man bedenke: In vielen Fällen stimmen die Gaszählerbezeichnungen nicht mit den entsprechenden Verbrauchern überein. Ein heilloses Durcheinander! Sie können in verlassene Wohnungen gehen, deren frühere Bewohner über Ungarn in den Westen geflohen sind, und ohne weiteres die Gasgeräte anstellen, also Gas verbrauchen. Kein Hahn kräht danach. Die sowjetischen Streitkräfte verbrauchen große Mengen ungemessenen Gases. Deren Anschlussleitungen müssen mühsam gesucht und gefunden werden (im Sperrgebiet!).
Das ist nur ein Ausschnitt aus der Vielzahl der dringenden und drängenden Probleme. Zur Abarbeitung verhilft mir eine vollständige, geordnete Aufzählung der Problemfelder und deren Lösungsschritte. In Form der von den Amerikanern während des Zweiten Weltkrieges geschaffenen „Netzplantechnik“ wird die Reihenfolge der Bearbeitung der einzelnen Problemfelder aufeinander abgestimmt. Hieraus entwickelt sich ein Zeit- Maßnahmen- Finanzierungsplan. Wenn dann einer der ungerufenen Beratungstouristen aufkreuzt und fragt, wie es denn mit der und der Bearbeitung stehe, antworte ich: „Wissen Sie eigentlich, was wir an Problemen vorgefunden haben und wie lange es die Dresden Gas GmbH erst gibt?“ Dann zeige ich den genannten Netzplan und habe meine Ruhe.
So kann die Erdgasumstellung in Dresden, der Hauptstadt des Freistaates Sachsen, frei von weiteren menschlichen Störungen zu Ende geplant und vorbereitet werden.
Das Kundenzentrum musste innerhalb von vier Wochen in einem desolaten Altbau hergerichtet werden.
Alles braucht seine Zeit!
Oben: Schema der mittelfristigen Finanzplanung (Mifrifi). Diese
Betrachtungsweise findet bei Kämmerern selten Gnade.
Die Damen vom Bereich Öffentlichkeitsarbeit schreiben zu diesem Bild: "Einmal in Fahrt, ist er nicht mehr zu bremsen." So wird man von den hübschen Sachsenmädchen auf die Schippe genommen.
Pressestimmen
Vorbereitung der Erdgasumstellung in Dresden, Anfang 1992
Wenn die anstehenden Probleme genügend analysiert sind, braucht man den großen Vereinfacher, der das Gestrüpp von Ideen zurechtschneidet und zu einem brauchbaren Paket zusammenschnürt.
Nach der Festlegung der Anzahl der auf Erdgas umzustellenden Haushalte wie folgt
1992 30 000 Haushalte
1993 65 000 „
1994 65 000 „
1995 20 000 „ (bis spätestens April)
sind diese Zahlen jetzt geographisch in sogenannten Jahresscheiben festzulegen. Bevor dies verbindlich geschehen kann, ist erst einmal die Strategie
wachsendes Erdgasnetz und schrumpfendes Stadtgasnetz
bei ausreichender Versorgungssicherheit beider Netze im Detail festzulegen. Nun wird der Leser mit Recht fragen, wie denn die Umstellung vor sich geht. Während der dreijährigen Umstellzeit
bestehen also zwei Rohrnetze, ein Stadtgas- und ein Erdgasnetz. Nun stelle man sich vor, zum vorhandenen Stadtgasnetz würde parallel ein zweites Rohrnetz für Erdgas in die Erde gelegt. Welch ein
finanzieller Aufwand! Man könnte dann zwar jede einzelne Hausanschlussleitung von dem einen zum anderen Rohrnetz umklemmen, das Stadtgas durch Erdgas aus der Hausinstallation verdrängen und die in
diesem Haus vorhandenen Gasgeräte auf die neue Gasart umstellen oder die nicht mehr umstellwürdigen Geräte gegen neue austauschen. Es gäbe also nur eine kurzzeitige kaum fühlbare
Versorgungsunterbrechung. Da dies, wie gesagt, nicht finanzierbar ist, muss ein gangbarer Kompromiss her. Dies geht dann so: Das vorhandene Niederdruckrohrnetz wird in sogenannte Umstellbezirke
aufgeteilt, deren Größe der Geräteumstell- Leistung in den Haushalten einer Woche entspricht. Das Festlegen der Umstellbezirke muss unter Berücksichtigung der arbeitsfreien Tage kalendergenau
erfolgen und so in den Plänen dargestellt werden, dass jeder Hausanschluss eindeutig einem Umstellbezirk zugeordnet ist. Am Anfang der sogenannten Umstellwoche, also Montagfrüh, wird das
Stadtgas durch das Erdgas aus den Rohrleitungen des Umstellbezirks in das schrumpfende Stadtgas-Restnetz hinein verdrängt. Da im Gas-Niederdrucknetz keine Absperrarmaturen vorhanden sind,
müssen diese zur Abschieberung der Umstellbezirke erst einmal eingebaut werden. Vor der Umstellwoche muss mit genügendem zeitlichen Vorlauf die Dichtheit und Vollzähligkeit dieser Armaturen geprüft
werden. Wegen der fehlenden Aktualität der Rohrnetzpläne kann man fast mit Sicherheit davon ausgehen, dass einige Rohrleitungsverbindungen in den Plänen fehlen. Es ist ja kaum zu glauben, wie man auf
die Idee verfallen konnte, die Aktualisierung der Rohrnetzpläne aus Gründen der Geheimhaltung vor Jahren einzustellen. Ich glaube, der Vorschlag hierzu wurde seinerzeit sogar prämiert. Und dies war
nicht nur in Dresden gängige Praxis. Wenn die Trennung des Umstellbezirks von den beiden Netzen durch dichte Absperrarmaturen gewährleistet ist, werden diese bis auf zwei geschlossen. Dann wird das
Erdgas durch eine zum wachsenden Erdgasnetz hin offene Absperrarmatur in den Umstellbezirk hereingelassen und das zu verdrängende Stadtgas durch eine andere Absperrarmatur ins Rest- Stadtgasnetz
hinausgelassen. Das erfolgreiche Ende des Gasaustausches lässt sich an Fackelrohren durch die veränderte Farbe der Gasflamme feststellen. Jetzt wird diese Armatur zum verbleibenden Stadtgasnetz hin
geschlossen, während die Verbindung zum Erdgasnetz erhalten bleibt und komplettiert wird. Ab diesem Moment beginnen der Gasaustausch in den Hausinstallationen und das Umstellen der Verbrauchsgeräte
im Umstellbezirk dieser Woche. Da sich diese Prozedur über
die ganze Woche hinzieht, müssen die vertretbaren und realisierbaren Wünsche der Verbraucher im engen Kontakt berücksichtigt werden. Für die Überbrückung stellt die Dresden Gas GmbH elektrische
Geräte zur Verfügung. Der sich bei jedem Umstellbezirk wiederholende Vorgang ist jetzt verständlich.
Da sowohl das schrumpfende Stadtgasnetz als auch das wachsende Erdgasnetz versorgungssicher sein müssen, vollzieht sich die Umstellung entlang der Hauptleitungen mit hoher Transportkapazität. Diese Festlegungen werden gemeinsam mit den Betriebsingenieuren getroffen und durch elektronische Rohrnetzberechnungen überprüft. Besonders die während der Verbrauchsspitzen im Winter auftretenden Belastungen müssen ermittelt und rechnerisch sehr genau überprüft werden.
Dort, wo das Stadtgas durch das Erdgas aus dem Umstellbezirk heraus in das schrumpfende Stadtgasnetz hineingedrückt wird, erkennt man an der Farbe der Gasflamme die Ankunft des Erdgases und somit das Ende des Gasaustausches in diesem Umstellbezirk. Dann wird der Absperrschieber geschlossen und die Umstellung der Gasgeräte in den Wohnungen beginnt.
Pressekonferenz im Kügelgenhaus in Dresden
Die Vorbereitung der Erdgasumstellung wird von der Lokalpresse mit Interesse und auch hin und wieder mit kritischen Bemerkungen verfolgt. In den Kellergewölben des Kügelgenhauses in Dresden findet
am 10. Februar 1992 eine Präsentation der Dresden Gas GmbH vor der Presse statt. Ich erwähne eingangs, uns sei daran gelegen, den anwesenden Pressevertretern unser Unternehmen und
seine Mitarbeiter personifiziert näher zu bringen und somit einer Anonymität vorzubeugen. Die Veranstaltung wird von der Presse durch viele Fragen, zum Beispiel zum Thema Erdgas, genutzt. Lediglich
die Boulevard- Zeitung Dresdner Morgenpost hat zunächst keinen Vertreter entsandt. Dafür erscheint gegen Ende der abendlichen Präsentation eine Dame der besagten Zeitung, bittet mich auf den Flur,
hält mir das Mikrophon unter die Nase und sagt: „Wie Sie wissen, wird der Herr Wirtschaftsminister Schommer die Stadtgaspreise der Dresden Gas durch die Kartellbehörde prüfen lassen. Was haben Sie
hierzu zu sagen?“ Hierauf gebe ich folgende Antwort: „Die Überprüfung durch die Kartellbehörde ist sicherlich objektiv und wird deshalb von mir begrüßt. Dennoch glaube ich zu wissen, wie das
Prüfungsergebnis aussehen wird. Stadtgas ist im Gegensatz zu Erdgas ein gemachtes Gas, muß also teurer sein. Aber, obwohl die Stadtgaspreise für unsere Kunden nicht attraktiv sind, decken sie nicht
bei weitem unsere Selbstkosten. Wir haben deshalb die einzig richtige Entscheidung getroffen, und die Zeit für die Erdgasumstellung von fünf auf drei Jahre reduziert. Meine Mitarbeiter und ich sind
stolz auf diese Leistung. Alles andere wäre weggeworfenes Geld.“
Was erscheint am nächsten Tag in der Dresdner Morgenpost?
„Der Geschäftsführer von Dresden Gas erfuhr durch die Morgenpost, dass Schommer eingreifen will .Das ist eine schöne Aufgabe für die Kartellbehörde, so Weber ironisch. Und, Die Überprüfung ist
doch sowieso weggeworfenes Geld, behauptet er selbstsicher“ Usw. Was will man da machen? Am nächsten Tag meldet sich Kartellchef Jungtäubl in der Dresdner Morgenpost zu Wort. Das
liest sich dann so:.Die sächsische Kartellbehörde ist auf den Chef den Dresden Gas GmbH sauer. Jetzt erst recht, droht Kartellchef Helmuth Jungtäubl der Dresden Gas an. Gestern hatte Veri
Weber, Chef der Dresden Gas, die Überprüfung der überhöhten Gaspreise als weggeworfenes Geld bezeichnet. ,Wir werden die Preise sorgfältig prüfen, versprach Jungtäubl“ In einem Telefonat danke ich
der Dresdner Morgenpost dafür, dass man der Dresden Gas GmbH größere Balkenüberschriften widmet als der Stasi und somit unseren Bekanntheitsgrad erhöht, mache dann aber auf den Irrtum ihrer
Korrespondentin aufmerksam. Wir kommen überein, in Zukunft besser zusammenzuarbeiten. In diesem Zusammenhang mache ich auf unseren Bereich Presse, Öffentlichkeitsarbeit aufmerksam. Mit Herrn
Jungtäubl, den ich ebenfalls über die Fehlinformation aufkläre, verbindet mich in Zukunft eine fruchtbare Zusammenarbeit und gegenseitige Achtung.
Die weiteren Artikel der Dresdener Presse sind meist voll in unserem Sinne. Es gibt ja soviel Positives zu berichten! Und eine gute Zusammenarbeit mit unserer Pressestelle erspart der Zeitung
zeitaufwendige eigene Recherchen.
Allerdings pocht der Wirtschaftsminister des Freistaates Sachsen, Herr Schommer, aus rein populistischen Gründen weiter auf einer Senkung der Stadtgaspreise und er verpflichtet den Leiter der
Kartellbehörde, Herrn Jungtäubl, diese Senkung bei allen Gas- Versorgungsbetrieben Sachsens durchzusetzen. In einer gemeinsamen Besprechung bei der Kartellbehörde sind die Kollegen aus dem Raume
Chemnitz sehr schnell bereit, dem Drängen Jungtäubls nachzugeben, stehen sie doch kurz vor dem Ende der Umstellung von Stadt- auf Erdgas.
Für die Dresden Gas GmbH und viele andere Stadtwerke und Regionalversorger bedeutet die Senkung der Stadtgaspreise den Beginn einer mehrjährigen Unwirtschaftlichkeit.
Die Herren Oerter, Ruhrgas AG, Weber, Dresden Gas GmbH und Reintjes, GEW-Werke Köln AG (von links nach rechts) scheinen ein Problem zu haben. - Nur eins?
Siehe jetzt: Feier des Entzündens der ersten Erdgasflamme in Dresden, im Inhaltsverzeichnis (linke Übersicht_________________________________________ Dann erst hier weiterlesen:
Der rostende Scheibengasbehälter
Sprengung des alten Scheibengasbehälters in Dresden am 05. September 1992
Still vor sich hinrosten erzeugt keine Aufbruchstimmung
Am 5. September 1992 sind Vorstand und Aufsichtsrat der GEW-Werke Köln AG bei der Dresden Gas GmbH zu Besuch. Es geziemt sich, für willkommene Gäste eine Überraschung bereit zu halten. Und so haben wir die bis ins Detail vorbereitete Sprengung des alten, vor sich hinrostenden Gasbehälters auf dem Gelände der Dresden Gas in der Gasanstaltstraße 10 in Dresden- Reick auf diesen Besuchstag festgelegt.
Selbst wenn die Wiederinbetriebnahme des Behälters betriebstechnisch sinnvoll wäre, so würden die Sanierungskosten viel zu hoch ausfallen. Außerdem sind die Rostschäden soweit fortgeschritten, dass eine permanente Gefährdung durch Undichtheiten weiter-bestanden hätte.
Flucht vor übertriebenen Auflagen
Was treibt uns dann zur Eile? Nun -, das Amt für Umweltschutz ist erst im Entstehen und zur Zeit noch nicht personell so ausreichend bestückt, um uns überspitzte Auflagen anzuhängen. Ferner steht der im Sinken befindliche Schrottpreis zurzeit noch relativ hoch. Bei der Vergabe konstruieren wir einen Selbstläufer, indem wir dem Auftragnehmer sowohl die umweltverträgliche Entsorgung als auch den Schrottverkauf vertraglich übertragen. Dies führt zu einer enorm schnellen Räumung unseres Geländes. Die vor Ort transportgerecht zugeschnittenen Konstruktionsteile des gesprengten Behälters werden direkt auf die auf dem Anschlussgleis stehenden Waggons geladen und anschließend zu den meistbietenden Schrotthändlern, meist ins Ausland, abtransportiert. Dort gilt zwar auch europäisches Recht in Bezug auf die Umweltauflagen. Diese sind aber nicht in deutscher Manier verschärft. Nach der Sprengung des Behälters und der Räumung des Geländes steigt der Grundstückswert sofort.
Die Entsorgung des kontaminierten Bodens ist ein Problem besonderer Art, weil die zu Zuschüssen verpflichtete Treuhandanstalt eine schnelle Regelung bewusst hinausschiebt
“....in das Stadtbild passte er schon lange nicht mehr”
Ein Ekel verschwindet aus dem Stadtbild Dresdens
Vor der Sprengung des Gasbehälters werden die Gäste umfassend über die Probleme und ihre Bearbeitung informiert. Dann folgt die Überraschung (Sprengung des Scheibengasbehälters).
Der Behälter fällt auf den Meter genau, wie vorausberechnet. Viel Platz ist da nicht!
Das Stadtbild wird es uns danken.
Und die Kölner Gäste hatten einen erlebnisreichen Tag.
Quo vadis, Dresden Gas?
Das Heizkraftwerk Nossener Brücke in Dresden, konzipiert und gebaut als modernes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD), wurde kapazitätsmäßig ausgelegt auf der Basis der bisherigen Wärmeverbrauchszahlen und unter Berücksichtigung einer Verdichtung der Fernwärmeanschlüsse in den fernwärmeversorgten Stadtteilen. Neue Erhebungen ergeben jedoch eine erhebliche Reduzierung des Wärmebedarfs bei den Altbauten durch Sanierungsmaßnahmen, moderne Regelungen und sparsameres Verhalten der Wärmekunden wegen verbrauchsabhängiger statt pauschaler Bezahlung (neues Tarifsystem) von bis zu 28 %. Wie jeder weiß, wurde die Zimmertemperatur bisher durch Öffnen und Schließen der Fenster geregelt. Aber dort, wo die Wärmenutzung unabhängig vom wirklichen Verbrauch, meist in der Miete pauschal enthalten, berechnet wird, stellt sich eine Vergeudung der Wärme ein. Diese Vergeudung wird jetzt infolge Verbrauchsmessung und korrekter Verbrauchsberechnung radikal reduziert. Und genau um den genannten Prozentsatz der Absenkung des Wärmebedarfs ist das Heizkraftwerk Nossener Brücke zu groß bemessen. Also beauftragt die Stadt Dresden ein Ingenieurbüro mit der Erstellung eines Fernwärmeversorgungskonzeptes. Dieses soll im Ergebnis feststellen, welche Fernwärme-Netzerweiterungen innerhalb des Stadtgebietes unabhängig von der Wirtschaftlichkeit anderer Wärmeträger, z.B. der Gasversorgung, nur für Fernwärme betrachtet, wirtschaftlich sind. Der Name des Konzeptes besagt bereits, daß es sich nicht um ein Gesamtkonzept für alle Arten der Wärmeversorgung handelt. Obwohl die im Konzept vorgeschlagenen Erweiterungen der Fernwärme ausgerechnet dort liegen, wo die jüngsten und besten, also nicht sanierungsbedürftigen Gasversorgungsleitungen liegen, wird hierauf keine Rücksicht genommen. Die Dresden Gas GmbH, als Trägerin öffentlicher Belange, ist damit ein für allemal von den planungsrechtlichen Verfahren und somit auch von der Mitsprache bei einer optimalen Versorgungs- Infrastrukturplanung ausgeschlossen. Sie wird zum Opferlamm für die Genesung der Fernwärme. Das kann nicht zu einer wirtschaftlichen Entwicklung bei der Dresden Gas GmbH führen. Wieso hat man nicht von Anfang an dem Vorschlag der GEW-Werke Köln AG entsprechend ein Querverbundunternehmen für Gas, Fernwärme, Strom und Wasser gegründet? Man muss bei dieser Betrachtung bedenken, dass in der DDR ohne wirtschaftliche Überlegungen in den „herrlichen“ Plattenbau- Neubaugebieten generell folgende Regelung bestand: Die Fernwärme versorgt die Zentralheizungen der Wohnblocks, das Gas ist als reines Kochgas gedacht. Es wird also je ein Gas- und Fernwärmenetz parallel zueinander gebaut und betrieben. Wir haben heute gut reden. Aber vielleicht, oder sogar wahrscheinlich, wog in der DDR die Überwindung oder Linderung der jährlich eintretenden Versorgungsengpässe schwerer als die Wirtschaftlichkeit.
Was soll das?
Nachdem wir, nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Erwägungen, eine beschleunigte Erdgasumstellung in Gang gesetzt und eine aktive Vertriebsorganisation gebildet haben und uns jetzt mit viel Optimismus und Engagement an die Akquisition, insbesondere neuer Heizgaskunden heranwagen, wird der erwartete Erfolg von der Stadt Dresden und seinen Ämtern Stadtplanung und Energie kaputt geplant. Ein gutes Beispiel ist das Gewerbegebiet Nickern. Da sich Gewerbegebiete nach alter westdeutscher Erfahrung erst über einen längeren Zeitraum von mindestens 10 Jahren mit Gewerbebetrieben füllen, bedeutet der Bau der Versorgungsleitungen eine langfristige Vorleistung. Das Problem versucht man überall in Deutschland dadurch zu lösen, dass man eine möglichst preisgünstige Versorgung aufbaut. Diese wird durch den Bau eines Gasmitteldrucknetzes erreicht. Die Mitteldruckleitungen können bei gleicher Transportleistung bedeutend kleiner dimensioniert werden, als die Niederdruckleitungen (von Fernwärme mit Vor- und Rücklaufleitung ganz zu schweigen). Diese klein dimensionierten Leitungen werden dann als Kunststoffleitungen kabelähnlich von der Rolle in schmalen, nicht begehbaren Rohrgräben verlegt.
Wir sind mit der Erschließungsgesellschaft, die unbedingt eine Erdgasversorgung will, weil Fernwärme als Produktwärme unbrauchbar ist (Wer kann schon mit Fernwärme Brot backen?) und eine Einschränkung der ansiedelbaren Betriebe bedeuten würde, über Preise und Modalitäten in Übereinstimmung. Doch das Stadtplanungsamt macht die Verabschiedung des Bebauungsplanes von der Zustimmung des Erschließungsträgers zu einer Fernwärme-Versorgung des Gebietes abhängig. Basta! Dies ist beileibe kein Einzelfall! Nun hatte ich zu Beginn meiner Tätigkeit, auch gegenüber der Presse die Losung ausgegeben: „Wir wollen nicht zwingend viele Rohrnetze bauen, sondern Gas verkaufen.“ Aber, das Gas für das Heizkraftwerk Nossener Brücke wird von der Verbundnetz Gas direkt, also nicht über die Dresden Gas GmbH, geliefert. Jede Verdrängung des Heizgaseinsatzes durch die von der „Nossener Brücke“ gelieferte Fernwärme geht also zu Lasten der Dresden Gas GmbH.
Bitte um Ernennung eines Nachfolgers
Jetzt dränge ich bei der Ruhrgas AG auf die schnelle Ernennung eines von mir einzuarbeitenden Nachfolgers als Technischer Geschäftsführer. Dieser Wunsch lässt sich unschwer mit der bevorstehenden Vollendung meines 65. Lebensjahres im November begründen. Am 27. Juli 1992 kommt mein designierter Nachfolger, begleitet von einer Mitarbeiterin der Ruhrgas AG, in Dresden an und wird von dieser als der Vertreter der Ruhrgas bei der Dresden Gas GmbH vorgestellt. Da mein Entschluss, meine Zeit in Dresden mit der Vollendung des 65. Lebensjahre zu beenden, ausschließlich von der genannten Wärmestrategie der Stadt Dresden bestimmt ist, lassen mich solche Feinheiten der Formulierung unberührt. Bis zur Übergabe der Technischen Geschäftsführung an meinen Nachfolger bleibt noch sehr viel zu tun.
Erdgas macht Zirkus für Kinder
(Dieser Artikel gehört mehr nach vorn.)
Am 29. August gastiert ein von der Ruhrgas AG verpflichteter Zirkus in Dresden unter dem Motto „Mehr Zeit für Kinder. Erdgas macht Zirkus in Dresden“ Tagsüber sind die Veranstaltungen für Schüler und auch für Kleinkinder (Kindergärten) zum Mitmachen sehr gut besucht. Abends sind die Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter der Dresden Gas GmbH unsere Gäste. Mir, als Geschäftsführer, fällt die Aufgabe zu, die Besucher im Zirkusrund auf einem Elefant reitend zu begrüßen. Der Elefant ist nervöser als ich, rast mit mir wie ein Vollblutpferd durch die Arena und läßt dabei dauernd seinen nicht zu übersehenden Elefantenmist fallen. Als er für einen kurzen Moment stehen bleibt, bin ich mit einem Satz von seinem nicht zum Festhalten geeigneten Rücken herunter und wieder auf festem Boden. Während ich dort unten meine Begrüßungsrede halte, glaubt der Elefant, seine eingeübten Künste vollführen zu müssen, die mich vermutlich, wäre ich noch länger auf seinem Rücken geblieben, jetzt in arge Bedrängnis bringen würden. Vielleicht wäre ein solcher Gag erwünscht gewesen.
„Ach, Sie kommen soeben aus Indien?“
Ich fliege am nächsten Tag, einem Sonntag, ohne den an den Werktagen möglichen Direktflug über Frankfurt am Main nach Köln. Nach dem Umsteigen in Frankfurt sitze ich in der Kölnmaschine neben einer Stewardess, die sich auf dem Heimflug befindet. Diese macht mich mit gebotener Freundlichkeit auf meine schmutzige Hose aufmerksam. Da fällt mir ein, dass ich am Nachmittag vor meinem Ritt den Elefant dabei beobachtete, wie er mit seinem Rüssel Staub vom Boden aufnahm und über seinen Rücken blies,
vermutlich als Schutzmaßnahme gegen Ungeziefer. Aha- jetzt habe ich diesen Staub an meiner Hose. „Ich bin gestern auf einem Elefanten geritten“, sage ich, mein Aussehen entschuldigend, zu meiner Nachbarin, die darauf erwidert: „Ach, Sie kommen soeben aus Indien.“ Wie kommt man nun aus einem solchen Missverständnis heraus, ohne lächerlich zu wirken? Elefantenritt in Dresden, das nimmt mir keiner ab! Also stelle ich mich besser schwerhörig, so, als ob ich den Staub nicht nur an meiner Hose, sondern auch in beiden Ohren haben würde. Gott sei Dank dauert ein Flug von Frankfurt nach Köln nur kurze Zeit.
An den kommenden Tagen bin ich wieder in Dresden. Am Montag halte ich einen Vortrag vor dem „Gasbeirat“ einer süddeutschen Großstadt, am Dienstag, es ist der 4. September 1992, unterrichten wir die Presse über die für den 5. September vorgesehene Sprengung des alten verrosteten Scheibengasbehälters auf dem Gelände der Dresden Gas GmbH in der Gasanstaltstraße in Dresden.
Abschied von Dresden, November 1992
Man hängt sein Herz nur an die Dinge, für die man Opfer gebracht hat.
Der 1. November 1992 ist ein sehr kalter, aber niederschlagsfreier Herbsttag. Ich befinde mich mit meinem PKW auf der Fahrt von Köln nach Dresden und wähle unterwegs einen kurzen Abstecher nach der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt. Meine Frau und ein Kölner Ehepaar reisen mit mir, um diese meine letzte Reise als Technischer Geschäftsführer der Dresden Gas GmbH zu einem Kurzurlaub in Dresden zu nutzen. Erfurt, das den Charme einer vornehmen alten Dame besitzt, beeindruckt uns sehr. Berühmt und sehenswert sind der zum großen Teil im 15. Jahrhundert erbaute Dom mit spätgotischem Langhaus und die dreitürmige Severikirche in seiner unmittelbaren Nähe. Anheimelnd sind die Renaissance- Häuser in der Innenstadt und die mit Häusern überbaute Krämerbrücke
Wir erreichen Dresden und meine dortige Wohnung in der Abenddämmerung. Am nächsten Tag beginne ich mit den letzten Tätigkeiten bei der Dresden Gas, vor allem mit dem Abschluß des Gutachtens über die Kontamination des Geländes Gasanstaltstraße 10. Am Abend desselben Tages werde ich von den Beteiligern und dem Aufsichtsrat der Dresden Gas GmbH in einem Hotel in Moritzburg feierlich verabschiedet. Meine Verabschiedung durch die Dresden Gas und die Ämter der Stadt Dresden findet am 04. November im Haus des Deutschen Sports in Dresden- Reick statt. In meiner Abschiedsrede klingt sowohl etwas Wehmut als auch ein wenig Stolz mit. An diesem Stolz lasse ich meine Mitstreiter von der Dresden Gas voll teilhaben. Meine wenigen Worte sind in etwa wie folgt:
„Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Gäste.
Wir sind hier zusammengekommen, um voneinander Abschied zu nehmen,- ich von Ihnen,- jetzt im Herbst des Jahres und im Herbst meines Lebens. Im Angesicht der abgeernteten Felder und der fallenden Blätter blicke ich zurück auf eine Zeit gemeinsamer Arbeit; der Abschied fällt mir nicht leicht.
Ich danke Ihnen allen für die gute und fruchtbare Zusammenarbeit.
Wenn man auf einem hohen Gebäude steht, dem Kölner Dom zum Beispiel, sieht man hinunter auf die vielen Menschen, die dort unten scheinbar wirr durcheinander laufen. Und doch: Jeder geht „seinen Weg“, den Weg den er gehen muß, um das Ziel, das er sich gesetzt hat oder das ihm vorgegeben ist, zu erreichen. So bin auch ich in diesem Jahr mit Ihnen zusammen den Weg gegangen, der ausgerichtet war auf ein Ziel:
Aufbau einer modernen Erdgasversorgung in Dresden.
Vor einigen Jahren war ich in Afrika hinter dem Anti-Atlasgebirge in der größten Wüste der Welt, der Sahara. Beim dort lebenden Stamm der Haratin, der von der ständig wachsenden Wüste nach Norden gespült worden ist, gibt es einen Brauch:
Einmal im Jahr legt sich der Stammesfürst auf den Wüstenboden und horcht in den Sand hinein. Er horcht, ob der Boden eines Tages wieder Wachstum hervorbringen und die Wüste in einen grünen Garten verwandeln möge.
Aber ich darf mir ruhig eingestehen, dass die Wende auf dem Sektor der Energieversorgung sehr positiv verlaufen ist. Denn das Herunterfahren der Versorgungsanlagen in Richtung Schrott musste beendet werden. Und das wäre ohne unsere westdeutsche Hilfe in dieser kurzen Zeit nicht zu schaffen gewesen. Lebt also wohl, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich befinde mich jetzt, auf den Tag genau, am Tag meines 65. Geburtstages, mit meinem PKW auf dem Heimweg nach Köln.
Hier folgen noch ein paar Bilder aus dem Inhalt
Eröffnung des Kundenzentrums am 23. Juni 1992 in der Gasanstaltstraße
Verabschiedung durch den Aufsichtsrat am 30.10.1992
Da habe ich nun, ehrlich gesagt mit etwas Zufriedenheit, die Meinungen von der Dresdner Presse und meinen Mitarbeitern zu Papier gebracht. Aber wie haben die Beteiliger-gesellschaften, der Aufsichtsrat und die Stadt Dresden meine nicht ganze leichte Arbeit bewertet?
Ich habe mehrmals überlegt, ob eine Bewertung meiner Arbeit durch die Beteiligergesellschaften und den Aufsichtsrat in Briefform, die mir im Rahmen einer Feier überreicht wurde, hier etwas zu suchen hat. Es würde ja wie Angeberei wirken. Deshalb bleibt sie hier weg. Stattdessen erinnere ich hier an die anderen fleißigen Wessis von der Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke Köln AG. die mit viel Einsatzfreude in den Bereichen Technik, Personal, Rechnungswesen und Verbrauchsabrechnung oft bis in die Abendstunden tätig waren.
Kleiner Nachtrag
Die Umstellung der Gasversorgung Dresdens von Stadt- auf Erdgas wurde nach 32 Monaten Umstellzeit am 08. Dezember 1994 abgeschlossen. Dresden hatte während der Umstellzeit eine Einwohnerzahl von etwa 480 000.
Die Kölner Erdgasumstellung begann seinerzeit am 18.07.1970 und endete nach 25 Monaten am 21.08.1972. Köln hatte damals eine Einwohnerzahl von etwa 847 000.
Ich muss dennoch die besondere Leistung der Dresdner Kollegen hervorheben, weil die Gasrohrnetze (einschließlich der Planunterlagen) und Gasverbrauchseinrichtungen in einem weit schlechteren Zustand waren als in Köln.
Herr Rüttgers von GEW Köln, der die gesamte Netzumstellung in Köln mitgestaltet hatte, wurde von Anfang an zur Dresden Gas GmbH abgestellt. Er konnte seine Erfahrungen hier voll einbringen und somit einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Erdgasumstellung in der sächsischen Landeshauptstadt leisten.
Während meiner Tätigkeit in Dresden konnte ich u.a. auch die sehr intensive Arbeit von Herrn Norbert Graefrath von der GEW-Werke Köln AG bei der Neuausrichtung der personellen Situation auf die veränderten Rahmenbedingungen nach der Wende bewundern.
Nachtrag:
Herr Graefrath wurde mit Wirkung vom 01 Juli 2014 vom Aufsichtsrat der RheinEnergie (ehem. GEW-Werke Köln AG) einstimmig zum Arbeitsdirektor und Vorstand gewählt. U.a. wurde hierbei auch seine Tätigkeit bei der Dresden Gas GmbH gewürdigt.
Und nun bin ich endgültig von Dresden weg in Köln gelandet. Aber dieses "endgültig" bezieht sich nur auf Dresden.
Am Tag darauf feiere ich in Köln mit Familie, Freunden und Bekannten die Vollendung meines 65. Lebensjahres.
Und eine Woche später beginne ich meine versorgungstechnische Beratung im Auftrage der Verbundnetz Gas AG, zunächst bei den Stadtwerken Leipzig, dann nach 2 Jahren in Schwerin und schließlich, mit der Vollendung meines 70. Lebensjahres endend, bei der Energieversorgung Potsdam.
Dann aber, nach der Vollendung meines 83. Lebensjahres, beginne ich mit dem Aufzeichnen meiner Erfahrungen im Rahmen der gar nicht so langsamen Annäherung.
Ein letztes Treffen zum Abschied
findet in den "Lichterwochen" der Adventszeit im schneeverwöhnten Erzgebirge statt.
Die Verbundnetz Gas AG hat hierfür das Schlosshotel Klaffenbach südlich von Chemnitz ausersehen. Wir, meine Frau und ich, treffen uns hier am 07.12.1998 mit den Herren Manfred Scheibe und Wolfgang
Seyer zu einer abschließenden Bewertung unserer gemeinsamen Arbeit.
Wir besuchen das berühmte Holzschnitzerdorf Seiffen (auf eigene Faust und Rechnung)
Am nächsten Morgem versuchen wir zunächst vergebens, mit unserem PKW in der Frühe in Richtung des weltberühmten Handwerkerortes (Holzschnitzereien) Seiffen zu starten. Bei einer Tagestemperatur von -15°C will der Motor nicht anspringen. Das Problem wird von einem im Auftrage des ADAC tätigen Unternehmen erst am späten Mittag gelöst. Das bringt mir natürlich zunächst kalte Füße, später aber die unvergessliche Einfahrt in Seiffen in der inzwischen hereingebrochenen Dunkelheit bei geschmückten und festlich beleuchteten Fenstern zwischen Massen von Schnee. Soviel Schnee habe ich in meinem Leben bisher und auch später nie gesehen.
Hutzenabend
Im Hotel Wettiner Höhe bestreitet die Heimatgruppe Frauenstein einen Hutzenabend mit Musik, Gesang, Schnitzen und Klöppelarbeiten vor internationalem Publikum. So
machen wir u.a. die Bekanntschaft mit einem Ehepaar aus den USA. Der Besuch des Erzgebirgischen Spielzeugmuseums am nächsten Morgen rundet die unvergesslichen Tage im Erzgebirge ab
Ein Nachtrag, der mir am Herzen liegt
Nach dieser etwa fünfjährigen Tätigkeit im Dienste der Verbundnetz Gas AG bedanke ich mich bei folgenden Mitarbeitern der VNG für die vorbildliche Unterstützung:
Herrn Emil Oerter, auf dessen Vorschlag meine Tätigkeit bei VNG entstanden ist,
Herrn Manfred Scheibe und Sekretärin Frau Beate Schneider für die organisatorische Unterstützung und vor allem Herrn Wolfgang Seyer, der mich bei meiner Tätigkeit in Leipzig, Schwerin und Potsdam vorbildlich begleitete.