Bad Münstereifel-Schönau

Im Eifeler Dialekt: Schönne

u.a. Foto: Kradschützen auf der Schönauer Dorfstraße, Frühjahr 1940

früher: Schönau bei Münstereifel

Am 05. November 1927 erblickte ich hier das Licht der Welt (siehe Themenseite "Kindheit").

Was sich in meiner Kindheit und Jugendzeit im 500-Seelendorf Schönau in der Eifel  zugetragen hatte, finden Sie, teils verknüpft mit historischen Ereignissen, auf den Themenseiten:

   Kindheit

   Vorschulzeit

   Schulzeit im Dritten Reich

   Jugendzeit zwischen Eifelbergen

   Kinderarbeit

   Dorfgemeinschaft zwischen den Weltkriegen

   Sturmläuten über der Eifel

   Jugendromantik

   Reifen und wachsender Widerstand

   Intermezzo

Und später nach Militärzeit und Fronteinsatz:

   Kriegsende 1945

   Der Pulverdampf hat sich verzogen

Innenstadt von Bad Münstereifel
Blick auf Schönau vom Langscheider Berg aus

Ist das kein herrliches Bild?

Heimkehr des Herzens

Von der Ebene kommend, fahr ich suchend bergan,

die Jugendzeit aufzuspüren.

Nun steh ich hier oben und erlebe dann

Erinn’rung in Dunst sich verlieren.

 

Drum dreh‘ ich mich um und schaue hinab,

dorthin wo das Tal grün und eben.

Da erblick ich das Kind und sehe den Knab‘

und den, der einst wegzog ins Leben.

 

Nun erkenn ich sie wieder, ob hier, ob im Tal,

ob auf dem Weg, den einst ich genommen.

Doch ihre Gesichter, einst hübsch, jetzt fahl,

sie wirken alt und verschwommen.

 

Selbst das Land das ich suche, mein Eifelland,

es ist nur schwer zu ergründen.

So brauch´ ich mein Herz, mehr als den Verstand,

das Land meiner Jugend zu finden.

 

Der regulierte Bach  fließt jetzt schnell und grad‘aus,

als wolle zum Rheine er flüchten.

Von Erlenbusch  und Holunderstrauß

weiß er nicht mehr zu berichten.

 

Durch Herbizide und „Sachverstand“

verschwanden die blühenden Auen.

Statt Blumen auf Wiesen und Waldesrand,

kann Eintönigkeit niemand erbauen.

 

Bereinigt hat man den Wald und die Flur

von den Hecken am Weg, Stück um Stück.

Doch die Natur,  wie wir Eifeler stur,

die holt sich’s einst wieder zurück.

 

Dann finden hier wieder die Vögelein Platz

in neuen Dornen und Hecken

und suchen dann als Chemieersatz

Nach Raupen, Mücken und Zecken.

 

Warum das so kommt, ist EU-weit bekannt:

Die kleinen Höfe hier sterben.

Den urbar gemachten Felsenrand

will niemand mehr erwerben.

 

So kehret das Feld sanft zur Heide zurück,

auf den Weiden steh´n Luxuspferde.

Und ich entdecke mit feuchtem Blick

die sich wandelnde Heimaterde.



Veri Josef Weber (nach Diktat vergreist *)

*) nur ein kleiner Scherz, in Anlehnung an "nach Diktat verreist"

Ein Rückblick



Die Schönauer Ortsschilder

Vor dem Zweiten Weltkrieg, also während meiner frühen Jugend, stand auf den Schönauer Ortsschildern: Schönau Kreis Euskirchen. Das Ortsschild aus Richtung Münstereifel war nach Kriegsende so stark verwittert, dass man nun (undeutlich) lesen konnte: Schönau Kreis Rheinchen.

Da ich noch nie von einem Kreis Rheinchen gehört oder gelesen hatte, erkundigte ich mich nach der Herkunft dieses Namens und erfuhr, dass Schönau zur Zeit meiner Großeltern zum Kreis Rheinbach gehörte. Wind und Wetter hatten also aus dem übermalten Rheinbach und dem aufgemalten Euskirchen den hübschen aber falschen Namen Rheinchen entstehen lassen.

Die Hausnamen

Auf den genannten Themenseiten ist das  in der Kindheit und Jugend sowie in der späteren Kriegszeit von mir Erlebte niedergeschrieben worden. Was im Hinblick auf mein Heimatdorf fehlt, ist seine geschichtliche Entwicklung bis dahin. Dabei steckt selbst in den alten Häusern des Dorfes so etwas wie ein geschichtliches Gedächtnis. Denn sie, die alten Häuser, tragen meist andere Namen als die heutigen Bewohner derselben. Und dann geht man auch noch hin und benennt die Bewohner im alltäglichen Sprachgebrauch nicht nach ihrem tatsächlichen Familiennamen, sondern nach dem alten Namen des Hauses. So wurde ich in meiner Jugend in Schönau nicht Veri Weber genannt, sondern ich war der "Mättele Veri". Natürlich stellte ich bei zunehmendem Alter Nachforschungen nach der Herkunft dieses Namens Mättele an. Diese Nachforschungen fruchteten erst, als ich in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges angelangt war. Zu jener Zeit wohnte in meinem Vaterhaus eine Oma namens Mächtildis und deren Nachkommen waren de Mättele. Ich erinnere mich auch heute noch an einige dieser recht "altfränkisch" klingenden Hausnamen. So gingen die jungen Männer nach dem sonntäglichen Kirchgang "a Möllefranze" zum Kartenspielen. Und mein Vetter Ernst Weber war "der Övveschtemöllig Ernst".  Möllefranze war die Gaststätte Emons, die später nach einer Renovierung in  Erftstube *) umbenannt wurde und heute wegen ihres guten und preiswerten Essens zu empfehlen ist. Die Övveschte Möll war tatsächlich eine zu meiner Zeit in Betrieb befindliche Wassermühle, deren Name (Obere Mühle) darauf schließen lässt, dass es auch einmal eine Untere Mühle gab.  Dann sind mir noch einige weitere Hausnamen im Gedächtnis, wie Schohntönnesse, Äßisch, Löcke, Schmette, Änne, Miöße, Lammeres  usw. Ja, ja, die Schönauer besaßen auch zu meiner Zeit noch viel Phantasie bei der Kunst der Wortverdrehung, die oft in Wortneuschöpfungen endete. Immerhin: Geschichtsbewusstsein!

Eine großartige Festschrift in Form eines lesenswerten Buches

Ein qualifizierteres  Geschichtsverständnis hatten der Dorfverschönerungsverein Schönau e.V. und die  nachstehend unter Impressum genannten Personen, als Schönau im Jahr 1993 auf 1100 Jahre Dorfgeschichte zurückblicken konnte. Sie verfassten in akribischer Arbeit eine lesenswerte Festschrift zu diesem feierlichen Ereignis. Das Interesse an diesem Buch war so groß, dass die Schrift nach kurzer Zeit vergriffen war.

Titelbild von Elvira Lückenbach

Impressum
Schönauer Siegel

Diese Themenseite bedarf noch einiger Ergänzungen.

Das vorstehend genannte Buch vermittelt die historische Entwicklung des Eifeldorfes Schönau so ausführlich, dass es, zumindest auszugsweise, einen bleibenden Platz im Internet bekommen sollte. Ich darf vermuten, dass vieles aus dieser Historie typisch für die gesamte Eifel ist.

Ein guter Einstieg befindet sich bereits unter Wikipedia.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, Winter 1939/40

Während die motorisierten Verbände noch in Polen stehen, marschieren in der Eifel zunächst bespannte (berittene) Einheiten auf.

Aufmarsch einer bespannten Einheit der Deutschen Wehrmacht in Schönau im Winter 1939/40

Kurz vor dem Beginn des Westfeldzuges der Deutschen Wehrmacht im Frühjahr 1940:

 

Eine umfangreiche Schilderung befindet sich auf der Themenseite "Sturmläuten über der Eifel, 1939-1940".

Kradschützen auf der Schönauer Dorfstraße, Frühjahr 1940


Anfang Mai 1940 beobachtete ich als 12-Jähriger einen Wagen der Deutschen Wochenschau und stellte mich mit meiner Vorwitznase auf der Freitreppe zwischen Langscheider Weg und Holzmülheimer Weg hinter die dort postierten Kameramänner. (Die Dorfstraße verzweigt sich hier in drei Wege. In Fahrtrichtung von rechts nach links: Den Holzmülheimer Weg, den Langscheider Weg und die Lehmgasse.) Die Motorradfahrer bogen in die Lehmgasse (heutige Wiesentalstraße) ein und die jeweils beiden anderen Soldaten sprangen in den Holzmülheimer Weg und gingen dort in Deckung. Dies war eine der großen Übungen kurz vor dem am 10. Mai begonnenen „Sichelschnitt“ von der Eifel durch die Ardennen bis zur Kanalküste in Frankreich. Die Eifeldörfer waren zu jenem Zeitpunkt mit Militär überfüllt. Die Soldaten schliefen in Betten, Ställen und Heuschuppen der Dorfbewohner.
Als ich jetzt bei der Gestaltung meiner reichhaltigen Homepage www.veriweber.de im Internet nach passenden Bildern Ausschau hielt, sprang mir nach 72 Jahren dieses Bild (ohne Ortsangabe) in die Augen, genau so, wie ich es im Mai 1940 persönlich vor Ort gesehen hatte. Unglaublich!
Im ersten Haus auf der linken Seite (heute ohne Schuppen und Toreinfahrt) kam ich am 05. November 1927 zur Welt.

Und genau an diesem Haus befand sich in den letzten Kriegswochen 1945 bis zum Einmarsch der Amerikaner (07. März 1945), eine Panzersperre, die dem Volkssturm bei der Abwehr der Amerikaner helfen sollte. Die in dieser quasimilitärischen Organisation zwangsverpflichteten alten Männer des Dorfes waren klug genug, auf ein Schließen dieser Panzersperre zu verzichten. So konnten die angrenzenden Häuser des Dorfes vor einem Artilleriebeschuss bewahrt werden.

Ich möchte den geschätzten Lesern meiner Homepage dieses Bild nicht vorenthalten, weil ich es trotz des martialischen Eindrucks als ein interessantes Dokument der damaligen Zeit betrachte. Zunächst fällt auf, dass die Fahrbahn noch keine Asphaltdecke hatte. Sie war zwar kurz vor Kriegsbeginn mit neuer fester Packlage, einer darüber eingebrachten Schotterschicht und einer Sandeinstreudecke versehen worden. Beim seinerzeitigen Straßenbau beobachtete ich die so genannten Kiesklöpper, die mit langstieligen Hämmerchen die groben Felsstücke in schottergerechte kleine Steine zertrümmerten. Dies war damals der Zustand aller Eifeler Dorfstraßen mit Ausnahme der Reichs- und Provinzialstraßen. Selbst die Straße von Schönau in Richtung Falkenberg, über die ab dem 10. Mai 1940 der drei Tage und Nächte dauernde Aufmarsch der Deutschen Wehrmacht  in Richtung Reichsgrenze verlief, besaß nur eine solche staubige Straße.  Dann sieht man die Stromleitungen von Haus zu Haus, die  in unserer Jugend von den Schwalben im Herbst massenhaft als Versammlungsort vor ihrem Flug nach Süden benutzt wurden. Natürlich hat sich auch hier, wie überall in Deutschland, der Zustand der Häuser wesentlich verbessert.

 




Auf dieser Freitreppe standen im Mai 1940 die Kameramänner der Deutschen Wochenschau, um den Aufmarsch der Kradschützen zu filmen

und hinter ihnen stand ich mit meiner Vorwitznase.

Den Bilderstock gab es noch nicht. Dort war eine große Freifläche für das Aufstellen eines Altars für die jährliche Fronleichnamsprozession.

Schönauer Dorfstraße im Jahr 2012

Mal ehrlich!

Damals, im Jahre 1940, wäre diese leere Dorfstraße für uns 12-jährige Jungen ganz schön langweilig gewesen.

Heute sind die Heranwachsenden nicht mehr auf belebte Straßen und Plätze angewiesen, denn sie erleben am Fernseher oder Computer zur Genüge Gewalt und Kämpfe bis zu den Sternen.

Veri Josef Weber

eMail veri.weber@netcologne.de

Köln, im Jahr 2012

Wo sind sie geblieben?



Hin und wieder wandere ich allein zum Kriegerdenkmal, um mir die Namen der im Zweiten Weltkrieg gefallenen und vermissten Schönauer ins Gedächtnis zurückzurufen. Es sind ja nur noch wenige, die mit ihrer Lebensgeschichte im Gedächtnis der heute Lebenden  verblieben sind. Doch einige von ihnen waren die Freunde meiner Jugendjahre. Wenn ich aber diesen stillen Weg zum Kriegerdenkmal nicht mehr ginge, würden auch sie bald aus meinem Gedächtnis für immer getilgt werden.

Wenn ich die Einwohnerzahl von 1939 (Kriegsbeginn) zugrunde lege, sind rund 10 % hiervon gefallen oder vermisst. Ein hoher Blutzoll!

Wenden wir uns wieder dem friedlichen Dorf im Tal der oberen Erft zu!

Die Erftstube in Schönau

Ripuarischer Dialekt

Ein Sonntag in der Erftstube

Es ist kurz vor 13 Uhr. Wir suchen anhand der umfangreichen Speisenkarte das stets reichhaltig bemessene Essen aus. Die Bedienung erwähnt, zu den angebotenen Speisen könne man heute zusätzlich Spargel bestellen. Dies hatten nicht alle Gäste mitbekommen. Nun geht die Fragerei los.

An unserem Tisch wird gefragt: „Wat hät de jesaat?“ (Kölner Gäste)

Rechts von uns wird gefragt: "Wat hät de jesäät?“ (Schönauer Gäste)

Am Tisch auf der linken Seite fragt man: „Wat hät de jesoot?“, offenes o wie im Wort oft. (Mutscheider oder Engelgauer Gäste).

Als ich einen Herrn in direkter Nachbarschaft von mir auf die polyglotte Gesellschaft hier hinweise, sagte er lächelnd: „Hier ist heute internationales Publikum.“ So hätte ich es auch ausdrücken können.

Es ist immer wieder interessant festzustellen, wie unterschiedlich sich in der Eifel die Dialekte von Ort zu Ort entwickelt haben. Durch die schlechten Straßenverbindungen im neunzehnten Jahrhundert und davor lebten die Bewohner der Dörfer wie auf Inseln voneinander getrennt. Erst 1862 wurde die Straße von Münstereifel nach Schönau ausgebaut. Davor ging sie streckenweise durch das Bachbett der Erft, während ein Fußweg oberhalb derselben durch den Wald verlief. Hier wurden die Fußgänger in der Dunkelheit von herabhängenden Ästen geohrfeigt und geängstigt, sodass sie lieber im eigenen Dorf blieben. Ich kann mich noch daran erinnern, dass in meiner frühen Jugendzeit der Weg von Schönau (Lehmgasse) nach Langscheid im Tal durch das Bachbett verlief. Das machte insofern Sinn, als das Bachbett, durch das Bachwasser von Lehm und Sand frei gespült, einen festen steinigen gut befahrbaren Grund bot.

Heutzutage kommen die Gäste auch aus den Nachbarorten über gut befahrbare Straßen sonntags hier in der Erftstube zusammen. Da die Dialekte trotz der unterschiedlichen Sprachenentwicklung ihre aus dem Kölnischen stammende Grundstruktur beibehalten haben, gibt es keine Verständigungsschwierigkeiten. Das Kölnische oder Kölsche ist eingebettet in die Gesamtheit der über 100 ripuarischen Dialekte im Großraum Ostbelgien, Aachen, Nordeifel, Bonn, Köln und Düsseldorf. Während sich Professor Dr. Adam Wrede in seinem Buch "Neuer Koelnischer Sprachschatz" überhaupt nicht mit dem Begriff ripuarisch beschäftigt, ist er im Duden wie folgt erklärt: (lat) am (Rhein)ufer wohnend; ripuarische Franken (um Köln). Doch das ist zuviel an Neuigkeiten auf einen nüchternen Magen.

Deshalb: Prost und Guten Appetit!



Moselfränkisch

Doch nachdem ich wieder In Köln angelangt bin, interessiert mich auch die in der südlichen Eifel gesprochene Mundart, die man Moselfränkischer Dialekt nennt. Um es kurz zu machen, füge ich hier eine Karte an, die das Verbreitungsgebiet dieser Mittelfränkischen Mundart zeigt.

Moselfränkische Dialekte

Altfränksch oder Altfränkisch

Wenn mein Großvater andere Wörter gebrauchte als meine Eltern, so sagte mein Vater: „Opa spricht Altfränksch“. Das war dann ein abwertendes Wort im Sinne von altmodisch, altväterlich oder gestrig. Hier ein Beispiel: Die aus Colorado eingeführte Kartoffel, die im Jahr 1774 erstmalig im Raum Münstereifel erwähnt wurde, hatte ihren Namen vermutlich vom italienischen Wort tartufolo (Trüffel). Opas Generation nannte sie Grompe oder Grompere, auch Grompele (von Grundbirne abgeleitet) und meine Eltern und auch wir nannten sie und nennen sie auch heute noch in der Eifel Eäpel oder Äpel (von Erdapfel abgeleitet).

Die französischen Spracheinflüsse verschwanden nach und nach, nachdem die Franzosenherrschaft links des Rheines mit der endgültigen Niederlage Napoleons beendet war und die Rheinprovinz im Zuge der Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress (1814/1815) an Preußen fiel. Mit preußischer Gründlichkeit wurden Wörter wie merci (danke), trottoir (Gehweg), chaussée (Fahrbahn), mairie (Bürgermeisteramt oder Rathaus), parapluie (Regenschirm), canapé (Sofa) usw. ausgemerzt und in den Papierkorb der Geschichte geworfen. Einige Wörter blieben zwar, wurden aber umgedeutet, zum Beispiel Chaussee für (asphaltierte) Landstraße und Kanapee für pikant belegte geröstete Weißbrotscheibe.



Schwalbe im Flug

Wo sind die Schwalben?



In der Zeit meiner Kindheit und frühen Jugend in Schönau schaute ich immer wieder voller Bewunderung und Freude den Flugkünsten der Schwalben am sommerlichen Himmel zu. Doch wenn ich heute im Dorf meiner Kindheit nach ihnen Ausschau halte, schaue ich in einen leeren Himmel. Wo sind sie geblieben? Finden sie keine ausreichende Nahrung wegen des Fehlens der seinerzeit durch das Vieh in den hausnahen Ställen angelockten Fliegenschwärme oder gönnt man ihnen keine Nester unter den Dächern der herausgeputzten Häuser? Von diesen denkbaren Gründen abgesehen sind den Schwalben durch die Befestigung der Feldwege die für den Nestbau unverzichtbaren Schlammpfützen abhanden gekommen.

Natürliche Feinde

Die Vogeleier und jungen Schwalben gelten bei verschiedenen Raubvögeln als ein beliebtes Futter. Es wird immer wieder beobachtet, dass die Schwalbennester von Elstern solange zerhackt werden, bis die Brut zu einer leichten Beute der Nesträuber wird. Mittlerweile kann man Schwalbennester aus hartem Beton erwerben, die von den Nesträubern nicht zerstört werden können. Im Internet findet man zudem Anleitungen zum Schutz von Hauswänden vor Verunreinigung durch Schwalbenkot. Es darf also nicht darum gehen, den Nestbau der unter Naturschutz stehenden Schwalben zu verhindern, sondern die jahrtausende alte Freundschaft zwischen Mensch und Schwalbe weiter zu erhalten bzw. wieder herzustellen.

Mauersegler

In der Großstadt Köln kann ich die Mauersegler, die den Schwalben ähneln, bei ihren Flugkünsten beobachten. Sie erinnern mich an die Dorfschwalben meiner Kindheit. Es wird vermutet und sogar behauptet, dass sich die Mauersegler außerhalb der Brutzeit ohne Unterbrechung, also zeitweise schlafend, in der Luft aufhalten.

 



Ländliche Idylle mit Schwalben, gemalt von meiner Tochter Claudia Ilg

Die Schwalben waren unsere Wetterpropheten.

Wir wussten seinerzeit, was das Flugverhalten der Schwalben meteorologisch zu bedeuten hatte. Kreisten sie in großen Höhen, blieb das Wetter schön, sausten sie niedrig fliegend über unsere Köpfe hinweg, war Regen angesagt.

Woran soll man sich jetzt, beim Fehlen dieser fliegenden Wetterpropheten halten? Gut, es gibt die Wetterberichte in Funk und Fernsehen. Wenn man denen kein oder nur wenig Vertrauen schenkt, empfehlen sich die Rheumaschmerzen als verlässlichere Wetterprognosen, vorausgesetzt, sie werden nicht durch einschlägige Schmerzmittel verfälscht.

Früher wartete man nach einem Hausneubau auf die ersten Schwalben. Wenn sie mit dem Nestbau begannen, galt dies als Zeichen für eine glückliche Zukunft des Gebäudes. So las ich es in den fünfziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts in der Tageszeitung, die über die Besiedlung des Hochplateaus auf Vollmert (Gemarkung Schönau) berichtete. Aber auch dort, in der gesunden Höhenluft, hielt ich jetzt im Jahr 2012 vergeblich nach den Schwalben Ausschau.

Liebe Schönauer, vergesst also die Schwalben und deren Bedürfnisse nicht!

Ein gefährlicher Nesträuber:

Die Elster

Der letzte Müller im Tal

 

Er steht in der Erft bis zu den Knien,

im Bach mit der Angelrute.

Und träumend schaut er zur Mühle hin,

dem zerfallenden Hab und Gute.

 

Sie diente den Vätern Jahrhunderte lang

und mahlte geräuschvoll Getreide.

Das Klappern, das in die Stuben drang,

bedeutete Wohlstand und Freude.

 

Drei Müller gab es allein hier im Tal

Und sie alle konnten gut leben.

Die Bauern zahlten mit Mehl allemal,

statt mit Geld, das war ihr Bestreben.

 

Als der Mähdrusch kam, alsbald schon verstarb

der Mühlräder Plappern und reden.

Das Korn wurd’ versandt, das Mehl man erwarb

in Geschäften und Superläden.

 

Vor Jahren schon kamen die Räder zur Ruh’,

obwohl sie mit Wasser betrieben.

„Regenerativ sagt man heute dazu

Und auch: „Der Umwelt zulieben“.

 

Dass es so kam, kann deshalb niemand versteh’n,

zumal man Strom heut’ mit Windkraft erzeuget

doch dass „seine“ Bauern zur Großmühle geh’n,

hat dem Müller das Rückgrat gebeuget.

 

Als Letzter hielt er das Räderwerk an,

als die Kollegen längst schon gegangen.

Und dann? – Ja da begann er in stillem Wahn

Im Mühlbach Forellen zu fangen.

 

Sein Bach, der einstens das Wasserrad trieb,

fließt auch heute nicht vergebens;

denn er ist das Einzige, das ihm noch blieb

vom Inhalte seines Lebens.

 

Und wenn ihm das Wasser die Beine umspült,

steigt das Erinnern ihm zum Herzen,

weil er etwas vom Unverlierbaren fühlt:

Die treuen Rheumaschmerzen.

 

Denn Gliederreißen ist allen Müllern vertraut,

weil’s ihnen der Mühlbach gespendet,

befeuchtet die Zimmer, die überm Wasser gebaut,

noch heut’, da die Arbeit beendet.

 

(nicht historisch)

Ehemalige Wassermühle im Tal der oberen Erft

zwischen Schönau und Holzmülheim

 

             Lange Schatten, zerfallendes Gemäuer, stillgelegtes Wasserrad, Winterschlaf

Der Michelsberg

Die St. Michaelskapelle gehört seit 1822 zur Pfarrei Schönau

Undeutlicher Text auf der Ansichtskarte:

Viele Grüße vom Michelsberg (Eifel).

St. Michaelskapelle

588 Meter ü.d.M.

Grabstätte des Grafen Goldstein,

letzter Graf von

Münstereifel,

gestorben am

25. Oktober 1587.

 

Das Hagelkreuz zwischen Schönau und Mahlberg